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Fahndungserfolg: Gesuchter Täter zu Messerangriff in Bietigheim-Bissingen wurde gefasst

Nach einem Messerangriff am 17. Oktober dieses Jahres vor dem Bahnhofsgebäude in Bietigheim, bei dem ein 21-Jähriger von einem zunächst unbekannten Täter schwer verletzt worden war, hat die Kriminalpolizei in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei einen 27-jährigen als Tatverdächtigen ermittelt.

Wie wir berichteten, war der 21-Jährige abends mit seiner Begleiterin in einem Zug der S-Bahn-Linie 5 von Ludwigsburg nach Bietigheim-Bissingen gefahren und hatte mit ihr über den mitfahrenden Unbekannten gescherzt, der augenscheinlich sehr aufgebracht Sprachnachrichten verfasste. Nachdem der Täter ihn bereits im Zug beschimpft hatte, sprach er den 21-Jährigen gegen 22:15 Uhr nach Verlassen des Zuges vor dem Bahnhofsgebäude in Bietigheim erneut an. Aus einem Streitgespräch entwickelte sich eine körperliche Auseinandersetzung, in deren Verlauf er dem Opfer Stich- und Schnittverletzungen beibrachte und anschließend flüchtete.

Im Zuge der Ermittlungen sicherten Beamte der Bundespolizeidirektion Stuttgart Aufzeichnungen der Innenraumüberwachung der S-Bahn, die in der Folge durch die Kriminalpolizei ausgewertet wurden. Dabei stellten die Ermittler Übereinstimmungen mit dem bereits wegen Körperverletzungsdelikten in Erscheinung getretenen 27-Jährigen fest. Bei einer richterlich angeordneten Durchsuchung wurde der Tatverdächtige am Mittwoch an seinem Wohnort festgenommen. Ein auf Antrag der Staatsanwaltschaft Heilbronn gegen ihn erlassener Haftbefehl wegen versuchten Totschlags wurde vom Haftrichter beim Amtsgericht Heilbronn in Vollzug gesetzt und er wurde in eine Justizvollzugsanstalt eingewiesen.

Geldwechsel-Trick: 73-Jähriger wird bestohlen

Mit dem Zwei-Euro-Trick hat ein Unbekannter am Donnerstag gegen 10:30 Uhr von einem 73-Jährigen im Parkhaus Asperger Straße 70 Euro ergaunert. Er sprach den Mann an und bat ihn. Zwei Ein-Euro-Münzen zu wechseln. Dabei verwickelte er den 73-jährigen in ein Gespräch und zog ihm unbemerkt mehrere Scheine aus seiner Geldbörse. Der Trickdieb wurde der Polizei wie folgt beschrieben: Ca. 50 bis 55 Jahre alt; 165 cm groß, Oberlippenbart und dunkle, nach hinten gekämmte Haare; sprach gebrochen Deutsch; trug eine schmale, eckige Brille mit dunklem Rand und ein dunkles Sakko. Das Polizeirevier Ludwigsburg, Tel. 07141/18-5353, bittet um Hinweise.

Polizeimeldungen aus dem Kreis

Ludwigsburg: Diebstahl von gesichertem Fahrrad

Am Montagabend zwischen 20:00 Uhr und 21:45 Uhr entwendete ein bislang unbekannter Dieb ein Fahrrad der Marke Giant. Das Mountainbike des Typs Tough Road SLR war mittels Ringschloss am Fahrradständer eines Hallenbades in der Erdmannhäuser Straße in Ludwigsburg gesichert. Der Dieb knackte das Schloss und entwendete das silberne Zweirad im Wert von etwa 1.900 Euro. Hinweise zur Sache nimmt das Polizeirevier Ludwigsburg unter 07141/18-5353 entgegen.

Ludwigsburg: Unfallflucht nach Kollision beim Abbiegen

Zwei PKW-Fahrer waren am Dienstag gegen 19:20 Uhr vom Industriegebiet Tammerfeld in Richtung Bundesstraße 27 unterwegs. Beim Abbiegen nach rechts, von der Porschestraße in die Ludwigsburger Straße (Landesstraße 1133), wechselte ein blauer VW Golf, vermutlich ein Modell der Reihe IV oder V mit mitmaßlich Stuttgarter Kennzeichen (S-), unvermittelt von der linken auf die rechte Fahrspur und streifte dabei den Skoda eines 23-Jährigen. Ohne danach anzuhalten fuhr der VW-Fahrer weiter auf die Bundesstraße 27 und anschließend auf die A81 in Fahrtrichtung Stuttgart. Es entstand ein Sachschaden, der auf einen etwa vierstelligen Bereich geschätzt wird. Das Polizeirevier Ludwigsburg, erreichbar unter 07141/18-5353, sucht Zeugen des Unfalls.

Ludwigsburg: Geschädigter nach Unfall auf Parkplatz gesucht

Das Polizeirevier Ludwigsburg, erreichbar unter 07141/18-5353, sucht nach einem Geschädigten eines möglichen Verkehrsunfalls. Auf dem Parkplatz 5F eines großen Einkaufscenters im Industriegebiet Tammerfeld, kam es beim Einparken zur Berührung zweier PKW. Ein dort geparkter weißer BMW mit eventuell Heilbronner Kennzeichen (HN-), vermutlich Modell X3 oder X5, wurde an der Frontstoßstange touchiert. Noch ehe der 47-jährige Mercedes-Lenker, der den möglichen Unfall verursachte, die Polizei verständigen konnte, war der BMW aber bereits davongefahren.

Marbach am Neckar: Auto gestreift und abgehauen

Vermutlich beim Vorbeifahren streifte ein bislang unbekannter Fahrzeuglenker einen VW Golf, der am Dienstag zwischen 19.15 und 20.30 Uhr in der Poppenweilerstraße in Marbach am Neckar auf einem Parkstreifen abgestellt war. Ohne sich um den entstandenen Sachschaden von etwa 3.000 Euro zu kümmern, machte sich der Verursacher anschließend aus dem Staub. Zeugen, die Hinweise geben können, melden sich bitte beim Polizeirevier Marbach unter der Tel. 07144 900-0.

Ditzingen-Hirschlanden: 2.000 Euro Sachschaden – Verursacher flüchtet

Ein Sachschaden von rund 2.000 Euro hinterließ ein bislang unbekannter Fahrzeuglenker am Mittwoch an einem Mercedes, der zwischen 00.00 und 19.15 Uhr in der Bergstraße in Ditzingen-Hirschlanden am Fahrbahnrand stand. Auf noch ungeklärte Art und Weise stieß der Unbekannte gegen das linke Fahrzeugheck und suchte daraufhin das Weite. Sachdienliche Hinweise zum Verursacher nimmt das Polizeirevier Ditzingen, Tel. 07156 4352-0, entgegen.

Gerlingen: Verkehrsunfallflucht

Nach einer Verkehrsunfallflucht, die sich am Mittwoch zwischen 09.30 und 12.20 Uhr in der Hasenbergstraße in Gerlingen ereignete, sucht das Polizeirevier Ditzingen, Tel. 07156 4352-0, nach Zeugen. Vermutlich beim Rangieren oder beim Vorbeifahren beschädigte ein noch unbekannter Fahrzeuglenker einen VW Tiguan, der in der Hasenbergstraße in Gerlingen geparkt war. Der Unbekannte hinterließ an dem Wagen einen Sachschaden von rund 2.000 Euro und fuhr anschließend davon.

Riesen beschenken Patrick mit einem Sieg

Die MHP RIESEN Ludwigsburg kehren siegreich vom dritten Auswärtsspiel der Saison 2019/2020 zurück: Die Schwaben gewannen die die heutige Partie bei der BG Göttingen 83:77 und beschenkten Headcoach John Patrick (400. BBL-Spiel) mit dem vierten Erfolg im fünften Spiel.

In Göttingen war die Bühne für das Jubiläum von John Patrick, der US-Amerikaner stand zum 400. Mal an der Seitenlinie der easyCredit BBL, nahezu perfekt bereitet: An seiner alten Wirkungsstätte wurde der 51-Jährige mit gewohnt offenen Armen und viel Freude begrüßt – auf und neben dem Parkett gab es aber natürlich nur einen wichtigen Faktor für Patrick: den Sieg. Für die bestmögliche Grundlage schickte er die eingespielte Starting Five bestehend aus Khadeen Carrington, Jaleen Smith, Nick Weiler-Babb, Thomas Wimbush und Jonas Wohlfarth-Bottermann aufs Parkett der Sparkassen-Arena. Doch beim immens unter Druck stehenden Tabellenletzten erwischten seine Schützlinge keinen guten Start, sahen sich schnell in Rückstand und zwangen so den Jubilar zur ersten Auszeit der Partie (8:3, 3. Spielminute). Die zusätzliche Ansprache und einige personelle Wechsel sorgten für einen höheren Fokus und drei Minuten später für den Führungswechsel, den Carrington per And-One und Marcos Knight mit weiteren Zählern veredelten (8:13, 6.). Doch trotz der kleinen Schwächephase hielten die Hausherren vor allem von jenseits der 6,75-Meter-Distanz (45 3P%) mustergültig dagegen und sorgten so für eine weitestgehend ausgeglichene Partie (19:23, 10.).

Zum Beginn der zweiten zehn Minuten übernahm dann mehr und mehr Carrington. Der 24-Jährige hängte Göttingens formstärksten Akteur Bennet Hundt in der elften Spielminute bereits sein drittes Foul an, kam erneut binnen kürzester Zeit auf eine zweistellige Punktausbeute und führte darüber hinaus in aller Ruhe Regie. Zufrieden konnten die Ludwigsburger aber mit ihrer Leistung nur phasenweise sein: Während die Hausherren um jeden Ball kämpften, spielten die MHP RIESEN nicht in letzter Konsequenz ihre Angriffe zu Ende, weshalb das Geschehen ausgeglichen blieb (29:34, 17.) und sich auch beim Gang in die Katakomben ein vergleichbares Bild bot: Während die Ludwigsburger immer wieder davonzogen, bleib Göttingen gallig und in Schlagdistanz (36:41, 20.).

Viertes Viertel zieht Göttingen den Zahn

Im Anschluss an den Seitenwechsel leisteten sich beide Teams – zumindest offensiv – keine weiteren Verschnaufpausen: Zahllose Wurfversuche fanden bei beiden Kontrahenten wie an der Perlenschnur aufgereiht den gewünschten Weg durch die Reuse. Da jedoch Göttingen Ludwigsburg aus dem Rhythmus brachte, zwei Versuche jeweils mit Foul im Korb unterbrachte und Hundt nun aufdrehte, rissen die Göttinger die Führung an sich (51:47, 24.). Patrick sah sich zur nächsten Auszeit genötigt und fand erneut die richtigen Worte. Seine Schützlinge ließen nicht weiter abreißen, kämpften angeführt von Kapitän Konstantin Konga um jeden Ball und blieben auf Tuchfühlung mit den immer gefährlicher werdenden Hausherren. Ludwigsburg vermisste zwar weiterhin sein Wurfglück von außen, zog nun aber immer wieder erfolgreich zum Korb (60:59, 30.).

Die spannende Crunchtime, die sich angesichts des Spielstands nach drei Vierteln andeutete, sollte sich bereits ab dem Beginn des vierten Viertels Bann brechen. Denn während die MHP RIESEN zwar weiterhin hart für ihre Punkte arbeiten mussten, nun aber mehr Glück bei ihrer Wurfauswahl hatten, schwand bei den Hausherren zusehends die Kraft (62:72, 35.). Allen voran Thomas Wimbush wusste die sich nun bietenden Gelegenheiten mustergültig auszunutzen: Während Ludwigsburgs #20 bis dato mit seiner Leistung gehadert und lediglich drei Punkte markierte hatte, agierte er nun wie entfesselt und war die letztlich entscheidende Offensivwaffe, die Göttingen nicht mehr zu kontrollieren wusste. Im Schlussabschnitt markierte Wimbush 11 Zähler und half dabei, dass sich er und seine Mannschaftskollegen zwar erschöpft aber siegreich auf die Heimreise machen konnten.

Statements und Stats

John Patrick: „Das war heute ein hart umkämpftes Spiel! Ich bin stolz darüber, dass wir gewonnen haben. Dennoch möchte ich Kompliment an Göttingen und besonders an Bennet Hundt richten, der uns heute besonders in der zweiten Hälfte dominiert hat. Dennoch: Wir haben heute Charakter gezeigt, als wir mit sechs Punkten hinten lagen und haben uns erfolgreich zurück gekämpft. Besonders Konstantin Konga hat uns mit seiner Defensive extrem geholfen. Ich bin glücklich, dass wir nach dem Seitenwechsel die schweren Würfe in der zweiten Halbzeit getroffen haben. Am Ende war das ein wichtiger Sieg für uns.“

Johan Roijakkers: „Gratulation an JP und Ludwigsburg zum Sieg. Am Ende bin ich wieder mit dem Auftritt meiner Mannschaft zufrieden. Natürlich aber nicht über das Ergebnis. Die Art und Weise des Auftretens und darüber, dass wir wieder das Maximale, vielleicht sogar etwas mehr als das Maximum herausgeholt haben, ist super. Kompliment an meine Spieler und an die Zuschauer für die tolle Stimmung in der Halle. Das hat uns sehr geholfen.“

Für Göttingen spielten: Bennet Hundt 25 Punkte, Terry Allen 10/6 Rebounds, Dominic Lockhart 10, Darius Carter 9, Mihajlo Andric 6, Dylan Osetkowski 6, Kyan Anderson 5, Mathis Mönninghoff 3, Elias Lasisi 3 und Dennis Kramer.

Für Ludwigsburg spielten: Marcos Knight 19 Punkte/9 Rebounds/5 Assists, Khadeen Carrington 17, Thomas Wimbush 14, Nick Weiler-Babb 10, Tanner Leissner 9, Hans Brase 8, Konstantin Konga 6, Jonas Wohlfarth-Bottermann, Jaleen Smith, Radii Caisin, Christian von Fintel und Ariel Hukporti.

Erste Heimniederlage der Steelers

Am gestrigen Freitagabend trafen die Bietigheim Steelers in der Ege-Trans Arena auf den EC Bad Nauheim. Dabei musste Steelers-Trainer Hugo Boisvert weiter auf Kapitän Niki Goc, Tim Schüle, Alex Preibisch und Torhüter Stephon Williams verzichten. Vom Partner aus Iserlohn war Julian Lautenschlager dabei und ebenfalls sein Pflichtspieldebüt in dieser Hauptrunde gab Fabjon Kuqi.

Spielverlauf:

Das Spiel begann mit gutem Tempo von beiden Seiten vor den 3.337 Zuschauern. Die erste gute Chance der Gäste parierte Cody Brenner stark in der dritten Spielminute. Kurz darauf war er auch auf dem Posten und hielt super gegen Andreas Pauli. Beim Führungstreffer durch Zach Hamill in der vierten Minute war er chancenlos – 0:1. Für die Hausherren war es Dennis Swinnen, der Felix Bick um Nauheimer Tor das erste Mal testete, dieser bestand diesen. Die Steelers kamen zur Mitte des ersten Abschnitts besser ins Spiel und zu guten Möglichkeiten. In der 13. Spielminute machte Felix Bick gegen Robert Kneisler und Yannick Wenzel im kurzen Eck rechtzeitig die Tür zu und hielt die knappe Führung fest. In der fairen Partie sprachen die Hauptschiedsrichter Roland Aumüller und Daniel Kannegießer in der 19. Minute die erste Strafe aus, es traf Freddy Cabana wegen Behinderung. Die Kurstädter machten nochmals mächtig Druck, doch Cody Brenner hielt die Scheibe fest und es ging mit dem knappen Rückstand in die erste Pause.

Mit noch 41 Sekunden Unterzahl starteten die Schwaben in den Mittelabschnitt, konnten diese aber schadlos überstehen. Nur zwei Minuten waren die Ellentaler dann mit Powerplay dran, da Kyle Gibbons wegen Stockschlags hinausmusste. Durch einen kuriosen Pfiff wurde die Chance auf den Ausgleich genommen und Lukas Laub wegen Behinderung auf die Strafbank geschickt. Dies ermöglichte den Gästen eine knappe Minute Überzahl, welche dank einer super Reaktion von Cody Brenner ohne Erfolg blieb. Die Partie nahm an Intensität zu ohne jedoch unfair zu werden. Nach einer kleinen Rangelei mussten Benjamin Zientek und Andreas Pauli in der 32. Minuten in die Kühlbox. Der Nauheimer musste für zwei Minuten raus, der Steeler 2+2 Minuten – Überzahl Nauheim. Das Penaltykilling der Schwaben funktionierte und es blieb beim 0:1. Als Max Prommersberger im Anschluss den Hammer auspackte, fehlte zum Ausgleich nicht fehl. Die vierte Strafe gegen die Ellentaler durfte Matt McKnight absitzen, die er gute vier Minute vor Ende des zweiten Drittels bekam. Obwohl Eric Stephan blutend auf dem Eis lag, ließen die Schiedsrichter das Spiel weiterlaufen und der ECBN traf durch Kyle Gibbons zum 0:2. Die Hausherren reagierten wütend und Felix Bick musste gegen Benjamin Zientek sein ganzes Können aufbieten um den Anschlusstreffer zu verhindern. Es blieb beim 0:2 nach 40 Minuten.

Im Schlussabschnitt drängten die Schwaben auf den ersten Treffer, doch Felix Bick hielt seinen Kasten sauber. Die beste Möglichkeit bis dato vergab Brett Breitkreuz nach acht Minuten. Zwei Minuten später Powerplay für die Steelers, da Tyler Fiddler Benjamin Zientek von den Beinen holte. Druck war da, doch das Tor wie vernagelt. 2:05 Minuten vor dem Ende nahm Hugo Boisvert seine Auszeit und Cody Brenner zugunsten des sechsten Feldspielers vom Eis. Der Vorteil war jedoch nach acht Sekunden dahin, da Norman Hauner wegen eines Bandenchecks eine kleine Strafe erhielt. Somit blieb es bei der 0:2-Niederlage für die Steelers, die erstmals in dieser Saison ein Heimspiel verloren und dabei seit dem 18.02.2018 zuhause ohne eigenen Treffer blieben.

Jetzt gilt es den Blick nach vorne zu richten und den Fokus auf Sonntag zu legen, denn da findet um 17:00 Uhr das Derby in Heilbronn gegen die Falken statt.

“Landrat, das passt zu mir” – Ludwigsburg24 im Interview mit Dietmar Allgaier

In Kornwestheim sieht man mit einem lachenden und einem weinenden Auge der anstehenden Landratswahl entgegen. Denn der allseits beliebte Erste Bürgermeister Dietmar Allgaier ist einer der vier Kandidaten, die sich um das Amt des Landrats in Landkreis Ludwigsburg bewerben. Dem gebürtigen Stuttgarter werden gute Chancen ausgerechnet, das Rennen für sich zu entscheiden. Ebenfalls gute Chancen auf eine behutsame Überprüfung aller Fakten, hätte die beschlossene Doppelstrategie der ÖPNV bei einer Wahl Dietmar Allgaiers zum neuen Landrat. Darüber hat er sich sogar schon mit dem neuen Oberbürgermeister von Ludwigsburg ausgetauscht.

Sie haben gesagt: Landrat, das passt zu mir! Warum passt das?

Die Aufgaben eines Landrats passen nach meiner Ansicht zu meiner Persönlichkeit. Ich bin gerne unter Menschen, bewege mich gerne in der Gesellschaft, bin sehr kommunikativ. Und ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen und gehe zielstrebig voran. Dies alles sind Eigenschaften, die das Berufsbild eines Landrats prägen. Ich bin niemand, der auf der Suche nach einem neuen Job ist. Aber diese Stelle reizt mich, auch weil sie eine besondere Herausforderung darstellt.

Wie hat man in Kornwestheim darauf reagiert, dass Sie das Rathaus verlassen wollen?

Bevor ich mich um das Amt beworben habe, habe ich mit den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats persönlich gesprochen, alle anderen Gemeinderäte habe ich per Mail informiert. Die Reaktionen sind sehr herzlich, was mich sehr ehrt und freut. Gerade erst hat mir wieder eine Mitarbeiterin gesagt, dass sie mir die Daumen drückt und mir den Sprung ins Landratsamt gönnen würde. Zugleich sagen alle unisono, dass sie es sehr bedauern, wenn ich Kornwestheim verlasse würde. Das freut mich deshalb, weil es eine schöne Anerkennung meiner Arbeit ist. Werde ich nicht gewählt, dann bleibe ich auf jeden Fall hier.

Wie hoch schätzen Sie Ihre Chancen ein, gewählt zu werden?

Wir sind vier Bewerber, die zur Wahl stehen, von denen drei Bewerber eine politische Basis haben. Die 103 wahlberechtigten Kreisräte machen sich derzeit ein Bild von den Persönlichkeiten der Kandidaten und deren Inhalte. Als einer der Bewerber steht es mir nicht zu, eine Prognose über die einzelnen Chancen abzugeben.

Wird die Entscheidung schon im ersten Wahlgang fallen?

Ich rechne damit, dass erst der dritte Wahlgang mit einfacher Mehrheit die Entscheidung bringt, weil davon auszugehen ist, dass die Parteien in den ersten beiden Wahlgängen die Stimmen ihren eigenen Kandidaten geben werden. Im dritten Wahlgang ist dann alles möglich.

Sie rechnen also durchaus mit Stimmen anderer Parteien?

Das wird man sehen. 2008 beispielsweise bin ich hier in Kornwestheim zum Bürgermeister gewählt worden von der CDU, der SPD und mit zahlreichen Stimmen aus den Reihen der Grünen sowie der Freien Wähler. Damals habe ich 21 von 27 Stimmen bekommen. 2012 bin ich dann bei geheimer Wahl einstimmig zum Ersten Bürgermeister gewählt worden. Von daher ist das Rennen für jeden Kandidaten offen. Ich habe mich allen Fraktionen vorgestellt und bin zudem der Meinung, dass der gewählte Landrat nur dem Landkreis und dem Kreistag unterworfen ist, aber keiner Partei. Deshalb sollte er auch immer einen Kontakt zu allen Fraktionen pflegen. Das tue ich als Erster Bürgermeister ebenso.

Auf welche Aufgaben freuen Sie sich besonders, sollten Sie die Wahl gewinnen?

Im Falle einer Wahl freue ich mich zuerst einmal, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen zu dürfen. Ebenso freue ich mich auf den Kontakt mit den ganzen Städten und Gemeinden, deren Bindeglied der Landrat ist. Die kommunalpolitische Arbeit eines Landrats ist spannend, weil sie direkt am Menschen ist. Natürlich freue ich mich auch auf die Herausforderungen, die dieses Amt mit sich bringt.

Welche Herausforderungen wären neu für Sie?

Ergänzend zu den Tätigkeiten meiner jetzigen Aufgabe als Erster Bürgermeister sind es die gemarkungsübergreifenden Themen der Mobilität, weitere Möglichkeiten beim Umwelt- und Klimaschutz und die Klinikenfinanzierung im Landkreis Ludwigsburg. Bei rein kommunalen Themen Wirtschaft und die Wohnraumversorgung, auch wenn der Landkreis da oftmals keine direkte Einwirkung darauf hat, möchte ich mit Städten und Gemeinden kooperieren und meine Erfahrungen einbringen. Außerdem würde ich dann gerne das Thema Innovation in meine Arbeit einfließen lassen.

Der Landkreis Ludwigsburg gehört zu den Top Ten der einkommensstärksten Kreise. Was kann der zukünftige Landrat tun, damit dies so bleibt.

Die Einnahmenseite ist immer nur mittelbar beinflussbar von den politischen Gremien und der Verwaltung oder gar dem Landrat selbst. Deswegen halte ich eine vernünftige und solide Haushaltspolitik des Landkreises auch in der Zukunft für wichtig. Das heißt beispielsweise, dass geplante Investitionen grundsätzlich immer auch auf ihre Folgekosten überprüft werden müssen. Wenn der Landkreis solide sowie generationengerecht handelt, wird auch, trotz aller nicht steuerbaren Einflüsse wie beispielsweise 2015 die Flüchtlingswelle, die ein enormes Finanzvolumen gebunden hat, der Wohlstand der Einwohnerinnen und Einwohner zu halten sein.

Sie selbst mussten in Kornwestheim vor ein paar Jahren als Finanzbürgermeister eine ungeplante Steuerrückzahlung in Höhe von über 20 Mio. Euro stemmen…

… was die Stadt tatsächlich geschafft hat, weil sie gemeinsam mit dem Gemeinderat in den Folgejahren den Haushalt so konsolidieren konnte, dass es an der einen oder anderen Stelle zwar schmerzhaft war, aber wir keine Leistungen streichen mussten. Wir haben die Krise überwunden, Kornwestheim steht schuldenfrei da und ist die Stadt im Landkreis mit der zweithöchsten Liquidität.

Kann ein Landrat neue Gewerbegebiete ausweisen, um neue Unternehmen an Land zu ziehen?

Die Hoheit über Planungen und Maßnahmen haben letztlich immer die Kommunen. Aber der Landrat kann gut unterstützen, wenn er mit den Bürgermeistern entsprechend über Entwicklungsmöglichkeiten kommuniziert. Als Landrat würde ich gerne Schwerpunkte setzen im Bereich Innovation und in den nächsten Jahren, junge, innovative Unternehmen in den Landkreis holen. Das sind nicht die Unternehmer, die große Flächen verbrauchen und Flächenressourcen benötigen, sondern sie benötigen oftmals am Anfang einfach nur eine Chance sowie eine politisch ideelle Unterstützung und manchmal vielleicht eine räumliche oder sachliche. Baden-Württemberg war schon immer das Land der Tüftler und Denker, wir haben dank guter Hochschulen sehr viele junge, innovative Köpfe, die man versuchen sollte, für den Landkreis zu gewinnen.

Welche Mechanismen hat ein Landrat, um beispielsweise beim Thema Wohnungsbau einzuwirken?

Der Landrat sollte ausgleichend und moderierend unterwegs sein. Natürlich sind die Bürgermeister und Gemeinderäte in ihren Entscheidungen autonom. Aber so ein übergreifendes Thema wie Wohnraum kann man nur gemeinsam angehen. Hier kann der Landkreis schon unterstützen, weil der Landkreis beispielsweise bei der Baulandplanung direkten Einfluss hat. Bei der Flächenausweisung und bei der Erstellung von Flächennutzungsplänen kann man unterstützen. Wichtig wird ebenso sein, mit den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften zu kooperieren und Gemarkungsübergreifend gemeinsam Projekte zu entwickeln, sofern die Kommunen dazu bereit sind.

Stichwort Doppelstrategie ÖPNV: Würden die Beschlüsse unter Ihrer Regie so durchgesetzt werden oder würden Sie sich nochmals genau anschauen, was seinerzeit zwischen Landrat Haas und Ludwigsburgs Ex-OB Spec verabredet wurde?

Gefassten Beschlüssen ist natürlich auch der neue Landrat unterworfen. Aber ich halte es dennoch für wichtig und richtig, die Fakten nochmals zusammenzutragen, um sie nüchtern und objektiv zu überprüfen auf das, was in dieser doch sehr aufgeregten Zeit insgesamt festgelegt wurde. Darüber habe ich mich mit dem neuen OB Dr. Knecht vor Kurzem bereits ausgetauscht, der es so ähnlich sieht wie ich. Man sollte dieses Thema noch einmal sehr behutsam angehen und sich besprechen, denn am Ende geht es um die hoffentlich beste Lösung für den Landkreis und da ist die Stadt Ludwigsburg ein wesentlicher Faktor. Aber die Frage der Mobilität geht weit über diese Diskussion hinaus, denn wir brauchen letztlich eine Lösung für den gesamten Landkreis.

„Ich ticke kommunal“, sagen Sie über sich. Was finden Sie an der kommunalen Ebene reizvoller als an der Landes- oder Bundespolitik?

Neben der Nähe am Menschen ist es die Sichtbarkeit des Handelns der Verwaltung sowie der Beschlüsse der Gremien. Die kommunalpolitische Arbeit findet an der Basis statt. Ich persönlich genieße es, wenn ich unterwegs bin und das Feedback der Bürgerinnen und Bürger bekomme, Anregungen und auch mal Kritik. Auf der kommunalen Ebene hat man eben die Möglichkeit, sehr viel schneller zu gestalten als in übergeordneten Organen.

 

Sie haben eben das Thema Kritik angesprochen. Wie reagieren Sie auf Kritik?

Mit sachlicher Kritik kann ich gut umgehen, was nicht geht, sind persönliche Anfeindungen, die ich allerdings in meinen elf Jahren als Bürgermeister noch nicht erlebt habe. Es ist natürlich auch immer eine Frage, wie man selbst mit seinem Gegenüber umgeht. Ich versuche, dies respektvoll zu tun, erwarte das allerdings auch umgekehrt. Die Gesellschaft hat sich allerdings verändert. Früher war die Verwaltung ein hoheitliches Organ, heute ist sie Dienstleister. Die Kommunen haben dies bereits zu großen Teilen wahrgenommen, der Landkreis muss noch ein bisschen daran arbeiten. Wenn man die Bürger mit ihren Anliegen ernstnimmt und vernünftig begründet, warum man nicht alles erfüllen kann, dann ist zumindest eine gewisse Akzeptanz vorhanden.

Sie sind Mitglied der CDU. Wann und warum sind sie in die Partei eingetreten?

Eingetreten bin ich 1994, also vor 25 Jahren. Zu dieser Zeit war ich Vorsitzender der Städtischen Orchester Kornwestheim. Als Vereinsvorsitzender ist man vor anstehenden Kommunalwahlen eigentlich immer im Blick der Parteien und Fraktionen. Also hat mich die CDU, deren Fraktionsmitglieder ich teils gut kannte und deren Themen mich überzeugt haben, angesprochen und ich konnte mir vorstellen, mich in meiner Heimatstadt politisch zu engagieren.

Würden Sie heute wieder in die CDU eintreten?

Ja, ich würde wieder in die CDU eintreten, möchte aber betonen, dass ich in all den Jahren meiner kommunalpolitischen Tätigkeit nie Parteipolitik betrieben habe. Für mich ging und geht es immer um Sachthemen.

Haben Sie Vorbilder in der Politik?

Vorbilder sind für mich die Politiker der alten Generation aus der Nachkriegszeit von Theodor Heuss bis Willy Brandt, also unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Sie haben letztlich alle dafür gesorgt, dass Deutschland wiederaufgebaut wurde.

Sie würden gerne Barack Obama kennenlernen, warum?

Seinen Politikstil fand ich sehr ansprechend. Als Präsident war er aus meiner Sicht wahnsinnig glaubwürdig und er hat eine sehr ehrliche, verlässliche Politik gemacht. Diese Eigenschaften halte ich für sehr wichtig, zumal die Politik allgemein sehr an Glaubwürdigkeit verloren hat.

Worüber würden Sie mit ihm reden?

Obama interessiert mich als Mensch. Er hat eine Kindheit erlebt, die nicht von Wohlstand geprägt war. Ich würde ihn viel zu seiner Biografie fragen, aber ebenso zu seinen Erfahrungen, die er während seiner Präsidentschaft gemacht hat.

Zurück zu Ihrer eigenen Karriere: Ihre Frau und die beiden Töchter unterstützen Ihre Landratskandidatur. Wie wichtig ist Ihnen diese Unterstützung?

Diese Unterstützung ist eine Grundvoraussetzung. Schon der Schritt in meine jetzige Funktion war mit meiner Familie eng abgestimmt. In so einem Amt brauchen sie diesen Rückhalt sowohl vom Ehepartner als auch von den Kindern, weil dieser Beruf großen Einfluss auf die Familie hat.

Hätten Sie im Zweifelsfall die Familie über die Karriere gestellt?

Ja, dann hätte ich tatsächlich auf eine Kandidatur verzichtet. Das habe ich schon einmal getan, als mir vor ein paar Jahren eine Kandidatur für eine OB-Stelle in einer Stadt mit 60.000 Einwohnern angeboten worden ist. Das war eine große Ehre für mich und ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, das Angebot anzunehmen. Aber die Stelle wäre mit einem Umzug verbunden gewesen, die Kinder hätten Schule und Umfeld wechseln müssen und das wollten wir damals nicht.

Wäre Ihnen ein Umzug ebenfalls schwergefallen?

Schon, denn ich fühle mich hier ausgesprochen wohl, hier sind meine Wurzeln. Kornwestheim bedeutet für mich Familie, Freunde, Heimat. Das geht aber über die Stadtgrenze hinaus. Wir haben hier im Landkreis eine solche Vielfalt, die finde ich einfach fantastisch. Wir haben hier Wirtschaft, Sport, Kultur, Kunst und Freiraum. Wir haben Weinberge, Naherholungsräume, landwirtschaftliche Freiflächen, das alles ist wunderschön und ich genieße es.

Dabei wollten Sie doch angeblich mal nach Kanada auswandern…

Das kommt durch meinen Vater. Als er neunzehn Jahre alt war, ist er für vier Jahre nach Kanada, um dort zu arbeiten. Als er auf Heimatbesuch kam, lernte er meine Mutter kennen und blieb. Er hat mir immer viel über dieses Land erzählt und mich dafür begeistert. Aber ich muss gestehen: Bis heute war ich noch nicht ein einziges Mal dort und der Auswanderertraum ist längst begraben.

Was für ein Vatertyp sind Sie?

Meine beiden Töchter liebe ich sehr. Manchmal bin ich wohl etwas überfürsorglich – zumindest aus der Sicht meiner Töchter. Ich möchte immer gerne wissen, wo sie sind, was sie machen und ob es ihnen gutgeht. Aber zugleich habe ich beiden immer den Freiraum gelassen, den sie benötigen. Lisa, meine Große, ist jetzt für ein Jahr nach Amerika. Sie findet das großartig, ich leide ein bisschen. Plötzlich fehlt ein Teil der Familie. Lisa ist nicht mehr in Reichweite, denn Washington ist nicht gerade ums Eck. Aber es war ihr Wunsch, das habe ich respektiert, weil ich weiß, dass es wichtig und richtig ist für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Also lerne ich jetzt loszulassen.

Welche Werte waren Ihnen wichtig in der Erziehung?

Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig, aber auch ein gutes Sozialverhalten und dass meine Kinder aus innerer Überzeugung fühlen, wie wertvoll Familie ist. Sie sollen sicher sein können, dass Familie, Eltern immer eine Basisstation sind – in jedem Alter und egal, worum es auch im Leben geht. Meine Frau und ich haben auch immer eine frühe Selbständigkeit der Mädchen unterstützt. Unsere jüngere Tochter Franziska wollte trotz Gymnasialempfehlung unbedingt auf die hiesige bilinguale Realschule. Wir haben sie diese Entscheidung tatsächlich selbst treffen lassen und es hat sich im Nachhinein gezeigt, dass dies goldrichtig war. Nun wird sie dieses Schuljahr ihr Abitur an der Mathilde-Planck-Schule in Ludwigsburg machen.

Wo möchten Sie sich als Politiker einbringen, dass Sie nachhaltig etwas für die Generation Ihrer Töchter und deren Nachkommen hinterlassen?

Das fängt schon damit an, dass ich die junge Generation ernst nehme. Die Jugend formuliert gerade sehr hörbar ihre ihnen wichtigen Bedürfnisse für die Zukunft. Da spielt der Klima- und Umweltschutz eine große Rolle. Auch meine große Tochter hat an den Friday for Future-Demonstrationen teilgenommen und wir haben daheim über das Thema diskutiert. Es ist unsere Pflicht, dass wir unsere Erde, unser Klima, unsere Natur so für die Enkel und Urenkel erhalten, dass unsere Jugend positiv in die Zukunft blicken kann.

Die Medien der Zukunft, also die Digitalisierung liegt mir ebenfalls am Herzen sowie das Thema Wohnen und der Schutz unseres unbebauten Lebensraums zur Erhaltung der Freizeitmöglichkeiten. Nicht zu vergessen die ständige Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Neben Frau und Töchtern gehört Ihre Liebe dem abgestiegenen VfB. Wie groß ist derzeit Ihr Liebeskummer?

Da ich jede Menge Herzblut mitbringe für diesen Verein, leide ich genauso mit wie jeder andere Fan. Zweimal zweite Liga innerhalb von zwei Jahren ist schon sehr schmerzhaft. Ich bin ja ehrenamtlich im Mitgliederausschuss tätig und schaue mir möglichst oft die Heimspiele im Stadion an. Natürlich ärgere ich mich über jede Niederlage und fiebere mit, dass am Ende der Saison der Aufstieg steht. Doch unterm Strich ist und bleibt es Sport.

Wie schätzen Sie derzeit Form und Leistung des Vereins ein?

So, wie die neuen Strukturen gerade aufgebaut werden, glaube ich, dass der Verein organisatorisch sowie personell gut aufgestellt sein wird und dadurch wieder in ruhigere Fahrwasser kommt. Die Ausgliederung halte ich noch immer für den richtigen Schritt und ich bin auch der Meinung, dass Wolfgang Dietrich zum damaligen Zeitpunkt der richtige Präsident war. Herr Dr. Gaiser ist für die Übergangszeit in seiner ruhigen, sachlichen und überlegten Art als kommissarischer Präsident ebenfalls der richtige Mann. Er ist sehr erfahren und ich schätze ihn sehr. Vieles wird jetzt davon abhängen, wer der neue Präsident wird. Er sollte auf jedem Fall die VfB-Familie wieder zusammenführen und integrieren, damit der Verein wieder eine Einheit wird. Was sportlich auf dem Platz abläuft, möchte ich nicht kommentieren, weil ich kein Fachmann bin.

Der neue Präsident muss mit Finanzen umgehen können, sich mit Verwaltung auskennen, er sollte für Personal ein Händchen haben, Fußballverstand und eine gehörige Portion Leidenschaft für diesen Sport sowie ein gutes Netzwerk mitbringen. Passt doch, falls das mit dem Landrat nicht klappen sollte!

(lacht herzhaft) Na ja, ich suche einen Job für mindestens acht Jahre und nicht nur für eins. Der Präsident des VfB Stuttgart sollte auch Sport- und Fußball-Kompetenz mitbringen und im besten Fall auch das passende Netzwerk. Und beides habe ich nicht. Deshalb wäre das für mich nicht der richtige Posten. Ich bewerbe mich nur auf Stellen, bei denen ich von mir selbst überzeugt bin, dass ich sie wirklich zu hundert Prozent gut ausfülle. In diesem Segment würde ich mir das auf jeden Fall absprechen.

Patricia Leßnerkraus und Ayhan Günes

Ein Fest für den Gaumen

Ein Besuch in der Kürbis-Ausstellung im Blühenden Barock ist nicht nur ein Fest für die Augen. Auch der Gaumen kommt in Ludwigsburg voll auf seine Kosten.

Wie in jedem Jahr haben sich die Macher der Ludwigsburger Kürbis-Ausstellung auch diesmal wieder jede Menge einfallen lassen. Kürbisse in allen Farben und Formen, liebe- sowie kunstvoll komponiert zu fabelhaften Märchenwesen. Doch nicht nur das Auge darf sich freuen. Die Ausstellung entwickelt sich von Jahr zu Jahr mehr zu einem Paradies für alle Kürbis-Schleckermäuler. Von heiß bis kalt, vom deftigen Hauptgericht über den süßen Brotaufstrich bis hin zu köstlichen Desserts und Knabbereien bietet das herbstliche Fruchtgemüse etwas für jeden Geschmack. Ein kulinarischer Rundgang von Ludwigsburg24 an einem sehr gut besuchten Sonntag in der Ausstellung lässt wirklich keine Wünsche unerfüllt.

„Die machen total süchtig”, schwärmt eine junge Besucherin von den gerösteten Kürbiskernen, die es entweder in der salzigen Variante zu kaufen gibt oder mit Zimt und Zucker für die Süßmäulchen unter den Besuchern. Und wer es lieber so richtig scharf liebt, der greift nach den Kernen mit Zucker und Chili. Aber Vorsicht: Zur Sicherheit lieber sofort eine Kürbis-Schorle als Feuerlöscher dazu ordern, denn die Chili-Variante hat es durchaus in sich. Immer wieder lecker und ausgesprochen aromatisch sind die unterschiedlichen Fruchtaufstriche, die garantiert nicht nur auf einem frischen Butterbrot schmecken, sondern auch gut zu Käse passen. “Basis ist jeweils der Kürbis, der entweder mit Erdbeere, Himbeere, Johannisbeere, Blau- oder Brombeere kombiniert wird. Bevorzugen Sie den reinen Kürbisgeschmack, dann nehmen Sie stattdessen lieber den Kürbis-Fruchtaufstrich ohne zusätzliches Obst, lediglich mit Zucker und Orangensaft verfeinert”, berät die freundliche Dame am Verkaufsstand. Die Wahl fällt wirklich schwer. Der Klassiker auf der Ausstellung ist und bleibt natürlich die Kürbissuppe, die mit Kürbiskernen und Kürbiskernöl serviert wird. Als Steigerung des Suppenklassikers bieten die Köche als besondere Einlage die Kürbismaultasche an. Richtig satt wird man davon garantiert.

Auf dem hellen Boden des Flammkuchens tummeln sich kräftig grüner Lauch und zarte Streifen des farbenfrohen Hokkaidos und lassen schon aufgrund der fröhlichen Optik das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Kürbis auf dem Flammkuchen, auf diese Idee wäre ich gar nicht gekommen, das mussten wir einfach mal probieren“, erzählt eine Mutter, die sich gerade diese Spezialität genüsslich mit ihrer Tochter teilt. Und wie schmeckt die Mischung? „Total geil”, bringt es die Tochter auf den Punkt. Ausgesprochen sättigend sowie sehr lecker sind die beiden Spaghettigerichte wahlweise mit herzhaftem Kürbiskernpesto oder einer raffinierten Kürbinese, die vegetarische Alternative zur italienischen Bolognese aus Hackfleisch. Doch es gibt noch weitaus mehr im hölzernen Speisetempel inmitten der Ausstellung. Verführerisch duftet es nämlich aus dem gusseisernen Riesenwok, in dem eine ebenfalls vegetarische Kürbis-Reispfanne gart. Dabei trifft Langkornreis auf das fruchtige Fleisch des Hokkaidos, auf Zwiebeln, Ingwer und Knoblauch kombiniert mit anderen Gemüsen wie Lauch, Blumenkohl, Broccoli, Zucchini oder Paprika und Weißwein. Abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer, Paprika, Curry und frischer Petersilie verwöhnt die Reispfanne nicht nur überzeugte Vegetarier. „Über jede Portion gebe ich zur Geschmacksabrundung noch ein paar Tropfen Kürbiskernöl, Kürbiskerne und einen Klacks Kürbispesto“, weiht der Koch neugierige Feinschmecker in sein Rezeptgeheimnis ein.

Dichtes Gedränge herrscht auch ein paar Meter weiter am Burgerstand. Der Burger ist ebenfalls rein vegetarisch und hört sich ausgesprochen gesund an. Im Patty stecken Pastinaken, Muskatkürbis, Kichererbsen, Zwiebeln, Rapsöl, Chiasamen und Maisgries, fein gewürzt mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und Kräutern. Der gebratene Patty wird serviert mit Salat, Tomaten, Ketchup, Burgersauce, Essiggurke und Röstzwiebeln im knackigen Kürbiskernbrötchen. Es muss sich herumgesprochen haben, dass die Burger der Hit sind, denn die Schlange vor dem Stand wird immer länger. Wer nicht für die Burger anstehen will, versucht es vis à vis am Bratwurst-Grill. Da ist die Schlange immerhin ein wenig kürzer. Zu kaufen gibt es nicht einfach nur eine Bratwurst, nein, es ist natürlich eine Kürbisbratwurst. „Wir haben ganze Kürbiskerne ins Brät eingearbeitet“, sagt der Grillmeister stolz, „dadurch schmeckt die Wurst so richtig crunchy“.

Nach so viel herzhaften Angeboten verlangt es glatt nach etwas Süßem. Klar, es gibt Kürbiskuchen oder Kürbismuffins. Das kennt man schon. Aber Kürbiseis, wie das wohl schmeckt? „Gebrannte Kerne vom steirischen Ölkürbis werden mit Zimt und Zucker geröstet, anschließend gemahlen und in Joghurteis eingerührt“, wirbt die Eisverkäuferin begeistert für ihr Produkt. Ein Versucherle ist diese außergewöhnlich aromatische Mischung unbedingt wert und das nicht nur für eingefleischte Eis-Fans. Spätestens zu einem Becher frischen Kaffee sollte man als Abschluss noch die spanische Spezialität Churros probieren. Das Brandteiggebäck wird frittiert und anschließend eingetaucht in Kürbinella, eine Schokoladencreme mit gerösteten Kürbiskernen und Kürbiskernöl. Danach geht dann wirklich nichts mehr rein.

Sie haben Appetit bekommen oder noch nicht alles probiert? Kein Problem, bis zum 3. November bruzelt, brät und gart es täglich weiter, denn Kürbisse sind noch reichlich da.

Patricia Leßnerkraus

Luftverschmutzung: Feinstaubalarm in Stuttgart

Die Landeshauptstadt Stuttgart hat am Montag, 21. Oktober, zum ersten Mal in dieser Feinstaubalarm-Periode Feinstaubalarm ausgelöst.

Beginn:
ab Mittwoch, 23. Oktober, 0 Uhr für den Autoverkehr
ab Dienstag, 22. Oktober, 18 Uhr für Komfort-Kamine

Ende:
Das Ende des Feinstaubalarms ist offen.

Ziel des Feinstaubalarms ist es, bei stark austauscharmen Wetterlagen in Stuttgart die erwartbare Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid zu reduzieren. Aktuell sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für mindestens Mittwoch und Donnerstag ein stark eingeschränktes Austauschvermögen der Atmosphäre voraus. Ab Mittwoch ist stabileres Hochdruckwetter vorhergesagt. Dies führt zu überwiegend sonnigen und trockenen Tagen mit wenig Wind. Die stärkere nächtliche Abkühlung trägt mit Bodeninversionen zu einem schlechteren Luftaustausch bei. Die Konzentration von Feinstaub, aber auch von Stickstoffdioxid in Stuttgart kann dann stark ansteigen. Es besteht die Gefahr von Überschreitungen der Grenzwerte. Bei Feinstaubalarm appellieren Stadt und Land an die Bevölkerung in Stuttgart und in der Metropolregion, das Auto möglichst in Stuttgart nicht zu nutzen und auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen oder Fahrgemeinschaften zu bilden.

Zudem ist bei Feinstaubalarm der Betrieb von sogenannten Komfort-Kaminen, die nicht der Grundversorgung, sondern nur als zusätzliche Wärmequelle dienen, untersagt. Die vom Land erlassene Verordnung zum Betriebsverbot für Komfort-Kamine (Luftqualitätsverordnung-Kleinfeuerungsanlagen) gilt an Tagen mit Feinstaubalarm während der gesamtem Periode bis zum 15. April 2020.

Zur Aufhebung des Feinstaubalarms muss der DWD eine nachhaltige und deutliche Verbesserung des Austauschvermögens prognostizieren, eine eintägige Unterbrechung der starken Einschränkung des Austauschvermögens reicht hierbei nicht aus.

Deutsche Bahn führt neuen Service ein

Ein Sprachroboter soll die Deutsche Bahn vom digitalen Abstellgleis in eine bessere Zukunft führen. “Semmi” heißt diese Künstliche Intelligenz (KI). Damit will der Konzern vor allem den Kundenservice verbessern.

Von 2021 an soll eine automatische Spracherkennung bundesweit eingesetzt werden – auch im Internet, sagt Sabina Jeschke, Bahnvorstand für Digitalisierung und Technik, nach Angaben der Süddeutschen Zeitung. Das System soll bei größeren Störungen, zum Beispiel nach Unwettern, zum Einsatz kommen und den Fahrgästen weiterhelfen.

Die Bahn hat das System sechs Wochen lang unter anderem am Berliner Hauptbahnhof getestet. Dazu hat das Unternehmen nach eigenen Angaben ein “künstlich intelligentes, cloudbasiertes Sprachdialogsystem entwickelt, das unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild eingesetzt werden kann – egal, ob als Chatbot in einer App, als Sprachassistent oder als Roboter”.

Der Name “Semmi” steht für Sozio-Empathische Mensch-Maschine-Interaktion. Die Bahn will damit unter anderem das Personal an den Schaltern entlasten. Das System erkennt und beantwortet Fragen auf Deutsch und Englisch automatisch. Bei Bedarf beherrscht Semmi weitere Sprachen wie Französisch, Polnisch, Spanisch und Italienisch.

Die meisten Kunden seien am Ende der Testphase zufrieden mit den Antworten des Computers gewesen, betont die Deutsche Bahn. Der Roboter lerne im Umgang mit den Passagieren ständig hinzu und verstehe inzwischen auch Umgangssprache besser, heißt es. Offen sei, ob Kunden auch Fahrkarten über das System kaufen könnten.

“An einer radikalen Digitalisierung führt kein Weg vorbei”, sagt Sabina Jeschke der “SZ”. Die Bahn will bis 2030 auch den gesamten Fernverkehr digitalisieren. Sind die Züge von Computern gesteuert unterwegs, dürfen sie in kürzeren Abständen fahren. So kann die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben auf dem gleichen Netz etwa 30 Prozent mehr Passagiere befördern. Allerdings kostet die Umstellung viele Milliarden Euro.

Ralf Loweg

Geburtstag: Das Internet wird 50

Happy Birthday: Am 29. Oktober 2019 feiert das Internet seinen 50. Geburtstag. Ein Meilenstein auf dem Weg zum Erfolg war die Erfindung der E-Mail durch Ray Tomlinson Anfang der 1970er Jahre. Die erste E-Mail in Deutschland kam am 3. August 1984 in Karlsruhe bei Professor Werner Zorn (77) an, der 2001 ans Hasso-Plattner-Institut (HPI) berufen wurde. In der elektronischen Post heißt Laura Breeden vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston den deutschen Wissenschaftler und seinen Mitarbeiter Michael Rotert im damaligen CSNET willkommen.

Bis auf die E-Mail-Adresse gebe es zu heutigen E-Mails keine so großen Unterschiede, sagt Professor Zorn. 1984 habe es noch keine übergreifende Domänen-Adressierung gegeben, sodass jedes der außerhalb Deutschlands existierenden Computer-Netzwerke andere Formate hatte, so Perofessor Werner Zorn: “Bei Mail-Kommunikation über Netzgrenzen hinweg ergaben sich zum Teil so lange und komplizierte Zeichenfolgen, dass diese als Adress-Symphonien bezeichnet wurden.”

Im CSNET – einem Vorläufer des Internets – hätte er damals die schöne Adresse zorn@germany gehabt – “aber es gab damals eben einfach noch nicht so viele Nutzer.” Tja, das waren noch Zeiten.

Ralf Loweg