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Kfz-Versicherung: Das sollten Rabatt-Jäger wissen

Im Tarif-Dschungel der Autoversicherungen lässt sich jede Menge Geld sparen. Allerdings ist es nicht immer einfach, den Durchblick zu behalten. Denn bei mehr als 50 Tarifmerkmalen, die den Preis einer Kfz-Versicherung bestimmen, stochern viele Autofahrer im Nebel herum.

Die Experten von Check24 klären auf: Eine reine Haftpflichtversicherung kostet demnach 49 Prozent weniger als Vollkaskoschutz. Wählen Versicherungsnehmer Teilkasko- statt Vollkaskoschutz zahlen sie 28 Prozent weniger.

Günstiger wird die Kfz-Versicherung auch, wenn Versicherungsnehmer weniger Kilometer im Jahr zurücklegen. Ein Beispiel: Verbraucher, die ledigliche 6.000 Kilometer Fahrleistung statt 12.000 Kilometer angeben, zahlen durchschnittlich 13 Prozent weniger.

“Verbraucher sollten in erster Linie auf individuell passende Leistungen achten und ihren Versicherungsschutz nicht nach einzelnen Rabatten auswählen”, sagt Dr. Tobias Stuber, Geschäftsführer Kfz-Versicherungen bei Check24. “Um den Versicherungsschutz nicht zu gefährden, müssen die Angaben zu Tarifmerkmalen wahrheitsgemäß erfolgen.”

Verbraucher, die den Fahrerkreis ihres Pkw nicht einschränken, zahlen im Schnitt 179 Prozent mehr als Halter, die allein als Fahrer des Autos eingetragen sind. Durchschnittlich 70 Prozent teurer wird es für Vielfahrer, die 35.000 Kilometer statt 12.000 Kilometer im Jahr zurücklegen.

Auch das Alter des Versicherungsnehmers hat großen Einfluss auf den Versicherungsbeitrag. Ein Fahrer über 75 Jahre zahlt 58 Prozent mehr Kfz-Versicherung als ein 45-Jähriger. Ähnlich stark verteuert sich der Jahresbeitrag, wenn der versicherte Pkw statt 116 PS auf eine Motorleistung von 290 PS kommt. Dann werden 46 Prozent mehr fällig.

Doch Vorsicht: Die verschiedenen Tarifmerkmale wirken sich nicht bei allen Versicherern gleich auf den Beitrag aus. Während manche Versicherer für bestimmte Merkmale Rabatte gewähren, berechnen andere Aufschläge. Auch hier ein Beispiel: Wohnen Fahrzeughalter in einer Eigentumswohnung statt zur Miete, gewähren manche Versicherer bis zu zehn Prozent Rabatt, andere schlagen fünf Prozent auf.

Ralf Loweg

Ludwigsburger Unternehmen sind beim Klimabündnis dabei

Ludwigsburg: Gemeinsam die Natur und Umwelt vor Ort in Ludwigsburg schützen: Darum geht es beim Ludwigsburger Klimabündnis, an dem sich im Juli schon viele Vereine, Verbände und Initiativen beteiligt haben. Gabriele Nießen, Ludwigsburgs Bürgermeisterin für Stadtentwicklung, Hochbau und Liegenschaften, hat sich am vergangenen Dienstag nun auch mit Vertretern von 15 Firmen getroffen, um beim Unternehmerfrühstück über eine mögliche Zusammenarbeit im Klimaschutz zu sprechen.

„Ich freue mich sehr, dass so viele engagierte Unternehmen unserer Einladung gefolgt sind“, erklärt die Bürgermeisterin, in deren Dezernat auch das Thema Klimaschutz mit einer eigenen Stabsstelle Klima, Energie und Europa angesiedelt ist. „Wir stellen dabei nichts vor“, sagt Gabriele Nießen über das Klimabündnis. „Es ist schon viel berichtet worden, was die Stadt beim Klimaschutz tut. Jetzt hören wir zu, und wir führen einen Dialog auf Augenhöhe“, beschreibt sie die Vorgehensweise. „Wir wollen keine Symbolpolitik machen, sondern gemeinsam daran arbeiten: Welche Maßnahmen können wir zum Klimaschutz im Alltag ergreifen?“

Die meisten der teilnehmenden Firmen engagieren sich bereits für das Klima, vom Mobilitäts-Management mit begrünten Fahrrad-Garagen auf dem Firmengelände bis hin zu Klimaschutz-Apps und einem papierlosen Büro. Die Unternehmen machen also schon viel zum Klimaschutz, gemeinsam wollen sie für aktuelle und künftige Klimaprojekte werben, sich vernetzen und miteinander austauschen – bis hin zu gemeinsamen Aktionen. Der Grundstein dafür wurde an diesem Vormittag gelegt, beim nächsten Treffen im Dezember soll die Struktur eines Unternehmens-Zusammenschlusses weiter ausgearbeitet werden.

Ziel des Ludwigsburger Klimabündnisses ist es, die gesamte Stadt beim effektiven Klimaschutz einzubinden. Mit dem Unternehmer-Treffen wurden interessierte Firmen an einen Tisch geholt, um sie für das Ludwigsburger Klimabündnis zu gewinnen. Und die Anwesenden waren sich einig: Sie möchten sich aktiv im Klimaschutz und im Klimabündnis in ihrer Stadt einbringen.

Am 23. Oktober 2019 kommt das Ludwigsburger Klimabündnis erneut mit Vertretern aus den verschiedensten Bereichen der Stadtgesellschaft zusammen, darunter auch viele der Unternehmen. Dann werden unter anderem drei konkrete Maßnahmen erarbeitet, die 2020 von allen Bündnismitgliedern zusammen umgesetzt werden sollen.

Die teilnehmenden Unternehmen beim Treffen am 15. Oktober 2019:

  • Dr. Oliver Kelkar, MHP Management- und IT-Beratung GmbH, Associated Partner | Head of MHPLab Ludwigsburg
  • Markus Ziemer, Geschäftsführer Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH
  • Reiner Boucsein, Geschäftsführer IHK Region Stuttgart Bezirkskammer Ludwigsburg
  • Gerd Michler, Geschäftsführer U.I. Lapp GmbH
  • Sebastian Uhlig, Filmakademie
  • Annemarie Rapp, Assistenz der Geschäftsführung IKK classic
  • Christian Schneider, Geschäftsführer SWLB
  • Dirk Zedler, Geschäftsführer von Zedler- Institut für Fahrradtechnik und –Sicherheit GmbH
  • Monika Schittenhelm, Monika Schittenhelm Garten- und Landschaftsbau
  • Rainer Pescheck, Technischer Leiter Karlshöhe Ludwigsburg
  • Jenny Ärlemalm, IKEA Deutschland GmbH &Co. KG, Local Marketing Leader / PR
  • Martin Mangold, Technischen Leiter der Firma SATA GmbH & Co. KG
  • Stefan Schenk, W&W Service GmbH
  • Dirk Markhoff, Abteilungsleiter Bau- und Beschaffungsmanagement Kreissparkasse Ludwigsburg
  • Eberhard Kraut, Stellvertretender Geschäftsführer AOK Ludwigsburg-Rems-Murr

Klima-Paket: Wer die Zeche wirklich zahlt

Die Politik feiert das Klima-Paket als großen Wurf. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sieht das anders. In einer aktuellen Studie haben die Experten berechnet, dass durch den geplanten CO2-Preis Geringverdiener stärker belastet werden als Spitzenverdiener.

Ein wichtiger Bestandteil des Klima-Pakets ist die Bepreisung des CO2-Ausstoßes, durch die beispielsweise Benzin oder Diesel teurer werden sollen. Ab 2021 soll der Preis bei zehn Euro pro Tonne CO2 liegen. Danach soll er schrittweise steigen. Der Einstiegspreis wurde von vielen Wissenschaftlern als zu niedrig und damit nahezu wirkungslos kritisiert.

Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben einen weiteren Kritikpunkt: Gemessen am Haushaltseinkommen trifft der CO2-Preis in seiner jetzt geplanten Form vor allem Geringverdiener. In einer neuen Studie des DIW heißt es zur CO2-Bepreisung: “Die privaten Haushalte mit niedrigen Einkommen werden dabei deutlich stärker belastet als die hohen Einkommen.” Die Studie liegt dem ARD-Hauptstadtstudio exklusiv vor.

Die Wissenschaftler haben berechnet, dass auf Haushalte mit niedrigerem Einkommen im Durchschnitt eine Belastung in Höhe von teils mehr als einem Prozent ihres Nettoeinkommens zukommt. Das oberste Zehntel der Haushalte hat hingegen im Durchschnitt nur eine Mehrbelastung von 0,4 Prozent seines Nettoeinkommens zu erwarten.

Zwar ist der CO2-Ausstoß von reicheren Menschen tendenziell höher, doch auch ärmere Menschen müssen im Winter heizen. Gemessen an ihrem Einkommen trifft sie eine CO2-Bepreisung proportional mehr.

Ralf Loweg

Landkreis Ludwigsburg startet neue Veranstaltungsreihe zur Förderung von Migrantinnen

Die Veranstaltungsreihe unter dem Motto  „Migrantinnen starten durch!“ soll Frauen mit Migrationsgeschichte bei der gesellschaftlichen und beruflichen Integration unterstützten. Ziel ist dabei, ihre Stellung als Frau zu stärken und zu fördern. Dazu werden im Rahmen der Veranstaltungen Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt und Anregungen zur Gestaltung der beruflichen und gesellschaftlichen Zukunft gegeben. Zielgruppe sind neben Migrantinnen auch Ämter, Institutionen, Vereine und Organisationen, die als Multiplikatoren für Frauen mit Migrationshintergrund eine wichtige Informationsvermittlung vor Ort darstellen und maßgebliche Impulse geben können. Dabei wird bei einem Markt der Möglichkeiten von Ausstellern über landkreisweite und lokale Integrationsangebote, Angebote zur beruflichen Bildung, den beruflichen Wiedereinstieg und frauenspezifische Belange informiert. Gleichzeitig sollen die Beteiligten mit den Besucherinnen über aktuelle Bedarfe und Herausforderungen, Ideen sowie Wünsche ins Gespräch kommen.

Die Veranstaltungsreihe beruht auf der Idee, Migrantinnen vor Ort in den Gemeinden und Städten zu erreichen und zu ermutigen, Chancen zur beruflichen und gesellschaftlichen Partizipation zu ergreifen.

Landrat Dr. Rainer Haas zufolge vereint das Konzept somit zwei wichtige Ziele des Landkreises: „Mit der neuen Veranstaltungsreihe hat der Landkreis Ludwigsburg ein Konzept geschaffen, das nicht nur die Integration von Frauen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt in den Fokus nimmt, sondern dieses Thema speziell mit der Integration von Migrantinnen verbindet. Damit bietet der Landkreis Ludwigsburg ein einzigartiges Konzept zur Förderung der beruflichen und gesellschaftlichen Partizipation von Frauen mit Migrationshintergrund an.“

Martin Scheel, der Leiter der Agentur für Arbeit Ludwigsburg, sieht in dieser Veranstaltungsreihe die Chance, noch mehr Frauen mit Migrationshintergrund zu erreichen und möglichen Benachteiligungen entgegenzuwirken. „Wir wollen, dass alle hier lebenden Menschen ihre Potenziale voll einbringen können. Dies erreichen wir nur, wenn wir unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit ausländischen Wurzeln sehr zielgerichtete Informations- und Beratungsmöglichkeiten bieten“, so Scheel.

Die Auftaktveranstaltung findet am Freitag, 18. Oktober 2019, von 9.30 bis 11.30 Uhr in der Gemeinde Schwieberdingen im Bürgersaal statt und startet mit einer Begrüßung durch den Schwieberdinger Bürgermeister Nico Lauxmann. Weitere  Folgeveranstaltungen werden mit der Stadt Besigheim am Donnerstag, 7. November 2019, von 17.00 bis 19.00 Uhr und mit der Großen Kreisstadt Remseck am Neckar im Februar 2020 stattfinden.

 

Arbeitskreis „Migrantinnen“

Cynthia Schönau,           Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamts

Rasha Odeh,                    Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte des Landratsamts

Alexandra Diener,           Integrationsbeauftragte des Landratsamts

Kathrin Falke,                  Leiterin des Jobcenters Landkreis Ludwigsburg

Karin Lindenberger,       Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit

Claudia Mariyarasa,      Migrationsbeauftragte der Agentur für Arbeit

5G-Netze: Auch Huawei darf “mitspielen”

Die Bundesregierung will den chinesischen Telekommunikationsanbieter Huawei beim Ausbau der 5G-Netze nicht ausschließen. Dafür bedankte sich das Unternehmen nun. Das schaffe gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Anbieter, sagte ein Huawei-Sprecher: “Dieses Vorgehen, das auf Fakten und Standards basiert, hat beispielhafte Bedeutung, um globale Herausforderungen an Cybersicherheit anzugehen.”

Eine “Politisierung der Cyber-Sicherheit” behindere nur die technologische Entwicklung und den sozialen Fortschritt, ohne Sicherheitsfragen der Länder zu beantworten, sagte er weiter in einem indirekten Hinweis auf den Widerstand Washingtons gegen den Einsatz von Technologie von Huawei.

Das Unternehmen steht in den USA wegen Sicherheitsbedenken auf einer Schwarzen Liste. Auch warnt die US-Regierung andere Länder davor, Ausrüstung von Huawei einzusetzen. Der chinesische Netzwerkausrüster hat Spionagevorwürfe stets zurückgewiesen und betont, sich an geltende Gesetze zu halten.

Nach neuen deutschen Regeln müssen Lieferanten eine Erklärung der Vertrauenswürdigkeit abgeben und zusichern, keine vertraulichen Infos ins Ausland weiterzuleiten. Eine zentrale Rolle spielt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das die genutzten Komponenten überprüft. Ende 2019 soll das auch in Deutschland umstrittene Regelwerk beschlossen werden.

Ralf Loweg

 

Europa mit Zuwächsen, USA und China im Minus

Die internationalen Automärkte bleiben in Bewegung, die Richtungen gehen aber auseinander. Im September verzeichnen die Märkte in Europa, Japan und Brasilien bis zu zweistellige Zuwächse, die Absätze in den USA, China, Indien und Russland gingen hingegen zurück. Das teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit.

Konkret stieg der europäische Pkw-Markt um 14 Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge. Hier machte sich die volle Verfügbarkeit nach den WLTP-bedingten Engpässen im Vorjahr bemerkbar. Die fünf größten europäischen Einzelmärkte konnten zulegen: Deutschland verzeichnete das kräftigste Wachstum (+22 Prozent). Auch Frankreich (+17 Prozent), Italien (+13 Prozent) und Spanien (+18 Prozent) wuchsen zweistellig. Nach den ersten neun Monaten 2019 steht der europäische Pkw-Markt bei einem Volumen von 12,1 Millionen Fahrzeugen, ein Minus von zwei Prozent.

In den USA sank der Light-Vehicle-Absatz (Pkw und Light Trucks) im September aufgrund zweier Verkaufstage weniger um elf Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge. Im bisherigen Jahresverlauf ist der Absatz-Rückgang aber moderat, er liegt bei 12,7 Millionen verkauften Light Vehicles bei minus einem Prozent.

In China sieht es alarmierender aus: Mit 1,9 Millionen Fahrzeugen lag das Marktvolumen sechs Prozent unter dem Vorjahresniveau. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurden insgesamt 15 Millionen Pkw abgesetzt, ein Rückgang von zwölf Prozent.

Andreas Reiners

Bei Krediten verschwenden die Deutschen bares Geld

Im heutigen Tarif-Dschungel kann ein Vergleich bares Geld sparen, ob nun bei Telefon, Strom oder Internet. Beim Stöbern nach besseren Verträgen sind die Deutschen gut unterwegs, denn wie eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage zeigt, hat fast jeder Deutsche (91 Prozent) schon einmal während der Vertragslaufzeit nach günstigeren Tarifen gesucht. Einen Bereich sparen die Deutschen aber aus: die Kreditverträge.

Nicht mal jeder dritte Kreditnehmer (29 Prozent) prüft während der Laufzeit, ob es einen günstigeren Kredit gibt. “Wer in der aktuellen Tiefzinsphase von Anfang bis Ende der Laufzeit denselben Zinssatz für seinen Kredit zahlt, verschenkt mit hoher Wahrscheinlichkeit Geld. Kreditnehmer sollten alle sechs Monate prüfen, ob sich eine Umschuldung lohnt”, sagt Alexander Artopé, Geschäftsführer des Kreditportals smava.

Die durchschnittliche Laufzeit von Ratenkrediten beträgt vier Jahre. Aber: 71 Prozent der Kreditnehmer prüfen während dieser Zeit nicht, ob sie zu einem günstigeren Kredit umschulden können. Dadurch wird bares Geld verschenkt. Denn Kredite sind heute günstiger als vor vier Jahren, im Bundesdurchschnitt sanken die Zinsen um sieben Prozent. Wer seinen Kredit vor vier Jahren direkt bei der Bank abgeschlossen hatte, konnte beispielsweise im ersten Halbjahr 2019 durch eine Umschuldung über smava im Schnitt 46 Prozent sparen.

Wie wichtig es ist, sich regelmäßig zu kümmern, zeigt die Tatsache, dass die Zinssätze für Ratenkredite von Monat zu Monat schwanken. Bedeutet: Man kann viel sparen, wenn man einen besonders günstigen Zeitpunkt erwischt. “Besonders niedrige Zinsen lassen sich leider nicht vorhersagen. Kreditnehmer sollten daher regelmäßig Kreditangebote vergleichen, um einen besonders günstigen Moment für die Umschuldung zu finden”, sagt Artopé.

Andreas Reiners

Nobelpreis für Armutsforscher

Die Ökonomen Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer wurden von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften für ihren “experimentellen Ansatz zur Linderung globaler Armut” ausgezeichnet. Nun erklärt Prof. Dr. Hendrik Schmitz, Wirtschaftswissenschaftler der Universität Paderborn, die Forschungsarbeit der Preisträger und erläutert ihre Relevanz für unsere Gesellschaft.

Die mit dem Alfred Nobel gewidmeten Gedächtnispreis ausgezeichneten Ökonomen untersuchen Armut vor allem in Entwicklungsländern. Hier wird in der Regel nicht – wie etwa in Deutschland – der relative, sondern der absolute Armutsbegriff angewendet. Arm ist laut derzeitiger Definition der Weltbank demnach, wer mit weniger als 1,9 Dollar pro Tag auskommen muss. “Die ausgezeichneten Forscher befassen sich verstärkt mit Regionen der Welt, in denen die Ärmsten der Armen leben und legen hierzu eine Armutsgrenze von 99 US-Cent an”, berichtet Schmitz.

Aber weder bei absoluter noch bei relativer Armut gebe es allgemeingültige Grenzen. “Verschiedene Interessengruppen legen verschiedene Kriterien an, je nachdem ob eine höhere oder niedrigere Armutsquote erwünscht ist”, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Für die Forschung der Nobelpreisträger sei die Definition der Armutsgrenze allerdings nicht zentral.

Die drei Ökonomen hätten den Nobelpreis vor allem auch für die Etablierung ihrer Forschungsmethode in den Wirtschaftswissenschaften erhalten: den “Feldexperimenten”. Mit dieser Methode könne man rigoros untersuchen, welche Maßnahmen zur Armutsreduktion funktionieren und vor allem auch, welche nicht.

Um zum Beispiel zu testen, welche Maßnahmen für eine bessere Bildung von Kindern sorgen, probieren sie diese einzeln aus. “Sie teilen Schüler nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe erhält zum Beispiel regelmäßige Gesundheitsvorsorge, etwa Wurmkuren, die andere nicht.” Dann würden beide Gruppen über einen längeren Zeitraum verfolgt. Schmitz: “In der Gruppe mit besserer Gesundheitsversorgung bleiben die Kinder deutlich seltener dem Unterricht fern und erzielen bessere Ergebnisse.”

Die Forscher würden so auch viele andere Maßnahmen ausprobieren, etwa das Verteilen von Schulbüchern, die Verkleinerung von Schulklassen oder die Errichtung von Computerräumen, die sich allerdings als deutlich weniger wirksam erwiesen hätten. “Von vielen Maßnahmen, bei denen man annehmen könnte, dass sie alle funktionieren, bleiben nur wenige übrig, bei denen es tatsächlich bewiesen werden kann”, stellt Schmitz klar.

Armutsforschung hat in der Volkswirtschaftslehre lange ein Schattendasein gefristet. “Dies hat sich grundlegend geändert”, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. “Die hohe wissenschaftliche Relevanz zeigt sich natürlich daran, dass der Wirtschaftsnobelpreis an drei Armutsforscher vergeben wurde und damit nicht nur die Forscher, sondern auch das Forschungsfeld geadelt wurden.”

Pkw-Markt schwächelt

Auf dem Automarkt hält sich die Kauflaune in Grenzen. Im langfristigen Vergleich fiel das Neuwagen-Volumen recht niedrig aus, berichtet die Zeitschrift “kfz-betrieb” auf Basis einer Analyse von “Dataforce”.

Der sprunghafte Anstieg des Neuwagenabsatzes im September um 22,2 Prozent findet in verschiedenen Marktsegmenten seine Ursachen. Wie aus einer Analyse der Zulassungszahlen durch die Marktforschung Dataforce hervorgeht, bleibt das Privatkundengeschäft im langfristigen Vergleich aber dennoch sehr schwach.

Zwar stiegen in diesem Segment die Zulassungszahlen um 19 Prozent auf 80.714 Einheiten. Das allerdings sei ausweislich der Dataforce-Datenbank der zweitniedrigste Wert seit dem Jahr 2001 für den Verkauf an Privatpersonen in einem September – der bisher niedrigste Wert stammt aus dem Vorjahr aufgrund des WLTP-Loches mit 67.838 Einheiten, teilt das Blatt mit. Damit gerate das schon seit Jahresanfang schwächelnde Privatkundengeschäft weiter unter Druck.

Lars Wallerang

Der Kürbis ist international und vor allem uralt

Bevor der Kürbis nach Europa kam und auch die deutsche Küche eroberte, war er auf einem anderen Kontinent schon längst ein Klassiker. Doch viele der ursprünglichen Sorten sind inzwischen vom Aussterben bedroht. Die Macher der Kürbisausstellung im Blühenden Barock haben deshalb Maßnahmen ergriffen, um die Urkürbisse zu retten.

Wer kennt sie nicht, die leckeren Kürbisse, die derzeit wieder überall angeboten werden: der Butternut, der Muskat- und der Spaghettikürbis, die Bischofsmütze und – nicht zu vergessen – der kräftig orangefarbene Hokkaido, der unserer geliebten Kürbissuppe so eine herrliche Farbe verleiht. Es gibt sie alle in verzehrtauglicher Größe zu kaufen, dazu findet man mittlerweile jede Menge an unterschiedlichen Rezepten für die Verarbeitung des Fruchtgemüses.

Kaum noch bekannt und erhältlich sind dagegen die Raritäten, die Ur-Kürbisse, die es schon seit hunderten von Jahren gibt und die alle ursprünglich aus Amerika kamen. Ein Großteil dieser Sorten haben wir vor allem den Indianern zu verdanken, deren unterschiedliche Stämme jeweils ihre eigene Kürbisart hatte, z.B. den Lakota oder den Hopi. „Da die Indianer im Rahmen ihres Nomadentums viel herumgereist sind, haben sie mit anderen Stämmen das Saatgut getauscht, so dass auf diese Weise jeder Stamm mehrere Sorten hatte. Dank der fleißigen Bienen wurden die einzelnen Kürbisse durchkreuzt, so dass schon allein bei den Indianern in Amerika eine große Sortenvielfalt entstand“, erzählt Stefan Hinner, der Leiter des Veranstaltungsteams der Ausstellung. „Erst mit Christopher Columbus kamen die ersten Kürbisse nach Europa, wo sie sich dann in die einzelnen Länder verteilt haben und wiederum neu gekreuzt wurden. So ist diese unglaubliche Artenvielfalt auch in Europa und mit der Zeit weltweit entstanden. Allein im letzten Jahr konnten wir unseren Besuchern hier 684 verschiedene Sorten zeigen.“ Zu den europäischen Ur-Kürbissen zählen beispielsweise ländereigene Gewächse wie der französische Muscat de Provence, der Napoli oder der Zucca Mantovana in Italien, der Gelbe Zentner in Deutschland, der Blaue Ungar in Ungarn oder der Bergkürbis aus der Türkei.

Doch was für die Indianer früher existenziell war, ist heute der Nachteil für den hiesigen Verbraucher – diese Kürbisse werden alle sehr groß und können schnell mal fünf bis zehn Kilo oder noch mehr wiegen. „Weil niemand mehr so große Kürbisse kaufen will, werden diese Ur-Arten leider von den Landwirten trotz ihres feinen Geschmacks nur noch selten angebaut und sind vom Aussterben bedroht“, bedauert Hinner. Deshalb haben sich die Macher der Ludwigsburger Kürbisausstellung gesagt: „Diese Ur-Sorten retten wir jetzt!“ Zum ersten Mal wurde hierfür auf einem Testfeld des Kürbiszüchter Jens Eisenmann aus Marbach-Rielingshausen das Experiment gestartet, aussterbende Riesensorten aus Frankreich, Spanien, Russland, aus der Türkei und der Balkanregion anzupflanzen. Welches Saatgut angehen und Früchte erzeugen würde, war für alle Beteiligten nicht absehbar. In den eigens eingeführten Länderwochen für Frankreich, Türkei, Russland, Italien, Spanien und die Region Osteuropa werden jetzt die jeweiligen Ergebnisse präsentiert, erklärt und dürfen zudem verkostet werden. „Wir haben deshalb den neuen Verkaufsstand ‚Geschnitten oder am Stück‘ ins Leben gerufen“, so Hinner. „Dort können die Besucher je nach Bedarf diese ihnen unbekannten, aber sehr schmackhaften Kürbisse geachtelt, geviertelt oder halbiert kaufen und sich Tipps für die Verarbeitung holen. “

Das Angebot der unterschiedlichen Kürbisportionen ist eine absolute Premiere auf der Kürbisausstellung, ebenso der Verkauf des jeweiligen Saatguts. Beides soll helfen, die Nachfrage der Konsumenten wieder zu steigern. „Wenn der Stand bei den Besuchern ankommt und sie das Fruchtgemüse oder dessen Samen zur eigenen Aufzucht kaufen, dann werden wir im nächsten Jahr diese Aktion wiederholen. Somit tragen wir dazu bei, dass die selten gewordenen Kürbissorten erhalten bleiben“, erläutert Stefan Hinner das Engagement. Ihn selbst begeistert an diesen rar geworden Früchten, dass sie nicht nur optisch bereichern, sondern vor allem geschmacklich. „Manche der alten Kürbisse haben ein so besonders intensives Aroma, das wir so in den neuen Züchtungen nicht mehr finden. Manche schmecken wie eine Marone, der Napoli beispielsweise schmeckt unglaublich fruchtig, geht in Richtung Melone, der Blaue Ungar, dessen Scheiben man wunderbar im Ofen backen kann, hat eher ein süßliches Aroma, wieder andere erinnern im Geschmack an Oliven“, schwärmt der Kürbisfachmann, der selbst pro Jahr bis zu 20 Kilo in allen Variationen verspeist.

Form, Farbe, die unterschiedliche Beschaffenheit der Schale sowie der intensive Geschmack der alten Sorten laden geradezu ein, sie auf unterschiedliche Weise zu leckeren Gerichten zu verarbeiten. Der Kreativität sind gerade bei den Ur-Kürbissen keinerlei Grenzen gesetzt. Denn auch, wenn wir sie lieben: Es muss nicht immer nur die Kürbissuppe aus dem Hokkaido sein.

Patricia Leßnerkraus

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