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Hochspannung vor dem 21. Ludwigsburger Citylauf

Deutsche Laufelite in Bestbesetzung am Start

Wenn am Samstag-Abend um 20 Uhr der Startschuss zum SWLB 10km Lauf fällt, steht das beste deutsche Läuferfeld am Start, das je in Ludwigsburg angetreten ist. Die Vorjahressiegerin Sabrina Mockenhaupt möchte ihren Titel verteidigen. Doch Kristina Hendel war in diesem Jahr schon schneller. Und auch die Siegerin von 2016, Isabel Leibfried, ist eine ernsthafte Konkurrenz für „Mocki“. Nicht weniger spannend das Duell bei den Herren: Sebastian Hendel von der LG Vogtland, Thorben Dietz (LG Filstal) und Simon Stützel (LG Region Karlsruhe) werden dem Vorjahresgewinner Arne Gabius zumindest sehr dicht auf den Fersen sein.

Streckenrekord im Visier der Laufstars

Arne Gabius, Arzt und Profiläufer mit Wohnsitz in Stuttgart-Stammheim, hat neben dem Sieg auch den Streckenrekord im Visier. Der steht bei 29:59,8 min,gehalten von Ex-Europameister Jan Fitschen aus dem Jahr 2012. Die Wetter-App kündigt bestes Laufwetter ohne Regen bei angenehmen 24 bis 26 Grad an. Und die Konkurrenz ist stark und wird in pushen. Es könnte also klappen mit der neuen Bestzeit.

Ansporn für Hobbyläufer

Im gleichen Feld wie die Stars zu laufen, macht den besonderen Reiz des Ludwigsburger Citylaufs aus. Diesen Ansporn wollen sich rund 4.200 Läufer nicht entgehen lassen. Mit dieser Teilnehmerzahl rechnen die Veranstalter. Nachmeldungen bei der Nummernausgabe sind am Freitag und Samstag bis 1 Stunde vor dem Start möglich.

Teamstaffel für Genußläufer

Zusammen mit dem 10 km SWLB-Lauf startet auch die MANN+HUMMEL Teamstaffel. Hier haben zwei Läufer die Möglichkeit, sich die 10 km-Strecke zu teilen. Läufer 1 klatscht nach 5km Läufer 2 ab und schickt diesen auf die zweite Hälfte der Strecke. Schöner Abschluss: Beide Staffelläufer laufen gemeinsam über die Ziellinie am Rathaus auf der Wilhelmstraße. Auch bei den Bambinis gibt es einige Neuerungen: Die Kinder werden vorab in drei Gruppen (Begleitetes Laufen, bis 4 Jahre und über 5 Jahre) eingeteilt. Mit einem kleinen Warm-up-Singspiel möchten die Betreuer die Nervosität der Kleinen etwas dämpfen.

Sommerfest auf dem Rathausplatz

Schirmherr ist nach 16 Jahren zum letzten Mal der scheidende Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec. Er wird auf der Bühne feierlich verabschiedet. Rund um Start und Ziel lädt ein Sommerfest auf dem Rathausplatz zum Feiern bei Speis und Trank ein. Den Soundtrack liefert die Coverband TONIC.

Unterstützung sozialer Projekte

Zur guten Tradition gehört es, dass der Ludwigsburger Citylauf Gutes tut. In diesem Jahr werden die sozialen Projekte MEL e.V. Kinderkrebshilfe und ASB Wünsche Wagen unterstützt. MEL e.V steht für das Miteinander mit Familien, in denen ein Mitglied von einer schweren Erkrankung betroffen ist. Geholfen wird mit Rat und Tat in Form organisatorischer Unterstützung und schöner Erlebnisse. Der Arbeiter-Samariter-Bund erfüllt mit seinem Projekt „Der Wünschewagen – Letzte Wünsche wagen“ sterbenskranken Menschen jeden Alters einen letzten Herzenswunsch. Ehrenamtliche Vertreter der Initiativen sind auf dem Rathausplatz vor Ort und freuen sich über jede Spende und jeden Besucher an ihren Ständen. Eine „Riesen“-Aktion wird die Verlosung von über 300 Original MHP-Riesen Basketbällen. Der Erlös kommt den beiden sozialen Projekten zugute.

Alle Infos zum Ludwigsburger Citylauf 2019: www.ludwigsburger-citylauf.de

Ich bin niemandem Knecht – Das große Ludwigsburg24-Interview mit OB Werner Spec

Dynamisch nimmt Oberbürgermeister Werner Spec die alten Steinstufen hoch zu den Büroräumen unserer Onlinezeitung Ludwigsburg24 im Film- und Medienzentrum. Obwohl er wegen des laufenden Wahlkampfs einen noch dichteren Terminkalender hat, nimmt er sich die Zeit für ein ausführliches Gespräch in unserer Redaktion – leicht sonnengebräunt, bestens gelaunt und vor allem leidenschaftlich kämpfend für die Zukunftsthemen seiner Stadt.

 

Herr Spec, Sie sind ein Mann der klaren und offenen Worte. Ist es für einen Politiker nicht manchmal besser zu bestimmten Themen zu schweigen und sein Ding einfach durchzuziehen?

Ich habe schon immer den Anspruch gehabt, die effizientesten Lösungen zu realisieren, weil alle suboptimalen Lösungen, faulen Kompromisse oder der kleine gemeinsamste Nenner unterm Strich zu wenig bringen. Deshalb vermeide ich geräuschlose Absprachen im Vorfeld von öffentlich werdenden Diskussionen, um die besten Ergebnisse auf offener Bühne zu erarbeiten. Das ist anstrengender, aber ehrlicher.

 

So eine Ehrlichkeit schafft aber nicht nur Freunde…

Das ist richtig, es hagelt auch entsprechend Kritik, auch über die Presse. Um das durchzustehen, benötigt es eine gehörige Portion Standvermögen. Aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Ehrlichkeit stets die beste Grundlage ist.

 

Als Privatier würden Sie an Lebensqualität gewinnen, hätten mehr Zeit für Familie, Freunde und sich selbst. Warum tun Sie sich den Wahlkampf und eine dritte Amtszeit noch an?

In einem meiner letzten Urlaube habe ich mich tatsächlich sehr stark mit den verlockenden Gedanken eines intensiveren Privatlebens auseinandergesetzt. Umgekehrt ist es aber so, dass ich es als Glück empfinde, in einer Stadt mit solch vielfältigem Potential arbeiten zu dürfen. Wir stehen jetzt vor einer Entwicklung mit geradezu stürmischer Veränderung: sei es die Mobilitätsverbesserung, der Klimaschutz, die Wucht der Digitalisierung, die Wohnungsnot, die Bildung. Selbst für jemand wie mich mit jahrelanger Erfahrung und erarbeiteter Kompetenz, ist diese Herausforderung eine Herkulesaufgabe. Letztendlich möchte ich dieser tollen Stadt etwas zurückgeben, indem ich mich nochmals der Verantwortung stelle, um diese Entwicklung noch einige Jahre erfolgreich fortzusetzen.

 

Ist es auch der Reiz der Macht, der Sie antreibt weiterzumachen?

Ich selbst würde mich eher als Macher denn als Machtmensch bezeichnen. Schon als Jugendlicher hat mich gemeinwesensorientierte Arbeit in Kirche, Sport- und Musikverein begeistert, weshalb ich nach meinem Studium dann in die Kommunalverwaltung bin. Mir war schnell klar, dass ich für eine konkrete Mitgestaltung bereit sein muss, ein politisches Amt mit all seinen Belastungen zu übernehmen. Mir geht es dabei nicht um Macht per se und auch nicht um parteipolitische Macht, sondern um die Macht der Vernunft und die Möglichkeit, wichtige Themen anzugehen, nach den besten Lösungen zu suchen und sie umzusetzen.

 

Lässt Ihnen der Wahlkampf momentan genügend Zeit für Ihre eigentlichen Aufgaben?

Derzeit habe ich mein Schlafpensum nachts auf fünf, sechs Stunden reduziert, um allen Anforderungen gerecht zu werden, denn es ist mir wichtig, dass die eigentliche Arbeit für die Stadt nicht vernachlässigt werden. Momentan befinde ich mich tatsächlich in einer sehr arbeitsintensiven wie spannenden Phase. Trotz der ganzen Aufregung empfinde ich innerlich eine starke Ruhe und Gelassenheit, weil ich mir selbst nichts mehr beweisen muss. Ich bin bereit, mich mit aller Leidenschaft die nächsten Jahre für die Stadt zu engagieren, weiß aber auch, dass das Leben immer verschiedene Optionen hat und dass diese auch nicht schlecht wären.

 

Rechnen Sie eigentlich mit einer Stichwahl zwischen Ihnen und Ihrem Hauptherausforderer Matthias Knecht?

Anfangs habe ich den Wahlkampf aufgrund der Positionierung der Parteien so wahrgenommen, dass sie einen Hype für Herrn Knecht ausgelöst hat. Inzwischen spüre ich aber eine inhaltliche Auseinandersetzung zwischen den sehr unterschiedlichen Profilen der Kandidaten und empfinde seither eine deutliche Unterstützung meiner Person, weil man bei Herrn Knecht konkrete Aussagen zu den anstehenden Herausforderungen vermisst. Bei mir dagegen wissen die Menschen wofür ich stehe. Es wird deshalb spannend werden und ich könnte mir vorstellen, dass es zu einer Stichwahl kommt.

 

Geht es bei dieser Wahl wirklich um Inhalte oder spielen nicht vielmehr andere Faktoren eine wichtigere Rolle? Wie empfinden Sie den Wahlkampf?

Die Stadt steht auf einem guten Fundament, was somit wenig Angriffsfläche für andere Schwerpunkte bietet. Insoweit geht es in diesem Wahlkampf eher um persönliche Befindlichkeiten. Manche der politischen Akteure wünschen sich wohl einen etwas schwächeren Oberbürgermeister, auf den sie einen stärken Einfluss ausüben können und entsprechend wird Kritik geübt, auch über die lokale Presse, die ja immer auf der Jagd nach Schlagzeilen ist. In Ludwigsburg haben sich zum Beispiel beide Lokalzeitungen in der ÖVNP-Debatte klar mit der Haltung der Grünen solidarisiert und nicht alle wichtigen Argumente umfassend wiedergegeben. Deshalb werden die Sozialen Medien künftig immer wichtiger werden, damit die Menschen ungefilterten Zugang zu allen nötigen Informationen haben und sich ihre eigene Meinung bilden können.

 

Welche Auswirkungen hat das Verhalten von Politik und Medien auf Sie?

Bei vielen meiner Bürgermeister-Kollegen führt ein solches Verhalten häufig zur Resignation und einem Einlenken, indem sie sich selbst nicht mehr klar und deutlich positionieren. Das ist der bequemere Weg, aber für mich keine Option, auch wenn für mich das Zusammenspiel zwischen Politik und Medien nicht immer angenehm ist. Aber ich bin kein Typ, der sich davon leicht aus der Ruhe bringen lässt. Für meine Person gilt: “Ich will niemandem Knecht sein, sondern sehe mich als ersten Diener der Stadt und fühle mich allein den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet.

 

Fühlen Sie sich von manchen Angriffen dennoch verletzt?

Da ich kein abgebrühter Politiker, sondern ein Mensch bin, dem das Soziale sehr wichtig ist, geht natürlich der eine oder andere persönliche Angriff schon unter die Haut. Ich habe gelernt, dies auszuhalten. Mir hilft dabei sehr mein gutes Verhältnis zu meinen Kindern und Enkel sowie mein sportlicher Ausgleich. Aber auch meine persönliche Haltung, die sehr viel mit christlichem Glauben zu tun hat. Solange man respektvoll miteinander umgeht, bin ich offen für konstruktive Kritik und immer bereit zur Selbstreflexion.

 

Was schätzen Sie an Herrn Knecht, der sich inhaltlich nicht erkennbar von Ihnen unterscheidet?

Ich kenne Professor Knecht schon viele Jahre als Stadtverbandvorsitzenden für Sport und seit kurzem als MTV-Vorsitzenden. Er ist ein sehr sympathischer Mensch, den ich sehr schätze. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass es ihn beruflich wieder stärker in die Heimat zurückzieht. Eigentlich hatte er sich ja für das Amt des Ersten Bürgermeisters interessiert, bevor er von politischer Seite auf eine Kandidatur als Oberbürgermeister angesprochen wurde. Ich finde es grundsätzlich toll und bereichernd, wenn Menschen bereit sind, sich für ein solches Amt mit all seinen Belastungen und privaten Einschränkungen zur Wahl zu stellen. Die Demokratie lebt von der Möglichkeit der Auswahl.

 

Sollten Sie wiedergewählt werden, könnten Sie sich dann vorstellen, Herrn Knecht künftig stärker einzubinden und ihn vielleicht als Ihren Nachfolger aufzubauen?

Ein Mann mit so einer qualifizierten Persönlichkeit hat sicherlich gute Perspektiven auch für eine Aufgabe in der kommunalen Verwaltung. Ich persönlich würde es im Fall seiner Nichtwahl unterstützen, dass er die Chance erhält, in einer anderen Funktion, die vielleicht nicht gleich so verantwortlich ist wie die eines Oberbürgermeisters, die Themen von Verwaltung und Kommunalpolitik besser kennenzulernen. Aber einen Nachfolger aufzubauen, ist nicht die Aufgabe eines Oberbürgermeisters. Er kann generell Menschen in ihrer Entwicklung unterstützen, was ich in der Vergangenheit oftmals gemacht habe. Während meiner Amtszeit sind immerhin zehn ehemalige Mitarbeiter Oberhäupter in anderen Städten geworden. Doch wer mein Nachfolger wird, entscheiden allein die Wählerinnen und Wähler.

 

Wo halten Sie sich am Wahlabend auf?

Erste Ergebnisse wird es gegen 18.30 Uhr geben, ab 19.00 Uhr könnten sich verlässliche Trends abzeichnen. Zu diesem Zeitpunkt werde ich selbstverständlich im Umfeld des Rathauses sein und erst dann entscheiden, wie sich der weitere Abend für mich gestaltet. Ich rechne übrigens mit einer hohen Wahlbeteiligung.

 

In allerspätestens acht Jahren werden Sie endgültig aus dem Amt scheiden. Welche Schlagzeile würden Sie dann gerne zum Abschied über sich lesen?

Eigentlich brauche ich keine Schlagzeile, denn mein mich sehr erfüllender Beruf und die für die Stadt erzielten Ergebnisse sind das Wesentliche für mich. Es freut mich mehr als jede positive Schlagzeile, wenn mich die Menschen auf der Straße ansprechen und sagen: „Unter Ihnen hat sich die Stadt toll entwickelt!“ Das erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit. Und wenn es dann eine Schlagzeile sein muss, dann wäre ich völlig zufrieden mit folgendem Satz: „Er ist seiner Verantwortung gerecht geworden.“

 

Nach dem Wahlkampf haben Sie sich unabhängig vom Ausgang Erholung verdient. Was für ein Urlaubstyp sind Sie – Berge oder Meer?

Da ich sehr gerne schwimme, liebe ich das Meer. Im Urlaub schwimme ich manches Mal bis zu eineinhalb Stunden am Stück. Das ist ein absolutes Elixier von mir. Aber ebenso mag ich die Berge. Über Ostern war ich erst wieder in Südtirol und die Berge dort sind einfach fantastisch. Im Urlaub bin ich auf keinen Fall der Partytyp, sondern suche in der sportlichen Bewegung an Luft, Licht und Sonne die Erholung.

 

Sind Sie ein Genießer?

Aber ja! Ein Glas köstlichen Wein, ein gutes Essen, das ist wunderbar für Körper, Geist und Seele. Ich liebe die internationale Küche, vorausgesetzt es handelt sich jeweils um die originale Küche. Ich mag Sushi, mediterrane Köstlichkeiten, indische oder russische Gerichte ebenso wie Zwiebelrostbraten oder sauere Kutteln mit Bratkartoffeln.

 

Was ist für Sie Luxus und wofür geben Sie gerne Geld aus?

Luxus ist für mich ein Urlaub, in dem ich Natur pur genießen kann. Luxus ist aber auch meine persönliche Unabhängigkeit. Materiellen Luxus brauche ich nicht, um glücklich zu sein.

 

Vervollständigen Sie bitte den Satz: „Ein Leben ohne Arbeit ist für mich….

… im Moment nicht vorstellbar.“

 

Wie stellen Sie sich Ihren Lebensabend vor?

Körperlich aktiv, mit deutlich mehr Zeit für Familie und Freunde, interessiert am Geschehen, mehr Zeit für meine Hobbies Sport, Lesen und Musik. Ich musiziere gerne mit anderen, spiele aber auch daheim zwischendrin immer wieder Trompete und Akkordeon. Beim Musizieren bin ich einer anderen Welt und kann wunderbar abschalten.

 

Gibt es für den Ruhestand noch einen Traum, den Sie sich erfüllen wollen, vielleicht bestimmte Länder erkunden oder eine neue Sprache lernen?

Mein Beruf hat mir in fast allen Bereich der Gesellschaft Einblick gegeben, so dass ich gar nicht das Gefühl habe, dass ich irgendetwas vernachlässigt hätte. Im Gegenteil, es hat mich vielmehr bereichert.

Interview:

Patricia Leßnerkraus und Ayhan Günes

 

 

 

 

OB-Wahl Ludwigsburg: Erstes Aufeinandertreffen der Kandidaten

Volles Haus beim Kandidaten-Talk für die anstehende OB-Wahl am 30. Juni in Ludwigsburg. Rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung der Ludwigsburger Kreiszeitung ins Forum im Schlosspark, wo neben dem seit 16 Jahren amtierenden Oberbürgermeister Werner Spec, 61, noch weitere vier Bewerber an der Podiumsdiskussion teilnahmen und um Unterstützung warben. Neben Hauptherausforderer Matthias Knecht (43, Jurist) haben für das Rennen um den OB-Posten noch Heike Baumbach (43, Erzieherin), Jakob Novotny (26, Lehramtsstudent) und Konrad Theodor Kling (29, Architekt) den Hut in den Ring geworfen. Die Moderatoren Julia Essich-Föll und Hans-Peter Jans aus der Stadtredaktion sowie LKZ-Vizechefredakteur Peter Maier-Stein konfrontierten die Bewerber neben eigenen Fragen mit denen der Leserinnen und Leser der Zeitung. Auch das Publikum im Saal durfte sich mit seinen Anliegen direkt an die Kandidaten wenden. Die Online-Zeitung Ludwigsburg24 nutzte das erste Aufeinandertreffen der Kandidaten und verfolgte die lebhafte Diskussion über Klimawandel und Umweltschutz, Wohnungsbau, Verkehr sowie Soziales vor Ort und konzentrierte sich vor allem auf Amtsinhaber Werner Spec und seinen schärfsten Konkurrenten, den Rechtsprofessor Matthias Knecht.

Der Macher und Netzwerker: Werner Spec

Werner Spec, der ursprünglich aus Sigmaringen stammt und jetzt seine dritte Amtszeit anstrebt, bezeichnete das Amt des Oberbürgermeisters in Ludwigsburg als einen Traumjob, der ihn so erfülle, dass er erneut kandidiere. Entspannung sucht der begeisterte Sportler früh morgens im Salonwald beim Joggen. „Licht, Luft, Sonne, Natur, das ist mein Elexier“, verrät er. Werner Spec sieht sich als positiven Amtschef, weil er ein guter Zuhörer mit großer Erfahrung sei, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Lösungsansätze entwickele und dafür breite Mehrheiten im Gemeinderat finde. „Ich verstehe meine Rolle nicht als Moderator, sondern als erfahrener sowie fachkundiger Impulsgeber mit bundesweitem Netzwerk auf den unterschiedlichsten Ebenen. Mit mir gibt es keine Deals mit politischen Meinungsführern, sondern es geht mir bei jeder einzelnen Aufgabenstellung jeweils um das gemeinschaftliche Ringen der besten Lösung“, betont Spec. Politisch will der vierfache Großvater auch künftig punkten mit dem großen bürgerschaftlichen Engagement, das sich in den vergangenen sechzehn Jahren entwickelt und sich vor allem bei der Flüchtlingsunterbringung bestens bewährt habe. Spec, der bei seiner erneuten Kandidatur von den Freien Wählern unterstützt wird, verwies darauf, dass die Stadt nicht nur wirtschaftlich auf festem Fundament steht, sondern auch in den Bereichen Bildung, Umwelt und Soziales. Künftig geht es ihm um die Themen Untertunnelung der B 27, um Digitalisierung, Mobilität, Energiewende und Klimaschutz. „Ich habe mich für die BRT-Busse vorgekämpft, von denen wir die ersten leistungsfähigen Systeme bereits Ende 2020 einsetzen können. Das sind Niederflurbusse mit umweltfreundlichem Antrieb und mehr Platz für Kinderwagen oder Rollstühle, so dass mehr Menschen bereit sein werden auf das Auto zu verzichten. Parallel dazu entwickeln wir mehr neue Fahrradwege. Ludwigsburg wird schon in den nächsten zwei, drei Jahren –  ohne ein einziges Fahrverbot auszusprechen – eine deutlich bessere Luft bekommen“, versprach Spec seinen Bürgerinnen und Bürgern. Für kleinteiligere Baugebiete sind Shuttlebusse für zwölf bis fünfzehn Personen in Planung, die älteren oder kranken Menschen den Besuch beim Arzt oder das Einkaufen in der Stadt erleichtern sollen. Verbesserungen kündigte er ebenfalls für den preisvergünstigten Mietwohnraum an. Durch das eigens entworfene Fair-Wohnen-Modell mit der Wohnungsbau Ludwigsburg sei es garantiert, dass schon ab diesem Jahr bis 2024 zusätzliche 2.700 preisvergünstigte Wohnungen, im Schnitt ca. 450 pro Jahr, entstehen werden. Den seit zehn Jahren existierenden Energie- und Klima-Masterplan für mehr Nachhaltigkeit will Spec fortschreiben und einen breit angelegten „Dialog for Future“ starten. „Wir haben unsere Ziele für 2020 bereits 2016 erreicht, aber wir müssen und werden mehr tun“, kündigte der OB an. „Deshalb unterstütze ich die Bewegung Fridays for Future, weil es zugleich eine Riesenchance ist, wieder junge Menschen für die Fragen der Gegenwart und Zukunft zu gewinnen.“ Seine Leistungen während seiner zwei Amtsperioden unterstrich Spec auch mit seinem Hinweis auf die wirtschaftliche Situation Ludwigsburg: „Trotz Investitionen von rund einer halben Milliarde hat die Stadt Rücklagen in Höhe von 57 Millionen gebildet und ist mit nur noch 15 Millionen fast schuldenfrei.“

Der Herausforderer: Prof. Matthias Knecht

Die Gemeindefraktionen von CDU, SPD und Grüne dagegen stehen hinter dem knapp zwanzig Jahre jüngeren und in Ludwigsburg aufgewachsenen Rechtsprofessor Matthias Knecht, der als kleiner Bub davon träumte, einmal Lokführer zu werden. Seine Mitschüler aber prophezeiten ihm schon in der Abi-Zeitung eine Karriere als Oberbürgermeister. „Ich bin ein Freund unvoreingenommener Diskussion und ausgesprochen aufgeschlossen gegenüber mehr Bürgerbeteiligung. Mein Vorbild als Stadtvater ist ein bisschen Stuttgarts langjähriger OB Manfred Rommel“, verriet Knecht selbstbewusst. Vor allem die Arbeit der Jugend im Jugendgemeinderat, in der Stadt und in Sportvereinen will Knecht unbedingt weiter stärken, weshalb auch er den Dialog sucht mit der Bewegung von Fridays for Future. „Dabei geht es nicht bloß um die inhaltlichen Fragen der Zukunft. Es geht auch darum, der Jugend das Gefühl zu vermitteln, ernstgenommen zu werden.“ Pasta-Fan und Weintrinker Knecht lebt derzeit in Kempten, wo er an der dortigen Hochschule Verwaltungs-, Sozial- und Europarecht lehrt. Mit Ludwigsburg ist er durch seine ehrenamtlichen Vorstandstätigkeiten bei Sportclub, dem MTV und dem Stadtverband für Sport dennoch eng verbunden. In seiner Heimatstadt sitzt er am liebsten gemütlich auf dem Marktplatz, um entspannt über das Leben nachzudenken und etwas Gutes zu essen. Knecht ist verheiratet, hat einen Sohn, mit dem er oft in die Wilhelma geht und ist begeisterter Tennisspieler. Als möglicher Oberbürgermeister wolle er sich vorrangig mit der Wohnraumnot, den Themen beste Bildung und bestmögliche Betreuung sowie Mobilität befassen. „Aber auch Klimaschutz, Gerechtigkeit und Fair Trade treiben mich um.“ Knecht attestierte Noch-Amtsinhaber Spec gute Arbeit, die er in den meisten Bereichen fortsetzen und weiterentwickeln will. Die Wohnungsbau Ludwigsburg sieht er als Erfolgsmodell, dennoch ist ihm der Mix aus Mietern und Eigentümern wichtig. “Einerseits müssen wir die Fair-Wohnen“ fördern, andererseits müssen wir dafür sorgen, dass auch privater Wohnungsbau vorangetrieben wird.“ Verkehrspolitisch strebe er die schnelle Umsetzung von Bustrassen und neuen Radwegen an. „Die Achse Innenstadt- Campus-Schulen zum Bildungszentrum West liegt mir am Herzen, ebenso ein weiterer Ausbau in Richtung Eglosheim.“ Fest im Blick hat Knecht den Bahnhof. „Ich habe gerade erst mit dem Seniorenrat gesprochen über die Schwachstellen des Bahnhofs, wie z.B. Fehlende Lifte oder bessere Umsteigemöglichkeiten vom Bus in die Bahn. Diese Dinge sollten zeitnah bearbeitet werden, weil der Bahnhof Aushängeschild für unsere Stadt ist“, betonte er. Das nötige Know-how für die Verwaltungsarbeit bringt der Jurist jedenfalls mit. „Als Dekan meiner Fakultät habe ich Personal- und Budgetverantwortung für rund 200 Personen. Ich pflege einen sehr wertschätzenden, auf Vertrauen bauenden Führungsstil. Für Ludwigsburg sehe ich mich durchaus als Moderator und Brückenbauer zwischen Stadt, politischen Gremien und Meinungsträgern, der für alle tragfähige Kompromisse schaffen, aber auch zum richtigen Zeitpunkt ganz klare Entscheidungen treffen kann, die ich zuvor angemessen und fair vorbereitet habe.“

Inhaltlich liegen die beiden Kandidaten durchaus nah beieinander. Was sie unterscheidet ist die kommunalpolitische Erfahrung, der persönliche Stil und knapp zwei Jahrzehnte Altersunterschied.

Patricia Leßnerkraus