26°

OB-Wahl Ludwigsburg: Erstes Aufeinandertreffen der Kandidaten

Volles Haus beim Kandidaten-Talk für die anstehende OB-Wahl am 30. Juni in Ludwigsburg. Rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung der Ludwigsburger Kreiszeitung ins Forum im Schlosspark, wo neben dem seit 16 Jahren amtierenden Oberbürgermeister Werner Spec, 61, noch weitere vier Bewerber an der Podiumsdiskussion teilnahmen und um Unterstützung warben. Neben Hauptherausforderer Matthias Knecht (43, Jurist) haben für das Rennen um den OB-Posten noch Heike Baumbach (43, Erzieherin), Jakob Novotny (26, Lehramtsstudent) und Konrad Theodor Kling (29, Architekt) den Hut in den Ring geworfen. Die Moderatoren Julia Essich-Föll und Hans-Peter Jans aus der Stadtredaktion sowie LKZ-Vizechefredakteur Peter Maier-Stein konfrontierten die Bewerber neben eigenen Fragen mit denen der Leserinnen und Leser der Zeitung. Auch das Publikum im Saal durfte sich mit seinen Anliegen direkt an die Kandidaten wenden. Die Online-Zeitung Ludwigsburg24 nutzte das erste Aufeinandertreffen der Kandidaten und verfolgte die lebhafte Diskussion über Klimawandel und Umweltschutz, Wohnungsbau, Verkehr sowie Soziales vor Ort und konzentrierte sich vor allem auf Amtsinhaber Werner Spec und seinen schärfsten Konkurrenten, den Rechtsprofessor Matthias Knecht.

Der Macher und Netzwerker: Werner Spec

Werner Spec, der ursprünglich aus Sigmaringen stammt und jetzt seine dritte Amtszeit anstrebt, bezeichnete das Amt des Oberbürgermeisters in Ludwigsburg als einen Traumjob, der ihn so erfülle, dass er erneut kandidiere. Entspannung sucht der begeisterte Sportler früh morgens im Salonwald beim Joggen. „Licht, Luft, Sonne, Natur, das ist mein Elexier“, verrät er. Werner Spec sieht sich als positiven Amtschef, weil er ein guter Zuhörer mit großer Erfahrung sei, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Lösungsansätze entwickele und dafür breite Mehrheiten im Gemeinderat finde. „Ich verstehe meine Rolle nicht als Moderator, sondern als erfahrener sowie fachkundiger Impulsgeber mit bundesweitem Netzwerk auf den unterschiedlichsten Ebenen. Mit mir gibt es keine Deals mit politischen Meinungsführern, sondern es geht mir bei jeder einzelnen Aufgabenstellung jeweils um das gemeinschaftliche Ringen der besten Lösung“, betont Spec. Politisch will der vierfache Großvater auch künftig punkten mit dem großen bürgerschaftlichen Engagement, das sich in den vergangenen sechzehn Jahren entwickelt und sich vor allem bei der Flüchtlingsunterbringung bestens bewährt habe. Spec, der bei seiner erneuten Kandidatur von den Freien Wählern unterstützt wird, verwies darauf, dass die Stadt nicht nur wirtschaftlich auf festem Fundament steht, sondern auch in den Bereichen Bildung, Umwelt und Soziales. Künftig geht es ihm um die Themen Untertunnelung der B 27, um Digitalisierung, Mobilität, Energiewende und Klimaschutz. „Ich habe mich für die BRT-Busse vorgekämpft, von denen wir die ersten leistungsfähigen Systeme bereits Ende 2020 einsetzen können. Das sind Niederflurbusse mit umweltfreundlichem Antrieb und mehr Platz für Kinderwagen oder Rollstühle, so dass mehr Menschen bereit sein werden auf das Auto zu verzichten. Parallel dazu entwickeln wir mehr neue Fahrradwege. Ludwigsburg wird schon in den nächsten zwei, drei Jahren –  ohne ein einziges Fahrverbot auszusprechen – eine deutlich bessere Luft bekommen“, versprach Spec seinen Bürgerinnen und Bürgern. Für kleinteiligere Baugebiete sind Shuttlebusse für zwölf bis fünfzehn Personen in Planung, die älteren oder kranken Menschen den Besuch beim Arzt oder das Einkaufen in der Stadt erleichtern sollen. Verbesserungen kündigte er ebenfalls für den preisvergünstigten Mietwohnraum an. Durch das eigens entworfene Fair-Wohnen-Modell mit der Wohnungsbau Ludwigsburg sei es garantiert, dass schon ab diesem Jahr bis 2024 zusätzliche 2.700 preisvergünstigte Wohnungen, im Schnitt ca. 450 pro Jahr, entstehen werden. Den seit zehn Jahren existierenden Energie- und Klima-Masterplan für mehr Nachhaltigkeit will Spec fortschreiben und einen breit angelegten „Dialog for Future“ starten. „Wir haben unsere Ziele für 2020 bereits 2016 erreicht, aber wir müssen und werden mehr tun“, kündigte der OB an. „Deshalb unterstütze ich die Bewegung Fridays for Future, weil es zugleich eine Riesenchance ist, wieder junge Menschen für die Fragen der Gegenwart und Zukunft zu gewinnen.“ Seine Leistungen während seiner zwei Amtsperioden unterstrich Spec auch mit seinem Hinweis auf die wirtschaftliche Situation Ludwigsburg: „Trotz Investitionen von rund einer halben Milliarde hat die Stadt Rücklagen in Höhe von 57 Millionen gebildet und ist mit nur noch 15 Millionen fast schuldenfrei.“

Der Herausforderer: Prof. Matthias Knecht

Die Gemeindefraktionen von CDU, SPD und Grüne dagegen stehen hinter dem knapp zwanzig Jahre jüngeren und in Ludwigsburg aufgewachsenen Rechtsprofessor Matthias Knecht, der als kleiner Bub davon träumte, einmal Lokführer zu werden. Seine Mitschüler aber prophezeiten ihm schon in der Abi-Zeitung eine Karriere als Oberbürgermeister. „Ich bin ein Freund unvoreingenommener Diskussion und ausgesprochen aufgeschlossen gegenüber mehr Bürgerbeteiligung. Mein Vorbild als Stadtvater ist ein bisschen Stuttgarts langjähriger OB Manfred Rommel“, verriet Knecht selbstbewusst. Vor allem die Arbeit der Jugend im Jugendgemeinderat, in der Stadt und in Sportvereinen will Knecht unbedingt weiter stärken, weshalb auch er den Dialog sucht mit der Bewegung von Fridays for Future. „Dabei geht es nicht bloß um die inhaltlichen Fragen der Zukunft. Es geht auch darum, der Jugend das Gefühl zu vermitteln, ernstgenommen zu werden.“ Pasta-Fan und Weintrinker Knecht lebt derzeit in Kempten, wo er an der dortigen Hochschule Verwaltungs-, Sozial- und Europarecht lehrt. Mit Ludwigsburg ist er durch seine ehrenamtlichen Vorstandstätigkeiten bei Sportclub, dem MTV und dem Stadtverband für Sport dennoch eng verbunden. In seiner Heimatstadt sitzt er am liebsten gemütlich auf dem Marktplatz, um entspannt über das Leben nachzudenken und etwas Gutes zu essen. Knecht ist verheiratet, hat einen Sohn, mit dem er oft in die Wilhelma geht und ist begeisterter Tennisspieler. Als möglicher Oberbürgermeister wolle er sich vorrangig mit der Wohnraumnot, den Themen beste Bildung und bestmögliche Betreuung sowie Mobilität befassen. „Aber auch Klimaschutz, Gerechtigkeit und Fair Trade treiben mich um.“ Knecht attestierte Noch-Amtsinhaber Spec gute Arbeit, die er in den meisten Bereichen fortsetzen und weiterentwickeln will. Die Wohnungsbau Ludwigsburg sieht er als Erfolgsmodell, dennoch ist ihm der Mix aus Mietern und Eigentümern wichtig. “Einerseits müssen wir die Fair-Wohnen“ fördern, andererseits müssen wir dafür sorgen, dass auch privater Wohnungsbau vorangetrieben wird.“ Verkehrspolitisch strebe er die schnelle Umsetzung von Bustrassen und neuen Radwegen an. „Die Achse Innenstadt- Campus-Schulen zum Bildungszentrum West liegt mir am Herzen, ebenso ein weiterer Ausbau in Richtung Eglosheim.“ Fest im Blick hat Knecht den Bahnhof. „Ich habe gerade erst mit dem Seniorenrat gesprochen über die Schwachstellen des Bahnhofs, wie z.B. Fehlende Lifte oder bessere Umsteigemöglichkeiten vom Bus in die Bahn. Diese Dinge sollten zeitnah bearbeitet werden, weil der Bahnhof Aushängeschild für unsere Stadt ist“, betonte er. Das nötige Know-how für die Verwaltungsarbeit bringt der Jurist jedenfalls mit. „Als Dekan meiner Fakultät habe ich Personal- und Budgetverantwortung für rund 200 Personen. Ich pflege einen sehr wertschätzenden, auf Vertrauen bauenden Führungsstil. Für Ludwigsburg sehe ich mich durchaus als Moderator und Brückenbauer zwischen Stadt, politischen Gremien und Meinungsträgern, der für alle tragfähige Kompromisse schaffen, aber auch zum richtigen Zeitpunkt ganz klare Entscheidungen treffen kann, die ich zuvor angemessen und fair vorbereitet habe.“

Inhaltlich liegen die beiden Kandidaten durchaus nah beieinander. Was sie unterscheidet ist die kommunalpolitische Erfahrung, der persönliche Stil und knapp zwei Jahrzehnte Altersunterschied.

Patricia Leßnerkraus

14-jähriges Mädchen stirbt nach Messerattacke – 27-Jähriger festgenommen

Nach einem Angriff auf zwei Mädchen in der Gemeinde Illerkirchberg im baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis ist eine 14-Jährige Deutsche mit türkischen Migrationshintergund ihren Verletzungen erlegen. Das teilte das Polizeipräsidium Ulm mit. Ein 27-jähriger Tatverdächtiger soll zuvor die Kinder am Montagmorgen auf dem Weg zur Schule mit einem Messer angegriffen haben.

Was war genau passiert?

Gegen 7.30 Uhr hatten Zeugen der Polizei gemeldet, dass in Oberkirchberg zwei Mädchen angegriffen und verletzt worden seien. Der alarmierte Rettungsdienst kümmerte sich sofort um die 13 und 14 Jahre alten Mädchen und brachte sie in Kliniken. Dort verstarb die 14-Jährige im Laufe des Tages. Die noch laufende Obduktion soll nähere Hinweise auf die genaue Todesursache geben.

Die Polizei nahm sofort die Ermittlungen auf. Sie erfuhr, dass der Angreifer aus einer benachbarten Asylbewerberunterkunft gekommen und nach der Tat dorthin wieder geflüchtet sei. Als die Polizei diese mit Spezialkräften durchsuchte, traf sie dort auf drei Bewohner, alle Asylbewerber aus Eritrea. Zwei nahm sie mit zur Dienststelle. Der Dritte war verletzt und musste in ärztliche Behandlung.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler wurden die Mädchen vermutlich mit einem Messer angegriffen. Die Mädchen waren zu dieser Zeit auf dem Weg zur Schule. Die 14-Jährige musste nach dem Angriff noch am Tatort wiederbelebt werden, bevor sie in die Klinik gebracht wurde, wo sie trotz aller ärztlichen Bemühungen verstarb. Auch die 13-Jährige, ebenfalls eine deutsche Staatsangehörige, musste schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt in einer Klinik behandelt werden.

Der 27-Jährige, der verletzt in der Unterkunft angetroffen wurde, steht im Verdacht, die Mädchen angegriffen zu haben. Bei ihm fand die Polizei auch ein Messer, welches als Tatwaffe in Betracht kommt. Der Verdächtige befindet sich aktuell unter polizeilicher Bewachung in einem Krankenhaus.

Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei, weshalb es zum Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige und die beiden Mädchen sich vorher kannten.

Die Polizei betont, dass sie sich bewusst ist, dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren. Sie bittet daher darum, keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten.

red