Ludwigsburger Citylauf zieht erneut die Massen an – neuer Streckenrekord

Von Ayhan Güneş

„Der absolute Wahnsinn“, schreit Sebastian Hess, der am Samstagabend den 22. Ludwigsburger Citylauf moderiert, in sein Mikrofon. Gerade hat Tom Förster (LG Vogtland) im Zehn-Kilometer-Hauptlauf die Ziellinie in der Wilhelmstraße überquert und in 28:41 Minuten einen neuen Streckenrekord aufgestellt. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Läufer beim Citylauf unter der magischen Grenze von 29 Minuten bleibt.

Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen hat sich Förster gegen seinen Trainingspartner Sebastian Hendel (LG Braunschweig) durchgesetzt, der bei seinem Sieg 2019 seinerseits einen Streckenrekord aufgestellt hatte – den er nun schon wieder los ist, obwohl er seine damalige Bestleistung in 29:02 Minuten diesmal deutlich unterbietet. Doch gegen Förster ist an diesem Abend kein Kraut gewachsen, das 20-jährige Nachwuchstalent ist in Siebenmeilenstiefeln unterwegs.

Doch auch die Familie Hendel jubelt, denn bei den Frauen setzt sich Sebastian Hendels Ehefrau Kristina im Hauptlauf in 33:21 Minuten souverän durch. Die gebürtige Kroatin wird Mitte August bei der Europameisterschaft in München im Marathon erstmals für die Bundesrepublik an den Start gehen, der Leichtathletikweltverband hat ihrem Wechsel vor einigen Tagen zugestimmt. „Ich lebe schon lange in Deutschland und fühle mich hier sehr wohl“, sagt die 26-Jährige nach dem Rennen. „Deshalb freue ich mich sehr, dass der Weltverband meinen Wechselantrag genehmigt hat.“

Auch bei der 22. Auflage des Citylaufs herrscht Volksfestatmosphäre im Ludwigsburger Stadtzentrum. Die Veranstaltung erweist sich erneut als Publikumsmagnet, etwa 10 000 Besucher wollen sich laut Angaben des Veranstalters das Spektakel nicht entgehen lassen. Entlang der Strecke werden die Läufer lautstark angefeuert. Auf dem Rathausplatz gibt es diverse Catering-Angebote, auf einer Bühne sorgt die Rockband Good News für Stimmung.

Der Organisator, die Tempomacher Event GmbH, zieht beim Neustart nach der Coronakrise nicht nur wegen der herausragenden sportlichen Leistungen eine positive Bilanz. „Dass so viele Besucher gekommen sind, zeigt einfach die Akzeptanz des Ludwigsburger Citylaufs“, meint Stephan Ellenbeck, der das Großevent mit seinem Partner Roy Fischer auf die Beine gestellt hat. „Wir haben Livemusik bis Mitternacht, der Citylauf ist eine riesige Party“, so Ellenbeck.

Auch wenn sich nicht ganz so viele Läufer wie vor der Pandemie angemeldet haben, freut sich Ellenbeck über die rege Resonanz. „Wir haben in diesem Jahr etwa 2500 Teilnehmer, auch viele Spitzenläufer sind am Start“, so der Organisator. „Damit können wir absolut zufrieden sein. Bei anderen Laufveranstaltungen wie dem Stuttgarter Halbmarathon sind die Teilnehmerzahlen zuletzt um ein Drittel zurückgegangen.“

Nicht nur sportlich hatte die Großveranstaltung etwas zu bieten. Auch bekannte Ludwigsburger Gesichter waren vor Ort und ließen sich das Spektakel im Herzen der Barockstadt nicht entgehen. Ludwigsburg24 hat die Atmosphäre für Sie in Bilder festgehalten.

In unserer Bildergalerie sehen Sie, welche lokalen Gesichter vor Ort waren: Renate Schmetz, Erste Bürgermeisterin der Stadt Ludwigsburg, Volker Kugel, Direktor vom Blühenden Barock, Stephan Ellenbeck und Roy Fischer, Tempomacher, Bodo Skaletz mit Ehefrau, Mahmud Musa und Benjamin Weiß, Björn Beck, Cavada & Partner, Ayhan Güneş, Ludwigsburg24, Alan Cevra, TLT Logistics, Emily Henninger, Cavada & Partner und viele andere.

 

Ärger mit dem Flieger: Diese Rechte haben Fluggäste

An vielen Flughäfen geht es in der Urlaubszeit chaotisch zu, Flüge verspäten sich oder fallen gleich ganz aus. Was ist zu tun, woran müssen Betroffene denken? Die Experten der Huk-Coburg geben Tipps.

Mit welchen Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen betroffene Passagiere rechnen können, regelt die EU-Fluggastrechteverordnung. Sie greift, wenn die Airline für die Verspätung verantwortlich ist. Erreicht das Flugzeug mit mehr als dreistündiger Verspätung den Zielflughafen, haben Passagiere in der EU einen Anspruch auf Ausgleichszahlungen. Die Entschädigungssummen bewegen sich in einem Rahmen von 250 bis 600 Euro. Wie hoch die Entschädigung ausfällt, hängt allein von der Länge der Flugstrecke ab. Der Ticketpreis spielt keine Rolle.

Die Fluggastrechteverordnung ist bei Flügen anwendbar, die in der EU landen oder starten. Für ankommende Flüge gilt, dass die Airline ihren Firmensitz in der EU haben muss. Liegt er in einem Drittland, beispielsweise in den USA, gilt die Regelung nicht. Hin- und Rückflug sowie jede Teilstrecke sind gesondert zu betrachten.

Ab einer dreistündigen Verspätung können Passagiere also mit einer Ausgleichszahlung rechnen, wenn nicht außergewöhnliche Umstände, wie beispielsweise extreme Wetterbedingungen oder Streik, den Start unmöglich gemacht haben. Doch selbst wenn die Ausgleichszahlungen entfallen, sieht die Fluggastrechteverordnung vor, dass die Airline den Passagier mit Mahlzeiten, Getränken und kostenlosen Telefonaten unterstützt bzw. ihm eine Kontaktaufnahme über andere Kommunikationskanäle ermöglicht. Die Unterstützung durch die Fluggastrechteverordnung schließt notfalls auch eine kostenlose Hotelunterbringung mit ein.

Um seine Rechte im Nachhinein durchsetzen zu können, muss ein Passagier Fakten auf den Tisch legen. Darum rät die Huk-Coburg, Mängel detailliert zu dokumentieren. Neben dem Festhalten von Datum und Uhrzeiten gehört dazu die Begründung der Airlines für die Verspätung des Fluges. Zudem sind die Adressen von Zeugen hilfreich. Wer keine Fakten vergessen will, kann auf ein EU-Beschwerdeformular für Fluggastrechte zurückgreifen.

Auch Pauschalreisenden stehen die Ansprüche nach der EU-Fluggastrechteverordnung zu. Zusätzlich steht es Passagieren offen, vom Reiseveranstalter noch eine Entschädigung für entgangene Urlaubsfreuden zu verlangen.

mid / arei

Deutsche Bank warnt vor Investments in der Türkei

Die Deutsche Bank warnt die Bundesbürger vor Investments in der Türkei. “Ein Engagement” sollten “auch aufgrund der bestehenden hohen Währungsrisiken nur sehr risikoaffine Anleger in Betracht ziehen”, schrieb Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden, in einer am Freitag veröffentlichten Analyse.

Nach einer zeitweiligen leichten Erholung befinde sich die Türkische Lira seit Anfang dieses Monats erneut in einem dynamischen Abwärtstrend. Zum Euro wertete sie im Mai bis dato elf Prozent auf ein neues Jahrestief ab. Seit Jahresbeginn betrügen die Kursverluste damit mehr als 14 Prozent, so Stephan. “Zur Lira-Schwäche tragen in erster Linie die sehr hohen Inflationsraten bei: Im April bezifferte der Anstieg der Verbraucherpreise nach offiziellen Angaben 70 Prozent. Die Kerninflationsrate ohne Veränderungen der Lebensmittel- und Energiepreise lag bei rund 52 Prozent.”

Der Erzeugerpreisindex kletterte gar um 122 Prozent zum Vorjahresmonat nach oben. Da die Türkei große Mengen Erdöl und Erdgas sowie Getreide importieren müsse, verschlechtere sich aufgrund der hohen Preise dieser Rohstoffe ihr Handelsbilanzdefizit deutlich, so der Deutsche-Bank-Manager. Auch spielten politische Unsicherheiten im Vorfeld der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2023 zunehmend eine Rolle.

Der Leitindex ISE 100 der Börse in Istanbul konnte dennoch seit Jahresbeginn rund 30 Prozent in Lira zulegen. “Selbst in Euro berechnet ergibt dies einen Zugewinn von mehr als zwölf Prozent”, sagte Stephan. Dennoch sei ein Investment nur etwas für Anleger mit sehr starken Nerven.

Turkish24 / dts

Datenleak gibt Einblick in Masseninternierung von Uiguren in China

Ein internationaler Rechercheverbund hat am Dienstag neue Details zur Masseninternierung von Uiguren in China veröffentlicht. Laut “Spiegel” belegen Fotos aus dem Inneren von Umerziehungslagern, vertrauliche Behördenanweisungen und Reden chinesischer Funktionäre Menschenrechtsverletzungen. An der Auswertung der sogenannten “Xinjiang Police Files” waren Journalisten von 14 Medienhäusern aus aller Welt beteiligt – darunter der “Spiegel” sowie der Bayerische Rundfunk.

Die Publikation fällt mit dem Besuch von UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet in Xinjiang zusammen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass im Nordwesten Chinas zeitweise etwa eine Million Menschen interniert waren. Bei den meisten handelt es sich um Uiguren, eine muslimische Minderheit in der Volksrepublik.

Chinas Regierung behauptet seit Jahren, dass es sich bei den Lagern um berufliche Fortbildungseinrichtungen handele, deren Ziele die Armutsbekämpfung und der Kampf gegen extremistisches Gedankengut seien. Der Aufenthalt in den Lagern sei freiwillig. Dies werde durch die “Xinjiang Police Files” widerlegt, schreibt der “Spiegel”.

Demnach findet sich im Leak beispielsweise eine bislang unbekannte Rede des ehemaligen Parteichefs der Region Xinjiang aus dem Jahr 2017, in der es heißt, jeder Gefangene, der auch nur versuche, ein paar Schritte weit zu entkommen, sei zu “erschießen”. Ein Foto soll außerdem einen Häftling in einem sogenannten Tigerstuhl zeigen – einer berüchtigten Foltervorrichtung. Auf anderen Bildern sind Sicherheitskräfte mit Sturmgewehren zu sehen.

In einer offiziellen Stellungnahme ging die chinesische Botschaft in Washington nicht auf konkrete Fragen ein, sondern erklärte, die Maßnahmen in Xinjiang richteten sich gegen terroristische Bestrebungen, es gehe nicht um “Menschenrechte oder eine Religion”. Die Daten wurden dem deutschen Anthropologen Adrian Zenz zugespielt, der sie wiederum mit den 14 Medienhäusern geteilt hat. Zenz, der seit 2021 von der chinesischen Regierung sanktioniert wird, war in der Vergangenheit an der Aufdeckung des Lagersystems in Xinjiang beteiligt.

Für den China-Experten, der an der “Victims of Communism Memorial Foundation” in Washington forscht, stellen die “Xinjiang Police Files” eine “neue Dimension” dar. Das Bildmaterial sei einzigartig und widerlege die chinesische Staatspropaganda, dass es sich um “normale Schulen” handle. Der Vorsitzende der Delegation des Europäischen Parlaments für die Beziehungen zur Volksrepublik China, Reinhard Bütikofer, fordert angesichts des Datenleaks neue Sanktionen gegen China.

Die Fotos zeigten “mit dramatischer Deutlichkeit”, womit man es hier zu tun habe, sagte der Grünen-Politiker dem Bayerischen Rundfunk und dem “Spiegel”. Diese “Bilder des Grauens” müssten dazu führen, dass die Europäische Union klar Stellung beziehe.

Turkish24 / dts

Immer weniger Türken in Deutschland wollen heiraten

Die Zahl der Türken in Deutschland, die eine Ehe eingehen, ist zuletzt gesunken. Laut neuen Daten des Statistischen Bundesamtes heirateten im Jahr 2020 insgesamt 10.149 türkische Staatsangehörige in der Bundesrepublik, davon 5.986 Männer und 4.163 Frauen.

Im Jahr 2019 waren es insgesamt 12.660 (7.600 Männer und 5.060 Frauen). In den Jahren zuvor hatte es seit 2015 kaum Bewegung in der entsprechenden Statistik gegeben. Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2020 etwa 373.000 standesamtliche Eheschließungen registriert – zehn Prozent weniger als 2019. Hintergrund des bundesweiten Rückgangs war unter anderem die Coronakrise.

Besonders stark war der Einschnitt damals im April, nachdem im Zuge der Pandemie Standesämter geschlossen oder nur reduziert geöffnet waren. Für das Jahr 2021 wurden noch keine Daten veröffentlicht, die nach Staatsangehörigkeit aufgeschlüsselt sind. Im Bundestrend ging die Zahl der Eheschließungen aber weiter zurück, wobei ein neuer historischer Tiefstand erreicht wurde. Insgesamt wurden 4,2 Prozent weniger Ehen geschlossen als im ersten Corona-Jahr 2020.

Weniger Eheschließungen wurden auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik lediglich während des Ersten Weltkriegs in den Jahren 1915 bis 1918 registriert.

Turkish24 / dts

Bundesanwaltschaft geht gegen türkische Untergrundorganisation vor

Der Bundesanwaltschaft ist ein Schlag gegen die terroristische türkische Vereinigung “Revolutionäre Volksbefreiungspartei/-front” (DHKP-C) gelungen. Insgesamt habe man drei mutmaßliche Mitglieder festgenommen, teilte die Karlsruher Behörde am Donnerstag mit.

Die türkische Staatsangehörige Özgül E. wurde demnach bereits am Montag in Heidelberg in Gewahrsam genommen, die Festnahme des deutschen Staatsangehörigen Serkan K. erfolgte am Dienstag in Hamburg, die des Türken Ihsan C. am Mittwoch in Bochum. Zudem wurden bei den Beschuldigten Durchsuchungen durchgeführt. Eingesetzt wurden Beamte des mit den Ermittlungen beauftragten Bundeskriminalamtes, der Bundespolizei sowie des Landeskriminalamts Hamburg und des Polizeipräsidiums Rheinland-Pfalz. Die Beschuldigten seien dringend verdächtig, sich als Mitglied an der DHKP-C beteiligt zu haben, so die Bundesanwaltschaft.

Die festgenomme Özgül E. soll den Ermittlern zufolge spätestens seit Januar 2003 in der DHKP-C aktiv gewesen sein. Bis April 2004 hatte sie demnach eine leitende Position im zentralen Pressebüro der Vereinigung in Amsterdam inne. Dort soll sie mittels Anweisungen an weitere Mitarbeiter für die Weiterleitung organisationsinterner Mitteilungen und Berichte gesorgt haben. Weiter habe sie Gelder, die für das Pressebüro oder andere Bereiche der Vereinigung bestimmt waren, entgegengenommen und sei in die Übermittlung von gefälschten Ausweisdokumenten eingebunden gewesen, hieß es.

Im Juni 2014 soll Özgül E. federführend ein Konzert in Deutschland organisiert haben, an dem Aktivisten und Funktionäre der DHKP-C teilnahmen und dessen Erlöse ebenfalls der Organisation zuflossen. Zwischen Dezember 2015 bis mindestens Februar 2016 habe die Beschuldigte dann im Raum Istanbul verschiedene Aufgaben für die DHKP-C übernommen. Hierzu gehörten Schulungsmaßnahmen für Vereinigungsmitglieder, die Durchführung von Propagandaaktionen sowie die Erstellung von Pressekolumnen und von Programmen zur Ausbildung von Guerillakriegern. Spätestens ab Januar 2017 wurde die Beschuldigte laut Bundesanwaltschaft als “Deutschlandverantwortliche” in der Bundesrepublik eingesetzt.

In dieser Funktion soll sie insbesondere die Beschaffung von Finanzmitteln (etwa über Spendensammlungen oder den Verkauf des wöchentlich erscheinenden Parteiblatts) und die Organisation von Veranstaltungen für die Vereinigung koordiniert und überwacht haben. Zu den weiteren Vorwürfen gegen sie zählen die Beschaffung gefälschter Ausweispapiere, die Beteilung an der Erschließung von Schleusungsmöglichkeiten für verdeckt agierende Vereinigungsmitglieder und die Teilnahme an verschiedenen Propagandaveranstaltungen mit Bezügen zur DHKP-C im Bundesgebiet. Serkan K. soll sich zwischen Sommer 2014 und Dezember 2018 ebenfalls in Deutschland für die DHKP-C engagiert haben. Zunächst war er den Ermittlern zufolge Mitglied eines Jugendkomitees der Vereinigung.

Turkish24 / dts

EVP-Fraktionschef droht Ankara mit Isolation in der NATO

Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Manfred Weber (CSU), hat die Türkei davor gewarnt, die Aufnahme Finnlands und Schwedens in der NATO zu blockieren. “Jeder, der die Geschlossenheit der NATO infrage stellt, wird sich innerhalb der Gemeinschaft isolieren”, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben).

“Wenn die beiden Länder es selbst wollen, dann gehören Finnland und Schweden dazu, das steht außer Frage.” Es gebe “keinen nachvollziehbaren Grund”, dies zu verzögern oder zu blockieren, fügte Weber hinzu. Ein NATO-Beitritt ist grundsätzlich nur auf Einladung möglich, außerdem müssen alle bisherigen Mitgliedsstaaten einstimmig zustimmen. Die Türkei hatte zuletzt Vorbehalte gegen eine Aufnahme Finnlands und auch Schwedens geäußert.

Turkish24 / dts

Baerbock warnt vor Hängepartie bei NATO-Beitritten – Türkei zurückhaltend

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Unterstützung Deutschlands für einen schnellen NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens bekräftigt. Deutschland werde alles tun, um einen schnellen Ratifizierungsprozess für die Beitritte einzuleiten, sagte sie am Sonntag vor einem NATO-Außenministertreffen in Berlin.

Beide Länder seien “enge Freunde und Partner”. Die Türen des Verteidigungsbündnisses stünden für sie offen. Man dürfe bei den Beitritten aber keine Hängepartie zulassen, so Baerbock. Es dürfe “keine Zwischenphase, keine graue Phase” geben.

Ein NATO-Beitritt ist grundsätzlich nur auf Einladung möglich, außerdem müssen alle bisherigen Mitgliedsstaaten einstimmig zustimmen. Die Türkei hatte zuletzt Vorbehalte gegen einen NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens geäußert.

Turkish24 / dts

Luxemburgs Außenminister unterstellt Erdogan “Basar-Mentalität”

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn wirft dem türkischen Präsidenten Erdogan mit Blick auf eine mögliche Blockade der NATO-Beitritte Schwedens und Finnlands eine “Basar-Mentalität” vor. Diese sei in der Türkei “allzeit präsent”, sagte er am Dienstag im Deutschlandfunk.

Er glaube, Erdogan treibe jetzt den Preis hoch. Unter anderem gehe es um den Erwerb von Kampfflugzeugen aus den USA. Ein Scheitern der Beitritte an der Türkei erwartet der Außenminister aber nicht. “Die Türkei kann nicht die Verantwortung übernehmen, wenn die Schweden und die Finnen nicht Mitglied werden können in der NATO”, so Asselborn.

Es werde aber einige Zeit dauern. “Ich hoffe, nicht zu lange, wirklich nicht zu lange, denn das könnte Probleme mit sich bringen, was wir ja schon in anderen Ländern gesehen haben”, sagte der dienstälteste Außenminister in der EU. “Das ist eine Grauzone, wo jetzt die zwei Länder sind, und die muss sehr schnell aufgehoben werden.”

Turkish24 / dts

Ansprache von Bundeskanzler Scholz zum 8. Mai im Volltext

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich am 8. Mai mit einer Fernsehansprache an die Bundesbürger gewendet. Hier ist der Redetext im Wortlaut: “Liebe Mitbürgerinnern und Mitbürger!

Heute vor 77 Jahren endete in Europa der Zweite Weltkrieg. Das Schweigen der Waffen am 8. Mai 1945 glich einer Friedhofsruhe – über den Gräbern von mehr als 60 Millionen Frauen, Männern und Kindern. Millionen von ihnen sind auf den Schlachtfeldern gefallen. Millionen sind in ihren Städten und Dörfern, in Konzentrations- oder Vernichtungslagern ermordet worden. Deutsche haben dieses Menschheitsverbrechen verübt. Umso schmerzhafter ist es mitzuerleben, wie heute, 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, erneut rohe Gewalt das Recht bricht, mitten in Europa. Wie Russlands Armee in der Ukraine Männer, Frauen und Kinder umbringt, Städte in Schutt und Asche legt, ja selbst Flüchtende angreift. Für mich ist dies ein 8. Mai wie kein anderer. Deshalb wende ich mich heute an Sie. Wir können nicht an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa erinnern, ohne der Tatsache ins Auge zu sehen: Es herrscht wieder Krieg in Europa. Russland hat diesen Krieg entfesselt. Einst kämpften Russen und Ukrainer gemeinsam unter größten Opfern, um Deutschlands mörderischen Nationalsozialismus niederzuringen. Deutschland hat sich damals schuldig gemacht, an beiden Nationen, der russischen wie der ukrainischen. Mit beiden streben wir seit Jahrzehnten nach Aussöhnung. Nun jedoch will Russlands Präsident Putin die Ukraine unterwerfen, ihre Kultur und ihre Identität vernichten. Präsident Putin setzt seinen barbarischen Angriffskrieg sogar mit dem Kampf gegen den Nationalsozialismus gleich. Das ist geschichtsverfälschend und infam. Dies klar auszusprechen, ist unsere Pflicht. Doch damit ist es nicht getan. Es war der militärische Sieg der Alliierten, der der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland ein Ende setzte. Wir Deutsche sind dafür bis heute dankbar! Daher konnte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1985 vom 8. Mai als “Tag der Befreiung” sprechen. Aus der katastrophalen Geschichte unseres Landes zwischen 1933 und 1945 haben wir eine zentrale Lehre gezogen. Sie lautet: “Nie wieder!” Nie wieder Krieg. Nie wieder Völkermord. Nie wieder Gewaltherrschaft. Und doch ist es wieder passiert – Krieg in Europa. Darauf hat der ukrainische Präsident Selenskyj heute hingewiesen. In der gegenwärtigen Lage kann dies nur bedeuten: Wir verteidigen Recht und Freiheit – an der Seite der Angegriffenen. Wir unterstützen die Ukraine im Kampf gegen den Aggressor. Das nicht zu tun, hieße zu kapitulieren vor blanker Gewalt – und den Aggressor zu bestärken. Wir helfen, damit die Gewalt ein Ende finden kann. Daher haben wir in den vergangenen Tagen und Wochen weitreichende und schwierige Entscheidungen getroffen – zügig und entschlossen, durchdacht und abgewogen. Wir haben nie dagewesene Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und die russische Führung verhängt, um Putin von seinem Kriegskurs abzubringen. Mit offenen Armen haben wir hunderttausende Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen. Hunderttausende, die vor der Gewalt in ihrer Heimat bei uns Zuflucht finden. Hilfsorganisationen leisten erste Unterstützung, Schulen und Kitas richten Willkommensklassen ein, Bürgerinnen und Bürger nehmen Geflüchtete bei sich zuhause auf. Für diese enorme Hilfsbereitschaft überall in unserem Land danke ich Ihnen von Herzen! Und – wir haben erstmals überhaupt in der Geschichte der Bundesrepublik Waffen in ein solches Kriegsgebiet geschickt, in großem Umfang – und immer sorgfältig abwägend auch schweres Gerät. Das setzen wir fort. Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr diese Entscheidungen viele von Ihnen bewegen. Schließlich geht es buchstäblich um Krieg und Frieden. Um unsere historische Verantwortung Um maximale Solidarität mit der angegriffenen Ukraine. Um die Sicherheit unseres Landes und unseres Bündnisses. Diese Ziele miteinander in Einklang zu bringen – dieser Aufgabe stellen wir uns Tag für Tag. Dass wir als Land über Fragen solcher Tragweite intensiv miteinander diskutieren, ist gut und legitim. Zur Demokratie gehört auch, solche Kontroversen in “Respekt und gegenseitiger Achtung” zu führen. Darauf hat der Bundespräsident in seiner Rede heute Morgen zu Recht hingewiesen. Aus vielen Äußerungen, die ich dieser Tage höre, spricht ernste Sorge. Sorge auch davor, dass sich der Krieg ausweitet, dass der Frieden auch bei uns in Gefahr geraten könnte. Es wäre falsch, das einfach abzutun. Solche Sorgen müssen ausgesprochen werden können. Gleichzeitig gilt: Angst darf uns nicht lähmen. Ich habe Ihnen geschildert, was wir tun, um Recht und Freiheit zu verteidigen in der Ukraine und in ganz Europa. Das ist sehr viel. Und zugleich tun wir nicht einfach alles, was der eine oder die andere gerade fordert. Denn: Ich habe in meinem Amtseid geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Dazu zählt, unser Land und unsere Verbündeten vor Gefahren zu schützen. Vier klare Grundsätze folgen daraus für die Politik: Erstens: Keine deutschen Alleingänge! Was immer wir tun, stimmen wir auf das Engste mit unseren Bündnispartnern ab – in Europa und jenseits des Atlantiks. Zweitens: Bei allem, was wir tun, achten wir darauf, unsere eigene Verteidigungsfähigkeit zu erhalten! Und: Wir haben entschieden, die Bundeswehr deutlich besser auszustatten, damit sie uns auch in Zukunft verteidigen kann. Drittens: Wir unternehmen nichts, was uns und unseren Partnern mehr schadet als Russland. Und viertens: Wir werden keine Entscheidung treffen, die die NATO Kriegspartei werden lässt. Dabei bleibt es! Dass es keinen Weltkrieg mehr geben soll – erst recht keinen zwischen Nuklearmächten – auch das ist eine Lehre des 8. Mai. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich kann Ihnen heute noch nicht sagen, wann und auf welche Weise Russlands grausamer Krieg gegen die Ukraine enden wird. Klar ist aber: Einen russischen Diktatfrieden soll es nicht geben. Den werden die Ukrainerinnen und Ukrainer nicht akzeptieren – und wir auch nicht. Selten standen wir mit unseren Freunden und Partnern so geschlossen und geeint da wie heute. Ich bin zutiefst überzeugt: Putin wird den Krieg nicht gewinnen. Die Ukraine wird bestehen. Freiheit und Sicherheit werden siegen – so wie Freiheit und Sicherheit vor 77 Jahren über Unfreiheit, Gewalt und Diktatur triumphiert haben. Dazu nach Kräften beizutragen, das bedeutet heute “Nie wieder”! Darin liegt das Vermächtnis des 8. Mai.”

red

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