“Es gibt ein ganz starkes Verlangen, dass endlich etwas passiert”: Ludwigsburg24 im Interview mit Christoph Erdmenger

Er ist der „Reingeschmeckte“ und ministeriale Seiteneinsteiger unter den Landrats-Kandidaten. Doch Christoph Erdmenger ist auch der Kandidat, der seine Berufserfahrung vor allem außerhalb des Ludwigsburger Landkreises gesammelt hat. 2013 kam er als Abteilungsleiter für „Nachhaltige Mobilität“ nach Stuttgart ins Verkehrsministerium. Dort ist Erdmenger u.a. für Klimaschutz im Verkehr, Elektromobilität, Luftreinhaltung, Lärmschutz, Naturschutz und Radverkehr zuständig. Als möglicher neuer Landrat will er künftig den Landkreis Ludwigsburg für die Zukunft fit machen. Im Gespräch mit Ludwigsburg24 erzählt der Regierungsangestellte über seine Pläne, wann ihm die Tränen fließen und dass er erst vor wenigen Wochen mit seiner Frau und den beiden Kindern (7 und 10) ins Eigenheim nach Ludwigsburg-Oßweil gezogen ist.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Günes

 

Herr Erdmenger, wie sind Sie denn zu uns in die Redaktion gekommen – mit dem Fahrrad oder dem Auto? 

Heute bin ich mit dem Fahrrad zu Ihnen gefahren. Das ist oft das einzige bisschen Sport am Tag, das ich bekomme.

 

Wie viele Kilometer fahren Sie in der Woche?

Nicht unbedingt so wahnsinnig viele Kilometer, schätzungsweise um die 50. Wenn ich nicht mit dem Rad fahre, dann nutze ich die öffentlichen Verkehrsmittel.

 

Haben Sie überhaupt ein Auto?

(lacht) Ich habe nicht nur ein Auto, sondern fünfhundert, weil ich nämlich Mitglied im Car-Sharing bin. Stadtmobil ist ja sehr gut über die ganze Region verstreut. Zum Beispiel für den Urlaub nutze ich das Car-Sharing um von A nach B zu kommen. Oder wir reisen mit dem Zug an und mieten vor Ort ein Auto. Ich bin kein begeisterter Autofahrer, aber auch kein Gegner.

 

Sie sind 1990 bei den Grünen eingetreten, warum?

Damals war es aus der Klimaschutzmotivation heraus, da es mich als jungen Mann unheimlich aufgeregt hat, dass die Bedrohung, die durch den Klimawandel insbesondere für die südlichen Länder auf uns zukommen wird, so ignoriert wird. Mich hat dabei weniger die Liebe zur Natur getrieben, die ich selbstverständlich auch in mir trage, sondern viel mehr der Gerechtigkeitsgedanke. Mich hat bewegt, dass wir in den reichen Ländern zumindest damals noch einen Lebenswandel führten, der deutlich zu Lasten der armen Länder geht.

 

Hatten Sie zu der Zeit ein politisches Vorbild bei den Grünen?

Es war die große Zeit von Joschka Fischer, der auch mich sehr beeindruckt hat. Aber es gab zudem noch den Bundesvorsitzenden Ludger Vollmer, den ich in seinen Analysen und mit seinen Herangehensweisen sehr überzeugend fand.

 

Wer sind heute die starken Grünen in Ihren Augen?

Annalena Baerbock und Robert Habeck, die beiden Bundesvorsitzenden, haben es geschafft, die grüne Politik aus einer Meckerecke herauszuholen, ohne sie zu verwässern. Sie schenken den Menschen reinen Wein ein, das macht sie sehr erfolgreich. Es gehört im politischen Leben einfach dazu, dass man den Menschen Angebote macht, denn dann fühlen diese sich auch mitgenommen. Das gelingt den beiden sehr gut.

 

Geboren in Braunschweig, studiert und gewohnt im Badischen, lange gearbeitet in Sachsen-Anhalt und seit 2013 in Stuttgart. Fühlen Sie sich wohl im Schwabenländle?

Ja, deshalb haben wir ja auch hier ein Haus gekauft. Ich mag die offene und freundliche Art der Schwaben und mir gefällt auch, dass hier viele Menschen aus sehr unterschiedlichen Kulturen leben und es auch ansonsten eine starke kulturelle Vielfalt gibt. Das habe ich in meinem vorherigen Wohnort Dessau in dieser Form nicht erlebt.

 

Sie sind erst vor wenigen Wochen nach Ludwigsburg-Oßweil gezogen. Wie hoch auf einer Scala von eins bis zehn bewerten Sie aktuell den kompletten Landkreis?

Spontan geantwortet liegt er für mich bei acht. Ludwigsburg ist eine wirklich schöne Stadt und davon gibt es noch weitere wie Marbach, Bietigheim-Bissingen, Besigheim, um nur einige aufzuzählen. Dann haben wir den nördlichen Landkreis, den Naturpark Stromberg, wunderschöne Landschaften rund um den Neckar mit Weinbaugebieten, das ist alles herrlich. Ich persönlich bin vielleicht durch mein Aufwachsen in Braunschweig so geprägt, dass ich die mittlere Stadtgröße den großen Städten vorziehe. Jedenfalls ist es hier so schön, dass wir uns vor Freiburg und Umgebung nicht verstecken müssen.

 

Haben Sie bereits Ihren Lieblingsfleck im Landkreis gefunden, an dem Sie auftanken und durchatmen?

Einer der schönen Flecken sind für mich die Zugwiesen, aber um sie abschließend schon zu meinem Lieblingsflecken zu küren, dafür wohne ich noch nicht lange genug hier. Es gibt für mich noch viel zu erkunden.

 

Sie sprachen vorhin Dessau an. Sie saßen zuletzt für die Grünen im Landtag von Sachsen-Anhalt. Warum haben Sie Ihre Politikerkarriere zugunsten eines Abteilungsleiter-Jobs in Stuttgart aufgegeben?

Das ist leicht erklärt. In Sachsen-Anhalt war ich Oppositionspolitiker. Zwar hatte ich sehr viel mediale Aufmerksamkeit, aber nur wenige Einzelfälle, wo ich tatsächlich auch mal etwas um- oder durchsetzen konnte. Das ist in der Opposition nun mal so. Es ist natürlich viel attraktiver zu gestalten, nicht nur zu mahnen und zu meckern, sondern die Ärmel hochzukrempeln und Vorhaben zu realisieren.

 

Jetzt sind Sie also glücklich mit dem Wechsel und dem Job als Abteilungsleiter „Nachhaltige Mobilität“ im Verkehrsministerium?

Absolut, das war eine ganz hervorragende Wahl. Das liegt natürlich auch daran, dass ich für einen sehr guten Minister arbeite, der auch selbst etwas bewegen möchte und durch die Schaffung dieser bundesweit einmaligen Abteilung dafür Freiraum ermöglicht hat. Wir müssen uns derzeit allerdings die Frage stellen, ob wir es tatsächlich schaffen, all das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Wir kommen mit der Arbeit kaum hinterher.

 

Warum wollen Sie dann unbedingt Ihren tollen Posten zugunsten des Landratsamtes räumen?

Ich möchte den Posten als Landrat haben, weil es eine Chance ist, als Grüner, als jemand, der in die Zukunft schaut, auch auf der Landkreisebene mitzugestalten. Meine Stärke ist, – und darin unterscheide ich mich meiner Ansicht nach von den anderen Kandidaten –, dass ich einen klaren Blick darauf habe, wo wir 2030 im Landkreis stehen wollen, statt wie andere zu sagen: „Uns geht es heute gut und so wollen wir gerade weitermachen.“ Die Zukunft Baden-Württembergs entscheidet sich viel mehr im ländlichen Raum als in den Großstädten und deshalb kommt es hier darauf an, mit vorzeigbaren Aktivitäten nach vorne zu kommen. Dazu kommt als weiteres Argument, dass ein Landrat eine Vielzahl von weiteren Aufgaben und Verantwortung hat im Vergleich zu meinem jetzigen Job.

 

Wie grün würde denn ein Landkreis Ludwigsburg mit einem Landrat Erdmenger?

Der Landkreis ist ja heute dank seiner wunderschönen grünen Natur schon sehr grün und ist an vielen Punkten auch aus einer grünen Perspektive gut aufgestellt im Vergleich zu anderen Landkreisen. Aber ich möchte an viel mehr Punkten auch international bekannter werden und Vorbild sein. Egal, ob im Klimaschutz, beim Verkehr oder im Wohnbereich, wir kommen ja nicht schnell genug voran. Deswegen können wir nicht damit zufrieden sein, so weiterzumachen wie bisher. Meine Gespräche hier haben mir gezeigt, dass es ganz viele Menschen in führenden Positionen in Unternehmen, in der Verwaltung gibt, die Lust darauf haben, mit noch mehr Tempo und mit neuen Vorhaben voranzukommen. Und auch die Bevölkerung ist in vielen Bereichen viel weiter als die Politik denkt. Sie spürt die Probleme auf dem Wohnungsmarkt, sie steht täglich im Stau und weiß, dass es durch den Klimawandel jetzt zwei trockene Sommer hintereinander gab. Es gibt ein ganz starkes Verlangen, dass endlich etwas passiert.

 

Die Bevölkerung beim Wandel mitzunehmen, wird also ein Kinderspiel?

Das habe ich so nicht gesagt. Natürlich muss man Transparenz wahren, in einem vernünftigen Ton mit den Menschen reden, sie einladen, eigene Vorschläge einzubringen sowie die einzelnen Vorhaben ganz genau erklären. Dafür gibt es aber moderne Instrumente.

 

An welche denken Sie da?

Ein Beispiel bei komplexen Planungen: Indem man sie über einen längeren Zeitraum von einer neutralen Gruppe aus der Bevölkerung begleiten lässt, die sich die Planungen anschauen, die Rückfragen stellen können, die konkrete Informationen bekommen und ein Votum abgeben können. Das ist eine aktive Bürgerbeteiligung von A bis Z, die Vertrauen schafft und die zur Folge hat, dass nicht nur die direkt beteiligten Bürgerinnen und Bürger sich mitgenommen und eingebunden fühlen.

 

Wo würden Sie denn konkret ansetzen, um den Landkreis voranzubringen?

Fangen wir bei meinem Fachgebiet Verkehr an. Derzeit gibt es zwei große Projektbausteine: eine Stadtbahn zu bauen gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg und Radschnellwege umzusetzen. Dafür bringe ich die richtigen Fähigkeiten mit, um das auch schnell hinzukriegen, weil ich die Landes- und Bundesebene kenne, die man für die schnelle Umsetzung benötigt. Und weil ich in meiner Biografie gezeigt habe, dass ich in der Lage bin, aus einer Verwaltung das herauszuholen, was in ihr steckt. Außerdem bin ich fähig, die Stolpersteine, die jedes Projekt zwangsläufig hat, mit wegräumen zu helfen.

Klar ist aber auch, dass wir eine Verdoppelung des öffentlichen Nahverkehrs nicht allein mit diesen beiden Vorhaben schaffen. Wir werden uns parallel dazu den Ausbau anderer Schienenprojekte ebenso anschauen sowie den Busverkehr ausbauen müssen. Da müsste auch ein Erdmenger mit der Autorität des Landrats an den Kreistag herangehen und sagen: Folgende Planungen habe ich ausarbeiten lassen, die konkret und belastbar sind, und jetzt werbe ich bei Ihnen dafür, dass wir die Finanzen auch dafür aufbringen. Dafür braucht es ein bisschen politischen Mut und politische Überzeugungskraft. Ich glaube, beides bringe ich mit.

 

Das heißt, Sie würden sich die gefassten Beschlüsse nochmals ansehen und überdenken oder bleibt alles beim Alten?

Wir fahren fort und beschleunigen die Umsetzung der getroffenen Beschlüsse. Seien sie sicher, dass wir an vielen Punkten auf Alltags- und Umsetzungsprobleme stoßen, wo man sagen muss, so funktioniert es nicht, deswegen haben wir folgende Alternative ausgearbeitet. Aber Grundsätzliches nochmals zu diskutieren, dafür reicht die Zeit nicht. Wenn der Kreistag oder einzelne Kommunen mit besseren Vorschlägen kommen, werden die natürlich aufgenommen und geprüft. Aber der Landrat ist an dieser Stelle Diener der Beschlüsse.

 

Weitere Sorgenkinder sind derzeit der Wohnungsbau, die ganze Verkehrsproblematik mit Feinstaubalarm und Fahrverboten, die Finanzierung der Kliniken, Abfall. Was gedenken Sie hier zu tun?

Wohnen ist deswegen für den Landrat kein leichtes Feld, weil der Landkreis da nicht die unmittelbaren Kompetenzen hat. Zu einem runden Tisch für ein Bündnis für bezahlbaren Wohnraum einzuladen, halte ich für richtig. Meinem Eindruck nach wird dort aber zu unverbindlich miteinander geredet und Ideen gesammelt. Wir brauchen einen Abgleich darüber, wie viel Veränderung und Aktivitäten brauchen wir auf welchem Feld. D.h., wie viel Neubau an Wohnungen brauchen wir, wie viele Wohnungen wollen wir durch Verdichtungen schaffen, wie viele Sozialwohnungen wollen wir auf anderem Wege haben. Um dann zu fragen, ob das bisher geplante ausreicht. Und da hat, meines Erachtens nach, der Landrat eine ganz wesentliche Rolle. Zeigt die ehrliche Bilanz, dass alles nicht reicht oder zu schaffen ist und dass man eigentlich nur an der Oberfläche rumdoktert, dann muss man doch darüber reden, ob es eine Wohnbaugesellschaft des Landkreises benötigt. Besser wäre, wir brauchen das nicht, weil neue Strukturen immer Zeitverlust bedeuten.

Warum?

Es ist unbestritten, dass wir viel zu wenige Sozialwohnungen haben. Wenn wir nur über den Neubau versuchen, dieses Problem zu lösen, wird es sehr lange dauern, bis wir einen Anteil von vielleicht fünf Prozent an den Mietwohnungen erreichen. Aber dieser Anteil ist nicht nur für die Menschen, die eine Wohnung kriegen entscheidend, sondern dieser Anteil an günstigen Wohnungen führt auch dazu, dass das Mietniveau insgesamt nicht in den Himmel schießt, sondern gedämpft wird. Deswegen ist das für den gesamten Wohnungsmarkt eine entscheidende Stellschraube. Wenn wir also miteinander ausrechnen, dass wir nicht ausreichend näherkommen, dann müssen wir uns die Frage stellen, wer zusätzliche Wohnungen am Markt kauft, die wir dann in solche mit vergünstigten Mieten umwandeln können. Dafür gibt es vom Land sogar Förderung, so dass wir richtig was tun können. Aber dann müssen wir auch rechtzeitig loslegen, damit sich wirklich innerhalb der nächsten Jahre was tut auf dem Wohnungsmarkt.

 

Haben Sie auf Landesebene ein so gutes Netzwerk, um leichter an bestimmte Fördertöpfe heranzukommen?

Ja und nein. Ich kenne die Landespolitik sehr gut. Und zwar so gut, um zu wissen, dass man nicht durch persönliche Freundschaften an bestimmte Töpfe kommt. Es geht vielmehr darum auf Zack zu sein, damit man weiß, wie man diese Töpfe nutzt. Also, wie stelle ich die Anträge rechtzeitig, wie sorge ich in der Verwaltung dafür, dass ich weiß, da gibt es Möglichkeiten und wie bereite ich mich darauf vor, dass ich die Voraussetzungen für die Fördergelder sofort erfülle und diese schnell erhalte. Es geht nicht um gute Netzwerke für Mauscheleien, sondern um das entsprechende Knowhow für die professionelle Antragsstellung. Ich kann sagen, dass ich sowohl Bundes- als auch Landesverwaltung verstehe und habe in meinen bisherigen Funktionen auch schon viel mit Kommunalverwaltungen zusammengearbeitet. Damit habe ich tatsächlich das Alleinstellungsmerkmal, für den Landkreis schnelle Verfahren herauszuholen.

 

Welche Chancen rechnen Sie sich im Wettbewerb mit den anderen Kandidaten aus?

Ich habe dann eine Chance, wenn es genug Kreisräte gibt, die sagen, ich lasse jetzt mal meine Fraktionszugehörigkeit und alle bisherigen Prägungen beiseite. Und die sagen, die Chance für eine schnellere Zukunftsgestaltung des Landkreises ist so attraktiv, dass ich den Erdmenger wähle. Die Frage ist, wie viele Kreisräte das machen, was ihnen nicht leichtfallen wird, weil sie meine Mitbewerber besser kennen als mich. Ich kann nur werben und sagen: „Ich bin das neue Pferd im Stall, mit mir kommt man schneller ans Ziel.“ Mein Vorteil ist vielleicht auch, dass ich mit keiner der Kommunen so eng verbandelt bin, dass ich nur bestimmte Projekte im Auge haben könnte, die ich voranbringen will. Andererseits sind meine Mitbewerber nicht nur ehrenwerte Kandidaten, sondern alles Persönlichkeiten, die natürlich auch Einiges mitbringen. Deswegen liegt es mir fern zu sagen, nur ich kann den Job. Aber ich habe ein bestimmtes Profil, für das ich werbe. Es kommt eben nicht nur auf das Hier und Jetzt an, sondern darum, den Landkreis so fit zu machen, dass es uns 2030 genauso gut geht wie 2019.

 

Welches Feedback haben Sie bislang auf Ihre Vorstellungsrunden in den Fraktionen bekommen?

Durchweg bin ich sehr freundlich von allen Fraktionen empfangen worden. Einzig die AFD habe ich nicht besucht und werde es auch bis zur Wahl nicht tun. Ich finde es nicht richtig, bei dieser Wahl auf die Stimmen der AFD zu setzen, denn es kommt für mich nicht infrage, mit einer fremdenfeindlichen Partei zusammenzuarbeiten, auch wenn ich Sie als Landrat dennoch respektvoll behandeln und ihre demokratische Legitimation beachten würde. Aber ich lasse mich nicht aktiv mit ihren Stimmen wählen. Die anderen Fraktionen sind offen auf mich zugegangen und haben sich meine Vorstellungen und Ideen angehört, haben mir Fragen gestellt. Das ist alles fair abgelaufen.

 

Haben Sie das Gefühl oder die Angst, dass es bei der Wahl vielleicht weniger ums Gestalten geht als vielmehr darum, einen Grünen als Landrat zu verhindern?

Natürlich hat jeder Kreisrat seine eigene Motivation. Mir geht es aber darum zu werben, sich die Person und das politische Gesamtpaket anzuschauen und dann zu entscheiden, was das Beste aus der Sicht des jeweiligen Kreisrats für den Landkreis ist. Ich kann nur versuchen zu überzeugen, dass ich seriöse Arbeit leiste und etwas umsetzen will und niemand mit meiner Wahl ein Risiko eingehen wird. Es geht nicht um einen grünen Landrat, sondern um die Frage, wollen wir Erdmenger, der etwas umsetzen will oder wollen wir einen anderen Kandidaten.

 

OB Fritz Kuhn will bis 2030 Stuttgarts Innenstadt autofrei haben. Können Sie sich das für den Landkreis ebenfalls vorstellen?

Nein, ein autofreier Landkreis ist nicht denkbar. OB Kuhn hat von der Stuttgarter Innenstadt gesprochen, was ein relativ kleines Gebiet und eine spezielle Situation betrifft. Wir müssen uns daran orientieren, was der Klimaschutz beim Verkehr uns aufgibt. Das bedeutet, ein Drittel weniger Autoverkehr in den Städten bis 2030. Und das passiert nur, wenn wir attraktive Alternativen bieten und gleichzeitig bestimmte Privilegien des Autoverkehrs bei der Flächenbelegung in den Städten Stück für Stück zurücknehmen. Der Landrat hat zu den Flächengestaltungen der Kommunen wenig zu sagen, weshalb ich nicht die Backen aufblasen und ankündigen würde, wir verändern die Städte. Das ist Sache der Kommunen. Der Landrat hat vielmehr die Aufgabe für einen attraktiven ÖPNV zu sorgen.

 

Sie arbeiten derzeit im Ministerium, ein möglicher Wechsel bringt eine Veränderung der Verantwortung mit sich. Wo sehen Sie die größten Unterschiede?

Die Verantwortung eines Landrats ist größer und für mich wäre das ein nächster Schritt, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich hätte auch großen Respekt vor dieser Aufgabe. Bei einer Führungsaufgabe eines Landesministeriums lenken Sie allerdings auch nicht nur den Teil der Verwaltung, der mit Ihnen auf einem Flur sitzt, sondern Sie lenken große Teile der Landesverwaltung. Dazu gehören Teile der Straßenbauverwaltung, wir haben landeseigene Unternehmen, an denen jede Menge Mitarbeiter hängen. Vom Grundansatz her ändert sich an der Anforderung für die Führungsaufgabe nichts. Sie lautet: Behalte den Überblick, weiß, wo Du hinwillst, beschränke Dich auf die Sachen, wo die Verwaltung Dich braucht und überlass alles andere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese täglichen Herausforderungen sind bei 2.000 Mitarbeitern natürlich höher, aber nicht grundlegend anders.

 

Welcher Führungstyp sind Sie?

Ich bin ein ergebnisorientierter Cheftyp. Das heißt, dass ich am liebsten mit meinen Führungskräften das Ziel definiere und ihnen den Weg der Umsetzung selbst überlasse. Eigenständiges Arbeiten bedeutet für mich aber auch offene Kritik in beide Richtungen, wenn etwas nicht funktioniert. Das ist meine Lieblingsarbeitsweise, die aber nicht immer funktioniert. Es gibt Situationen, da muss ich ganz eng dranbleiben, weil z.B.  die Aufgabenstellungen der Leitungs- und Mitarbeiterebene so eng miteinander verzahnt sind, dass eine Trennung nicht mehr möglich ist.

 

Wären Sie bei einer Niederlage sehr enttäuscht?

Bei einer Niederlage werde ich keine Flasche Sekt öffnen. Eine Niederlage ist eine Niederlage. Aber sowohl ich persönlich als auch der Landkreis hätten natürlich trotzdem weiterhin gute Perspektiven und deswegen muss da niemand in Sack und Asche gehen, sollte es nicht klappen mit dem Wahlsieg.

 

Würden Sie sich bei einer Niederlage trotzdem im Landkreis einbringen? 

Prinzipiell engagiere ich mich gerne in meinem Lebensumfeld, wenn sich eine Möglichkeit ergibt. Aber einen Plan B habe ich nicht, um mich hier an irgendeiner anderen Stelle einzubringen. Ich habe als Abteilungsleiter im Ministerium keine Langeweile und bin ehrlich gesagt auch froh über jeden freien Tag, den ich mit meiner Familie verbringen kann

 

Sie sind ein sehr rationaler Mensch. Wann kommen bei Ihnen die Emotionen in den Vordergrund?

Emotional werde ich beispielsweise bei gefühlvollen Filmen, dann weine ich auch durchaus mal, meist in den schönen Szenen.

 

Worüber können Sie lachen?

Ich lache viel und herzhaft, nach Meinung meiner Mitmenschen auch zu laut. Ich lache über Witze oder Comedians, wenn Menschen sich dabei selbst auf die Schippe nehmen, sich selber nicht ernst nehmen oder über sich selbst lachen können. Ebenso kann ich herzhaft mitlachen, wenn ich mich selbst nicht so ernst nehme.

 

Welcher Comedian trifft Ihren Humor?

Sehr gerne schaue ich Carolin Kebekus zu, Michael Mittermeier finde ich auch sehr lustig und ich bin ein regelmäßiger Zuschauer der Heute-Show.

 

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, um richtig abzuschalten?

Radfahren ist wichtig. Bewegen, Nachdenken, Kopf freipusten, das hilft mir. Ansonsten gehört es zu meinen großen Vergnügen, eine schöne Mahlzeit zu kochen. In den Urlauben besorge ich mir Kochbücher oder Rezepte aus dem jeweiligen Land und koche sie nach. In Schweden habe ich jetzt gelernt, den Fliegenden Jacob zuzubereiten. Und weil mein Sohn einen Hecht gefangen hat, musste ich auch lernen, diesen schmackhaft zu verarbeiten.

 

Sie kommen aus Braunschweig, sind öfter umgezogen. Haben Sie einen Lieblingsverein im Fußball?

Lustig, das hat man mich in den Fraktionen ebenfalls gefragt. Ganz ehrlich: Ich verfolge selbstverständlich die Spiele von Eintracht Braunschweig. Ebenso interessiert mich, was der SC Freiburg so macht. Ich habe den VfB Stuttgart während meiner Zeit hier schon zu schätzen gelernt, doch noch hat er es nicht zu meinem Lieblingsverein geschafft. Ich finde allerdings, dass er in der 2. Liga nicht richtig aufgehoben ist.

 

INFOKASTEN:

1970 in Braunschweig geboren und aufgewachsen, Studium der Geoökologie sowie einige Semester Volkswirtschaft in Karlsruhe. Nachdem Examen arbeitete Erdmenger für das Städtenetzwerk ICLEI, 2004 wechselte er nach Dessau ins Umweltbundesamt, wo er zuerst das Fachgebiet „Nachhaltige Energieversorgung“ verantwortete und ab 2008 die Abteilung „Umwelt und Verkehr“ leitete. 2011 zog der Umweltwissenschaftler für die Grünen in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein und wurde dort wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion.

Kriminell: Trickbetrüger geben sich als Polizisten aus

Aktuell registriert der Landkreis Ludwigsburg und Böblingen eine neue Welle von Anrufen falscher Polizeibeamter, die versuchen, insbesondere lebensältere Menschen um ihr Erspartes zu bringen und sich am Telefon als Mitarbeiter örtlicher Polizeidienststellen ausgeben. Heute in mehreren Fällen im Bereich Remseck an Neckar.

Die Masche ist dabei fast immer dieselbe: Äußerst redegewandt und in der Regel in einwandfreiem, akzentfreiem Deutsch wird den Senioren vorgegaukelt, dass die Polizei gerade mehrere Einbrecher festgenommen habe, die Listen und Notizen den Namen und den Anschriften der Angerufenen bei sich hatten. Den Opfern wird dabei ein Schreckensszenario skizziert, dass auch sie demnächst in das Visier dieser Einbrecherbande geraten könnten oder aber schon sind. Im selben Atemzug wird ihnen “angeboten”, Bargeld und ihre Wertsachen abzuholen und vorübergehend in sichere Verwahrung zu nehmen.

Die Polizei warnt vor den Betrügern und rät:

Niemals rufen Polizeibeamte, Staatsanwälte oder andere Amtspersonen bei Ihnen an und fragen Sie nach ihren persönlichen Verhältnissen oder bestehendem Vermögen aus. Geben Sie niemandem derartige Auskünfte und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.

Notieren Sie die angezeigte Telefonnummer, den angeblichen Namen und die angebliche Dienststelle des Anrufers und legen Sie auf. Nehmen Sie stattdessen Kontakt mit der Ihnen bekannten Polizeidienststelle in Ihrer Nähe auf oder wählen sie den Polizeinotruf 110 und teilen sie den Vorfall mit. Benutzen Sie nicht die Rückruftaste, da Sie sonst wieder bei den Tätern landen.

Lassen Sie sich nicht davon täuschen, wenn auf ihrem Display eine Rufnummer erscheint, die scheinbar mit der Telefonnummer einer Polizeidienststelle übereinstimmt oder wie eine Notrufnummer aussieht – diese Anzeige kommt durch technische Manipulationen der Betrüger zustande, die tatsächlich von einem ganz anderen Anschluss anrufen.

Kreis Ludwigsburg könnte pro Jahr 53 Millionen Plastikflaschen sparen

Pfand-Berge aus Plastik: Im Landkreis Ludwigsburg könnten pro Jahr rund 53 Millionen Einwegflaschen allein bei Mineralwasser und Erfrischungsgetränken eingespart werden – wenn Hersteller und Handel konsequent die gesetzliche Mehrwegquote einhielten. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer Pressemitteilung hingewiesen.

Die NGG Stuttgart geht bei der Berechnung von einem statistischen Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich rund 148 Litern Mineralwasser und 116 Litern Erfrischungsgetränken aus. Hier lag der Anteil wiederbefüllbarer Mehrwegflaschen nach Angaben des Umweltbundesamts zuletzt bei lediglich 33 Prozent. Gesetzlich vorgeschrieben ist seit diesem Jahr jedoch eine Mehrwegquote von 70 Prozent. Für die Differenz von 37 Prozent ergäbe sich, ausgehend von einer durchschnittlichen Flaschengröße von einem Liter, im Kreis Ludwigsburg eine Plastik-Ersparnis von 53 Millionen Flaschen.

„Einwegflaschen drücken massiv auf die heimische Umweltbilanz. Denn die Plastikflaschen, auf die es 25 Cent Pfand gibt, werden nach nur einer Benutzung zerschreddert und aufwendig recycelt“, sagt Gewerkschafter Hartmut Zacher. Dagegen ersetzt eine 0,7-Liter-Wasserflasche aus Glas bei der Ökobilanz 37 PET-1-Liter-Flaschen. Zu diesem Schluss kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Das Mehrwegsystem sei dabei nicht nur in puncto Umweltschutz wichtig, so Zacher. „Wenn Flaschen aus Glas oder robustem Plastik gesammelt, gereinigt und befüllt werden, dann sichert das auch Arbeitsplätze in der Getränkebranche. Sie beschäftigt rund 12.000 Menschen in Baden-Württemberg.“

Mehrweg sei dabei auch ein entscheidender Beitrag gegen das „Pfand-Chaos“ im Super- oder Getränkemarkt, so die NGG. „Verbraucher klagen darüber, dass sie ihr Leergut häufig nur noch dort loswerden, wo sie es gekauft haben. Die beste Strategie dagegen sind die Standard-Mehrwegflaschen wie etwa die NRW- oder Euro-Flasche beim Bier. Sie werden in regionale Pools ohne weite Transportwege zurückgebracht und dort wieder befüllt“, erklärt Zacher.

Die NGG ruft die Getränkehersteller und den Handel dazu auf, den „Einweg-Trend auf Kosten von Umwelt und Jobs“ zu beenden. Auch die Politik dürfe nicht länger tatenlos dabei zusehen, wie Mehrwegflaschen vom Markt gedrängt würden, betont Zacher. Das Thema gehöre bei der Bundesregierung oben auf die Agenda. „Umweltministerin Svenja Schulze sollte rasch einen Mehrweg-Gipfel einberufen – und sich dafür einsetzen, dass ein Verstoß gegen die Quote Konsequenzen hat.“ Hersteller, die die Mehrwegquote von 70 Prozent nicht einhalten, müssen bislang mit keinerlei Sanktionen rechnen, kritisiert die NGG.

Polizeimeldungen aus dem Kreis

Vaihingen an der Enz: Spritztour mit entwendeten Smart Fortwo – Polizeihubschrauber im Einsatz

Nachdem die Besitzerin eines Smart Fortwo ihren Fahrzeugschlüssel zwischen Donnerstag und Samstag mutmaßlich verloren hatte, machte ein bislang unbekannter Täter in der Nacht zum Dienstag eine Spritztour. Offenbar hatte der Unbekannte den Fahrzeugschlüssel gefunden und den in der Lehmenstraße in Enzweihingen geparkten Smart zwischen Montag 17.30 Uhr und Dienstag 01.20 Uhr entwendet. Gegen 01.25 Uhr war eine Streifenwagenbesatzung im Ortsteil Aurich auf der Hirsauer Straße unterwegs. Während der Fahrt sind den Beamten Fahrzeuglichter in einer angrenzenden Straße aufgefallen. Die Streife bog anschließend in die Florian-Geyer-Straße ein und stellte dort den silbernen Smart mit Vaihinger Zulassung (VAI) sowie laufendem Motor auf der Fahrbahn fest. Personen befanden sich allerdings nicht mehr im Wagen. Nachdem die Fahrzeugbesitzerin kontaktiert wurde, teilte sie der Polizei den Umstand bezüglich dem Verlust des Fahrzeugschlüssels mit. Aufgrund dieser Tatsache wurden Fahndungsmaßnahmen, in die auch ein Polizeihubschrauber eingebunden war, eingeleitet. Die Suche nach dem unbekannten Fahrer blieb jedoch erfolglos. Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben können, melden sich bitte beim Polizeirevier Vaihingen an der Enz unter der Tel. 07042 941-0.

Vaihingen an der Enz: 54-Jähriger auf Discounter-Parkplatz attackiert – Zeugen gesucht

Wegen Körperverletzung ermittelt die Polizei gegen den noch unbekannten Fahrer eines weißen Audi Cabrio, der sich am Montag gegen 16.20 Uhr im Beisein einer ebenfalls noch unbekannten Frau in der Planckstraße in einem Discounter aufgehalten hatte. Aus noch ungeklärten Gründen kam es im Kassenbereich zunächst zu einem verbalen Disput zwischen dem Unbekannten und einem 54 Jahre alten Kunden. Nachdem alle drei Personen den Einkaufsmarkt verlassen hatten, kehrte der 54-Jährige zu seinem Wagen auf dem Kundenparkplatz zurück. Kurz darauf ging der unbekannte Widersacher auf den 54-Jährigen zu, schrie ihn lautstark an und schlug ihm vermutlich mit der Faust ins Gesicht. Dadurch wurde der 54-Jährige leicht verletzt. Bevor der unbekannte Audi-Lenker zusammen mit seiner Begleitung sich anschließend aus dem Staub machte, fertigte der Geschädigte mit seinem Smartphone ein Lichtbild vom Kennzeichen des Autos. Das Polizeirevier Vaihingen an der Enz, Tel. 07042 941-0, hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben, sich zu melden.

Ludwigsburg: Unfall auf der B 27

Am Montag kam es gegen 16.15 Uhr auf der Bundesstraße 27 im Bereich der Abfahrt von Tamm kommend zu einem Unfall zwischen drei beteiligten Fahrzeugen. Ein 56-jähriger LKW-Lenker, der die B 27 aus Richtung Bietigheim-Bissingen kommend befuhr, übersah vermutlich das für ihn geltende Rotlicht, was dazu führte, dass er mit einer 67-jährigen VW-Fahrerin zusammen stieß, die von der Landesstraße 1133 auf die B 27 einfahren wollte. Durch den Aufprall wurde der VW seitlich abgewiesen und prallte gegen den BMW eines 39-Jährigen. Die 67 Jahre alte Frau erlitt leichte Verletzungen und wurde durch den Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht. Der VW und der BMW waren nicht mehr fahrbereit und musste abgeschleppt werden. Der Gesamtsachschaden wurde auf rund 45.000 Euro geschätzt. Aufgrund des Unfalls entstanden erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen.

Ludwigsburg: Unfallflucht – beschädigtes Fahrzeug gesucht

Nach einem Unfall, der sich am Montag zwischen 11.15 Uhr und 11.30 Uhr in der Jägerhofallee in Ludwigsburg ereignete, sucht das Polizeirevier Ludwigsburg, Tel. 07141/18-9, das beschädigte Fahrzeug. Ein 66-jähriger Mazda-Lenker streifte, beim Einparkvorgang in eine Parklücke entlang der Fahrbahn, einen abgestellten PKW. Nachdem der 66-Jährige zunächst gewartete hatte, entschied er sich, die Arbeiter auf einer nahegelegenen Baustelle nach Schreibutensilien zu fragen, um eine Nachricht an dem PKW zu hinterlassen. Als er wieder zurückkehrte, war der beschädigte PKW jedoch nicht mehr vor Ort. Den Unfall meldete der Mann erst einige Stunden später bei der Polizei. Bislang ist nur bekannt, dass es sich bei dem unbekannten PKW um einen roten handeln soll.

Nächster Autogipfel: Mehr Ladesäulen und höhere E-Prämie

Auch nach der nächsten Runde des Autogipfels geht das Warten auf den großen Wurf weiter. Was genau wurde beim Treffen im Kanzleramt erreicht? Eine Ausweitung der Kaufprämien für E-Autos, zusätzliche Ladesäulen und bei allem immer das Klima im Blick: Das sind in sehr netten Worten verpackt die wichtigsten angedachten Maßnahmen.

Im Detail heißt das: Bis 2022 soll es bundesweit 50.000 neue Ladesäulen geben. Einen Teil davon will die Autoindustrie offenbar in Eigenverantwortung errichten. “Das ist gut, ich finde aber, dass man die Ziele durchaus noch etwas höher hätte schrauben sollen”, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Der Bund will seinerseits den Ausbau der Ladeinfrastruktur in den kommenden Jahren mit 3,5 Milliarden Euro fördern. Das sieht der “Masterplan Ladeinfrastruktur” vor, den die Bundesregierung gerade erstellt hat.

Politik und Konzerne wollen darüber hinaus gemeinsam die bestehende Kaufprämie für Elektroautos erhöhen: Beide Seiten haben vereinbart, zum Beispiel den Verkauf von Fahrzeugen mit einem Netto-Listenpreis von 40.000 Euro künftig mit 6.000 statt bisher 4.000 Euro jeweils hälftig zu unterstützen. Kostet ein E-Auto jedoch mehr als 65.000 Euro, gibt es keine Förderung mehr.

Aber kommt gerade das Engagement der Autohersteller nicht viel zu spät? Keineswegs, so VDA-Chef Bernhard Mattes: “Wir machen jetzt große Anstrengungen zum richtigen Zeitpunkt.” Das sieht der Bundesverkehrsminister ähnlich. Angesichts des schon einmal verfehlten Ziels von einer Million Elektroautos bis 2020 betonte Andreas Scheuer (CSU): “Wir müssen jetzt Tempo machen”.

Aha: Diese nichtssagende Erkenntnis lässt noch viel Luft nach oben. Was bleibt, ist die Hoffnung auf den großen Wurf. Denn der kommt bestimmt. Irgendwann!

Ralf Loweg

 

Miete oder Eigenheim: So wohnt Deutschland

Ein Dach über dem Kopf ist vor allem in kalten Wintermonaten eine schöne Sache. Doch Wohnraum ist knapp und die Preiseschraube wurde in den vergangenen Jahren immer weiter angezogen – trotz sogenannter Mitpreisbremse. Da müsste der Trend doch eigentlich hin zum Eigenheim gehen. Doch ist das auch so?

Diese Annahme entpuppt sich schnell als Trugschluss. Denn immer weniger Menschen in Deutschland leisten sich ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung. In kaum einem anderen europäischen Land wohnen so wenige in den eigenen vier Wänden. Das jedenfalls zeigt eine aktuelle Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Weniger als die Hälfte der Deutschen leben demnach in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus. Nach der Jahrtausendwende ist die sogenannte Wohneigentumsquote lediglich von 41 Prozent auf 45,5 Prozent gestiegen – seit sieben Jahren stagniert sie.

Vor allem junge Menschen leben wieder häufiger zur Miete: 1999 betrug die Wohneigentumsquote der 25- bis 34-Jährigen etwa 23 Prozent – im Jahr 2017 waren es nur noch zwölf Prozent. Bei den 65- bis 74-Jährigen indes liegt die Eigentumsquote bei 58 Prozent. Das ergibt eine Analyse auf Grundlage der Haushaltsbefragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

Ralf Loweg

Online-Partnersuche: Ehrlichkeit währt am längsten

Viele Menschen suchen auf Dating-Portalen das große Glück. Dabei sollte man allerdings ein paar Spielregeln beachten, sonst geht die Partnersuche schief.

Beispiel: Oft wird empfohlen, sich bei der Online-Partnersuche selbst möglichst positiv darzustellen, um attraktiv zu wirken und das Interesse der anderen Teilnehmenden auf sich zu ziehen. Eine Studie der psychologischen Online-Partnervermittlung www.Gleichklang.de kommt nun zum gegenteiligen Ergebnis: Die besten Chancen auf eine dauerhafte Beziehung haben bei der Online-Partnersuche diejenigen, die absolut ehrlich sind.

Diplom-Psychologe Guido F. Gebauer vergleicht für Gleichklang die selbst berichtete Ehrlichkeit von Mitgliedern. Seine Einschätzung: Falsche Erwartungen für ein erstes Treffen würden beispielsweise erzeugt, wenn jemand ein Foto einstelle, das nicht dem tatsächlichen aktuellen Äußeren entspreche. Die Desillusionierung erfolge auf der Stelle und der Dating-Partner fühle sich hinters Licht geführt.

Falsche Erwartungen für eine Beziehung entstehen, wenn jemand Werte vorspielt, die er in Wirklichkeit nicht teilt. Zum Beispiel, wenn eine Person sich als monogam darstellt, obwohl sie polygam ist. Solche Unehrlichkeit fällt am Anfang oft nicht auf, aber eine entstehende Beziehung startet so unter einem ungünstigen Stern. Häufige Folgen sind Konflikte, Unzufriedenheit und Trennung.

Gebauer rät daher, beim Online-Dating von jedem Versuch Abstand zu nehmen, sich vorteilhafter darzustellen als es der Wirklichkeit entspreche. Der beste Garant für eine dauerhafte glückliche Beziehung sei eine radikal ehrliche Online-Kommunikation.

Es könne im Einzelfall durchaus sein, dass durch Ehrlichkeit zunächst das Ausmaß an Resonanz sinke und sich die Partnersuche zeitlich verlängere. Beziehungen sollten aber dauerhaft halten und für eine gute Passung sei eine längere Suchzeit in Kauf zu nehmen, so der Experte.

Ralf Loweg

Darum landen Medikamente im Müll

Dass Medikamente oft allzu sorglos im Mülleiner entsorgt werden, ist in Deutschland keine Seltenheit. Doch woran liegt das? Ein Hauptgrund liegt in zu großen Packungen.

So geben 62 Prozent in einer Umfrage des “rbb” an, dass zum Zeitpunkt der Genesung noch ausreichend Medikamente in der Verpackung vorrätig waren. Andere Gründe sind, dass die Behandlung vorzeitig abgebrochen oder ein Medikament nicht vertragen wurde.

Zwar gibt jeder Zweite Medikamente bei einer Apotheke zurück, doch diese dürfen die Arznei nicht weitergeben. Die jährliche Verschwendung zu Lasten aller Krankenversicherten geht weiter, obwohl aus anderen Ländern Verfahren bekannt sind, die Abhilfe versprechen.

Aus Entwicklungsländern, aber auch aus Skandinavien und den Niederlanden ist eine Portionierung bekannt. Statt 50er- oder 100er-Packungen erhält ein Patient nur so viele Tabletten, wie er benötigt. Klingt vernünftig.

Ralf Loweg

Formel 1: Lewis Hamilton jagt Schumacher-Rekorde

Lewis Hamilton ist zum sechsten Mal Formel-1-Weltmeister. Dem Briten genügte im drittletzten Rennen der Saison 2019 in Austin in Texas ein zweiter Platz hinter seinem Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas zum Titel-Triumph.

Der 34-jährige Lewis Hamilton könnte 2020 zwei große Rekorde von Formel-1-Legende Michael Schumacher brechen. Hamilton, dessen Vertrag nach der Saison 2020 ausläuft, steht aktuell bei 83 Siegen. Schumacher schaffte in seiner Karriere 91 Rennsiege.

Außerdem könnte Hamilton 2020 wie Schumacher auf sieben WM-Titel kommen. “Ich möchte jetzt gar nicht an die Zahl Sieben denken, ich möchte das erstmal genießen”, sagte Lewis Hamilton nach seinem Triumph. “Es sieht so nah aus, ist aber doch so weit weg. Es wird erneut eine unglaubliche Arbeit brauchen.”

Das Reglement der Formel 1 bleibt 2020 noch stabil, weshalb Mercedes und Hamilton wieder als Favoriten in die Saison gehen werden. Seit der Einführung der Hybrid-Motoren 2014 haben die Silberpfeile in jedem Jahr den Titel geholt.

Andreas Reiners

Bei Fieber den Schongang einlegen

Wer an einer starken Erkältung mit Fieber leidet, der sollte sich schonen. Das heißt: Sport ist in diesem Fall ein absolutes Tabu. Denn bei Überlastung drohen Kreislaufprobleme und sogar Herzschäden, wie das Gesundheitsmagazin “Apotheken Umschau” berichtet.

Wer ausreichend trinkt, fühlt sich bei einer Erkältung deutlich besser. Heilpflanzen in Husten-Tees beeinflussen die Heilung günstig, weil sie mild desinfizieren und Hustenattacken abschwächen. Am besten ungesüßt trinken. Bei Schnupfen unterstützen Nasensprays mit Meerwasser und anderen natürlichen Salzen die Abwehrfunktion der Nasenschleimhaut und wirken mild abschwellend.

Weitere Tipps, wie sich bei Schnupfen, Halsweh, Fieber und Husten die Symptome rasch lindern lassen, hat die “Apotheken Umschau” in einer heraustrennbaren “Checkliste Erkältung” zusammengefasst.

Ralf Loweg