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Weiterhin nirgendwo so viele Kaiserschnitte wie in der Türkei

Weiterhin gibt es nirgendwo auf der Welt es so viele Kaiserschnitte wie in der Türkei. Das geht aus OECD-Daten hervor, die das Statistische Bundesamt am Dienstag teilte.

Demnach kamen laut der aktuellsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2019 in der Türkei mehr als die Hälfte aller Kinder per Operation auf die Welt. Konkret kamen 54 Kaiserschnitte auf 100 Lebendgeburten, und damit mehr als in jedem anderen von der OECD erfassten Land. Auf den weiteren Rängen folgen Polen mit 39 und Italien mit 33 Kaiserschnitten je 100 Lebendgeburten. Danach folgt dann aber auch schon Deutschland: Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag weiter mitteilte, lag die Kaiserschnittrate in Deutschland bundesweit bei 29,7 Prozent.

Gegenüber dem Jahr 2019 (29,6 Prozent) ist sie damit nahezu gleichgeblieben. Über die letzten 30 Jahre betrachtet hat sich der Anteil dieser operativen Eingriffe in Deutschland allerdings fast verdoppelt. Auch in der Türkei ist der Kaiserschnitt-Boom kein ganz neues Phänomen: Schon 2016 zitierte der “Deutschlandfunk” eine türkische Ärztin, “neben dem allgemeinen Modernisierungswahn, gehe es vor allem um die Angst der Mediziner, verklagt zu werden”. In keinem anderen Bereich gehen laut des Berichts so viele türkische Patienten vor Gericht, wenn es Komplikationen gab, wie in der Geburtsmedizin.

Turkish24 / dts

So hat sich das Wahlverhalten der Deutschtürken verändert

Türkeistämmige wählen SPD – diese Regel, die mancherorts über Jahrzehnte galt, wird langsam aber sicher aufgeweicht. Die Parteipräferenzen, die für die Wahlberechtigten mit türkischen Wurzeln beobachtet werden konnten, “haben sich zunehmend denen von Wählenden ohne Migrationsgeschichte angeglichen”, sagte Achim Goerres von der Universität Duisburg-Essen.

Er hat zusammen mit Sabrina Mayer von der Universität Bamberg die politischen Einstellungen von Deutschen mit Migrationshintergrund untersucht, nicht nur mit Bezug zur Türkei, sondern insbesondere auch zu Russland und anderen Ländern. Erste aussagekräftige Ergebnisse der Immigrant German Election Study II (IMGES II) liegen jetzt vor. Demnach sind die Befragten zufrieden mit der Demokratie und fühlen sich als Deutsche. Statt eine der beiden Volksparteien zu bevorzugen, wählen sie ähnlich wie Menschen ohne Einwanderungsgeschichte.

Für die bereits im Jahr 2021 durchgeführte Erhebung wurde die Stadt Duisburg genau unter die Lupe genommen: “Die Stadt ist geradezu der Prototyp der modernen Großstadt des 21. Jahrhunderts: Divers, ungleich und demokratisch regiert”, sagte der Politikwissenschaftler Goerres. Befragt wurden zusätzlich auch Deutsche anderer Herkunft bzw. ohne migrantische Wurzeln. Unterm Strich fanden mit 1.500 per Zufallsstichprobe ausgesuchten Personen je drei längere Telefoninterviews statt. Die ersten Ergebnisse haben die Experten überrascht: Viele Wähler fühlten sich “grundsätzlich zugehörig zu Deutschland” und seien “zufrieden mit der Demokratie”.

Ihr Interesse für Politik stieg, je näher der Urnengang rückte. Die Wahlbeteiligung hat sich im Vergleich zu anderen Studien außerdem angeglichen: Sie lag bei türkeistämmigen Deutschen bei 67 Prozent, und damit geringfügig niedriger als bei den anderen Gruppen, die in Duisburg auf 69 Prozent kamen.” Der Datenberg der Wahlstudie ist auch dank Big Data-Techniken riesig, weitere Auswertungen werden folgen. Da die Studie für eine Großstadt durchgeführt wurde, lässt sich u.a. detailliert analysieren, welche Rolle das soziale und politische Umfeld der Befragten für ihre Stimmabgabe spielte.

Turkish24 / dts

 

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