In Deutschland beerdigt werden? Religiöse Deutsch-Türken in vielen Fragen zwiegespalten

Junge religiöse Deutschtürken haben ein zwiegespaltenes Verhältnis zu den gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland. Das ist das Ergebnis der diese Woche erschienenen DITIB-Studie 2021, die von Harry Harun Behr, Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Islam, und der wissenschaftliche Projektleiterin Meltem Kulaçatan am Fachbereich Erziehungswissenschaften, beide Goethe-Universität, durchgeführt wurde.

Befragt wurden junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die sich selbst als muslimisch bezeichnen, sich ehrenamtlich im Jugendverband des DITIB-Moscheeverbands engagieren und in Deutschland beheimatet sind. Demnach fühlten sich die Befragten in Deutschland zu Hause, empfinden aber zugleich eine gewisse Unentschlossenheit gegenüber dem Land, in dem sie leben. Sie planen ihre Zukunft in Deutschland und engagieren sich etwa in der Flüchtlingshilfe, in der Politik und in der Feuerwehr, können sich aber nicht vorstellen, in Deutschland beerdigt zu sein. Sie finden im DITIB-Moscheeverband mit seinem außerschulischen Bildungsangebot einen Ersatz für die türkische Heimat ihrer Eltern und Familien, fordern aber mehr deutschsprachige Imame in ihrer Gemeinde und ein stärkeres Zugehen des Verbands auf nicht-muslimische Bürger.

Sie wünschen sich einen selbstbewussteren Umgang mit dem eigenen Glauben und sind der Meinung, die islamische Religion sei nur für Muslime offen, lehnen aber religiöse Übertreibungen wie Kopftuchzwang und Zwangsehen ab. Sie betonen biologische und Rollen-Unterschiede zwischen Mann und Frau, gehen aber selbstverständlich von deren Gleichberechtigung aus, so Detailergebnisse der Studie. Initiiert wurde die Studie vom Jugendverband des DITIB-Moscheeverbands (BDMJ), eine Einflussnahme des Auftraggebers auf Ergebnisse sei aber vorab ausgeschlossen worden, so die Wissenschaftler. DITIB steht für die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V., sie ist die größte sunnitisch-islamische Organisation in Deutschland.

Der Verband mit Sitz in Köln-Ehrenfeld ist ein seit 1984 beim Amtsgericht Köln eingetragener Verein. Er untersteht aber der Kontrolle des staatlichen Präsidiums für religiöse Angelegenheiten der Türkei, welches früher dem türkischen Ministerpräsidentenamt angegliedert war und heute dem Präsidenten direkt unterstellt ist.

Turkish24 / dts

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