10°

Kritik an Umsetzung der Grundrente

Immer mehr Rentner sind von Altersarmut bedroht. Darum will die SPD nachbessern. Doch die Art, wie die geplante Grundrente organisiert werden soll, steht in der Kritik. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hält die Umsetzung gar für “abenteuerlich”.

“Bei der Einführung der Grundrente ist nicht nur der anvisierte Termin abenteuerlich, sondern auch die damit verbundenen Verwaltungskosten sprengen den Rahmen des Vorstellbaren”, heißt es in einer Mitteilung des DIA. “Noch bevor der Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Heil überhaupt ins Regierungskabinett gelangt, glaubt schon kaum noch jemand außerhalb der SPD daran, dass der anvisierte Einführungstermin 1. Januar 2021 zu schaffen ist”, sagt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern.

Der geplante automatisierte Datenaustausch mit den Finanzämtern sei bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu schaffen. Alternativen, wie die Einkommensprüfung auf andere Weise stattfinden könne, gebe es auch nicht.

“Ein Desaster bahnt sich auch beim Verwaltungskostenaufwand an”, lautet die Warnung. Nach den Schätzungen der Deutschen Rentenversicherung Bund, die den Gesetzentwurf von Minister Heil massiv kritisierte, würde der Verwaltungsaufwand mehr als 25 Prozent der Leistungsausgaben der Grundrente ausmachen – ein Vielfaches im Vergleich zur Kostenquote, die im Durchschnitt von der Rentenversicherung bislang aufgebracht wird.

Deren Verwaltungskostenquote liegt seit Jahren bei etwas mehr als 1,2 Prozent. “Gerade jene Partei, die besonders heftig zu hohe Kosten in der privaten Altersvorsorge kritisiert, ist bereit, einen enorme Kostensatz in Kauf zu nehmen, damit die Grundrente unter den Prämissen der SPD umgesetzt werden kann”, spottet der DIA-Sprecher. Es sei nämlich vor allem die neue Einkommensprüfung, die die Kosten für die Grundrente in die Höhe treibe.

Dabei existiere, so das DIA, bereits ein Vorschlag, der schnell und mit erheblich weniger Aufwand umgesetzt werden könnte: ein Freibetrag in der Grundsicherung. Mit den Grundsicherungsämtern gibt es Behörden, die seit Jahren schon das Verfahren der Anspruchsprüfung durchführen. “Wenn die SPD bei der Aufstockung kleiner Renten den Empfängern unbedingt den Gang zu den Grundsicherungsämtern ersparen will, wäre eine Verwaltungskooperation mit der Deutschen Rentenversicherung denkbar. Die Prüfungbleibe beim Grundsicherungsamt, aber ihren Ansprechpartner fänden die Empfänger bei der Rentenversicherung. Das sei dann immer noch einfacher als das jetzt diskutierte Verfahren.

Lars Wallerang

Audi kündigt Kurzarbeit in E-Autowerk an

Der Autohersteller Audi hat Kurzarbeit für seine Elektroauto-Fabrik in Brüssel angekündigt, teilt die “Automobilwoche” unter Berufung auf die belgische Nachrichtenagentur Belga mit. Die Gewerkschaften seien außerdem darüber informiert worden, dass die Verträge von 145 Zeitarbeitnehmern nicht verlängert würden. Weitere 250 könnten folgen.

Als Grund habe die Direktion Schwierigkeiten eines Zulieferers genannt, nötige Teile für den Einbau der Batterien in die Elektro-SUVs zu liefern, erklärten Arbeitnehmervertreter den Angaben zufolge. Ein Werkssprecher sagte Belga, am Bau der Modelle e-tron und e-tron Sport in Brüssel seien mehr als 300 Zulieferer beteiligt, was die Abläufe komplex mache und manchmal zu “unerwarteten Situationen” führen könne.

Lars Wallerang

Mehr Frauen auf der Chef-Etage

Die Frauenanteile in den Vorständen großer Unternehmen in Deutschland sind im vergangenen Jahr etwas stärker gestiegen als in den Jahren zuvor. Das geht aus dem neuesten Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin hervor.

Demnach knackten die 200 umsatzstärksten Unternehmen erstmals die Zehn-Prozent-Marke: 94 von 907 Vorstandsposten hatten Frauen inne, das entspricht einem Anteil von 10,4 Prozent. Im Jahr zuvor waren es neun Prozent, damals lag der Anstieg bei weniger als einem Prozentpunkt.

Auch bei den größten börsennotierten und bei den Unternehmen mit Bundesbeteiligung war die Entwicklung im Vorstand etwas dynamischer als in vorangegangenen Jahren. Bei Banken und Versicherungen war das ebenfalls der Fall. In den Aufsichtsräten ging es hingegen, anders als in den meisten Jahren zuvor, im Vergleich zu den Vorständen langsamer nach oben.

In der größten Auswertung dieser Art haben das DIW und die Freie Universität (FU) Berlin erneut über 500 Unternehmen unter die Lupe genommen und ausgewertet, inwieweit Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten vertreten sind. Die Zahlen wurden im Herbst 2019 erhoben, unter anderem auf Basis von Angaben der Unternehmen im Internet, des Bundesanzeigers, von Geschäftsberichten und Anfragen bei den Unternehmen.

Ralf Loweg

Die Auto-Hitparade in Europa

Der Europa-Report des Portals AutoScout24 gibt Einblicke in die Marktlage und die Entwicklungen auf dem europäischen Gebrauchtwagenmarkt. Er nennt die Auf- und die Absteiger und dokumentiert die Preisentwicklung. Hier die Ergebnisse fürs zu Ende gegangene Jahr 2019.

Das Portal kürt anhand der Seitenaufrufe alljährlich die beliebtesten Fahrzeugmodelle des Jahres in Europa. Diesmal kommen sie alle aus Deutschland und werden vom VW Golf angeführt. Der Wolfsburger Dauerbrenner konnte 2019 mit 4,1 Prozent aller Seitenaufrufe auf AutoScout24 den elf Jahre führenden 3er BMW (3,5 Prozent) an der Beliebtheitsspitze ablösen. Wie schon 2018 sicherte sich die Mercedes C-Klasse mit 2,8 Prozent den dritten Platz. Es folgen die E-Klasse und der Audi A4 mit je 2,3 Prozent.

Bis auf den Audi A4 (im Schnitt 19.134 Euro, minus 0,6 Prozent) ging es bei den Gebrauchtpreisen zum Teil deutlich aufwärts. So zogen der VW Golf um 0,9 Prozent auf 15.784 Euro an. Der BMW 3er kostete mit 16.307 Euro 1,1 Prozent mehr als 2018. Die C-Klasse verteuerte sich um 3,8 Prozent auf 25.138 Euro und die E-Klasse um 4,8 Prozent auf 27.805 Euro.

Rudolf Huber

Boom an privaten Hochschulen

Private Hochschulen werden in Deutschland immer beliebter: Im Wintersemester 2018/2019 waren 246.700 Studenten an privaten Hochschulen eingeschrieben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 7,0 Prozent mehr als im Wintersemester 2017/2018 (230 200). Dagegen stieg die Gesamtzahl der Studenten an allen Hochschulen in diesem Zeitraum lediglich um 1,0 Prozent auf 2,87 Millionen.

Seit dem Wintersemester 2000/2001, als 24.600 Studenten an privaten Hochschulen gezählt wurden, hat sich ihre Zahl verzehnfacht. Gefragt sind vor allem die privaten Fachhochschulen (FH): Knapp neun von zehn Studenten an privaten Hochschulen waren an einer privaten FH eingeschrieben.

Die Studenten an privaten Hochschulen waren mit einem Durchschnittsalter von 24,6 Jahren etwas älter als die Studenten insgesamt (23,4 Jahre). Der Anteil ausländischer Studenten an den privaten Hochschulen lag im Wintersemester 2018/2019 mit 11,0 Protent dagegen unter dem Durchschnitt aller Hochschulen (14 Prozent).

Ralf Loweg

Mietpreise: So steht es um den Wohnungsmarkt

Die Neuvertragsmieten in Deutschland sind nach einer Studie zum Jahresende 2019 nicht weiter gestiegen. Im vierten Quartal hätten die Durchschnittsmieten bei neu abgeschlossenen Verträgen gemessen am Vorquartal stagniert, teilte der Immobilienspezialist F+B in Hamburg mit. Im Vorjahresvergleich beobachtete die Firma, die Städte und Gemeinden bei der Aufstellung von Mietspiegeln berät, einen leichten Rückgang von 0,3 Prozent.

Wirkung zeigt offenbar die Mietpreisbremse und die Diskussion über mögliche Verschärfungen. Größere Investoren würden sich deshalb immer stärker vom deutschen Immobilienmarkt zurückziehen. “Als Grund wird die zunehmend unübersichtliche und kaum noch kalkulierbare Mietenregulierung angegeben, die sich zudem aufgrund der föderalen Struktur auch noch von Bundesland zu Bundesland unterscheide”, schreibt F+B.

Von einer grundlegenden Trendwende ist in dem Bericht allerdings nicht die Rede. Denn die Neuvertragsmieten signalisieren zwar die Richtung am Immobilienmarkt, machen aber nur einen vergleichsweise kleinen Bereich aus. In bestehenden Verträgen sieht die Lage nämlich anders aus. Dort stiegen die Mieten weiter: im vierten Quartal um 1,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Und noch etwas: Die Immobilienpreise in Deutschland sind viel stärker als die Mieten gestiegen. So verteuerten sich Eigentumswohnungen im vierten Quartal um 5,4 Prozent und Einfamilienhäuser um 3,8 Prozent.

Ralf Loweg

 

 

Auftragsbestand bleibt stabil

Die Reichweite des Auftragsbestands ist für die Wirtschaft ein wichtiges Barometer. Geht sie schnell und deutlich zurück, ist eine Krise in Sicht. So gesehen ist die jüngste Kennzahl von 5,6 Monaten für den November 2019 vom Statistischen Bundesamt (Destatis) eine gute Nachricht. Denn sie ist identisch mit der des Vormonats.

Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe theoretisch bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge produzieren müssten, um die vorhandene Nachfrage abzuarbeiten. Laut Destais lag der Auftragsbestand im November 2019 bei den Herstellern von Vorleistungsgütern um 1,5 Prozent niedriger als im Oktober 2019. Bei den Herstellern von Investitionsgütern legte er um 0,3 Prozent zu, ebenso im Bereich der Konsumgüter.

Rudolf Huber

Die Deutschen und die Arbeitszeit

“Chef, ich will länger arbeiten!” Dieses Ansinnen klingt erst einmal etwas seltsam – ist aber alltägliche Realität. Denn nach dem Arbeitszeit-Zensus 2018 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wollen deutlich mehr Arbeitnehmer gerne pro Woche länger arbeiten als kürzer.

In Zahlen: 2,2 Millionen Erwerbstätige, die im Schnitt 28,9 Stunden pro Woche tätig sind, würden gerne eine Mehrarbeit von 10,6 Stunden leisten. Und 1,4 Millionen Überbeschäftigte arbeiteten durchschnittlich 41,6 Stunden und wünschten sich eine Verkürzung um 10,8 Stunden.

Im Schnitt hatten 2018 Vollzeitbeschäftigte eine Wochenarbeitszeit von 41,4 Stunden, bei Teilzeitbeschäftigten waren es 20 Stunden. Unterschiede gibt es dabei laut Destatis zwischen den Geschlechtern und den Regionen. So ist die Wochenarbeitszeit bei den vollzeitbeschäftigten Männern im Westen mit 42 Stunden eine halbe Stunde länger als im Osten. Bei den vollzeitbeschäftigten Frauen lag die Wochenarbeitszeit mit 40,3 Stunden im Westen um 0,2 Stunden höher als im Osten.

“Teilzeitbeschäftigte Frauen weisen dagegen in Westdeutschland mit 20 Stunden eine niedrigere gewöhnliche Wochenarbeitszeit auf als die teilzeitbeschäftigten Frauen in Ostdeutschland, deren Wochenarbeitszeit bei 24,4 Stunden liegt”, so die Statistiker.

Rudolf Huber

Kleines Plus auf dem europäischen Pkw-Markt

Für den europäischen Pkw-Mark ging es im Jahr 2019 leicht bergauf. Auch Brasilien konnte zulegen. Einbrüche verzeichnen dagegen die Pkw-Märkte in Asien, Russland und den USA. In Europa wurden im Jahr 2019 insgesamt 15,8 Mio. Pkw neu zugelassen, rund ein Prozent mehr als im Vorjahr.

Wie der Autoindustrieverband VDA mitteilt, entwickelten sich die großen Volumenmärkte dabei unterschiedlich. Deutschland (plus fünf Prozent) und Frankreich (plus zwei Prozent) konnten ihr Marktvolumen ausbauen. In Italien blieben die Neuzulassungen auf Vorjahresniveau. Das Vereinigte Königreich (minus zwei Prozent) und Spanien (minus fünf Prozent) mussten hingegen Rückgänge verzeichnen.

Der brasilianische Markt für Light Vehicles verbuchte im Gesamtjahr 2019 ein stattliches Wachstum. Der Absatz von Neuwagen stieg um acht Prozent auf 2,7 Millionen Fahrzeuge. Dies war das dritte Wachstumsjahr in Folge – nach einer langen Schwächephase.

In den USA schloss der Light-Vehicle-Markt (Pkw und Light Trucks) das Jahr 2019 mit knapp 17,0 Millionen verkauften Fahrzeugen ab (minus ein Prozent). Erstmals seit 2014 überschritt der US-Markt damit nicht mehr die 17-Millionen-Marke.

In China sank das Volumen des Pkw-Marktes im Jahr 2019 um fast zehn Prozent auf 21,0 Millionen Neufahrzeuge. Dies war nach 2018 der zweite Rückgang in den vergangenen Jahrzehnten. Der indische Pkw-Markt konnte 2019 nicht an das gute Vorjahr anknüpfen. Es wurden insgesamt 3,0 Millionen Einheiten verkauft, 13 Prozent weniger als 2018. Der japanische Neuwagenmarkt blieb 2019 mit 4,3 Millionen verkauften Pkw um zwei Prozent unter dem Vorjahresergebnis.

Nach zwei starken Wachstumsjahren hat der russische Light-Vehicle-Markt im vergangenen Jahr an Schwung verloren. Im Jahresverlauf lag das Absatzvolumen mit knapp 1,8 Millionen verkauften Neufahrzeugen zwei Prozent unter dem des Vorjahres.

Lars Wallerang

Bei Opel wird der Gürtel noch enger geschnallt

 Die Nachricht klingt zunächst gut: Der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen wurde bei Opel um weitere zwei Jahre bis Juli 2025 verlängert. Die Jungfacharbeiter, die sich in der Ausbildung befinden, werden unbefristet übernommen. Außerdem hat das Unternehmen weitere Investitionen in das Werk in Rüsselsheim beschlossen: Die nächste Generation des Opel Astra ab 2021 als Fünftürer und ab 2022 als Kombi wird in Rüsselsheim produziert. Doch es gibt auch schlechte Nachrichten: Es werden weitere Stellen abgebaut, ein Kahlschlag droht.

Denn es werden in Absprache mit dem Betriebsrat freiwillige Programme zur Personalreduzierung wie Altersteilzeit, Vorruhestand und Abfindungen deutschlandweit für die Jahrgänge bis 1963 geöffnet. So kann Opel bis Ende 2021 weitere 2100 Stellen abbauen.

Besonders betroffen soll dabei das Werk in Rüsselsheim sein. Die Vereinbarung gilt für die Werke Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern.

Das ist aber noch nicht alles, wie das Handelsblatt berichtet. Demnach soll es für die Tochter des französischen PSA-Konzerns aufgrund einer Vereinbarung zwischen Unternehmen und Betriebsrat möglich sein, bis Ende des Jahrzehnts insgesamt bis zu 4100 Stellen einzustampfen, jeweils verbunden mit einer Ausweitung des Kündigungsschutzes. Sofern sich genügend Freiwillige für die Programme zur Personalreduzierung finden.

Die Peugeot-Mutter PSA hatte Opel im Jahr 2017 mit rund 19.000 Beschäftigten in den deutschen Werken übernommen. Seitdem wird der Traditionshersteller auf Effizienz getrimmt: Bereits rund 6800 Beschäftigte unterschrieben Verträge zu Altersteilzeit, Vorruhestand oder Abfindungen.

Andreas Reiners

Seite 9 von 22
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22